Einer der Trends, der für den ländlichen Raum im »Trendreport Land« identifiziert wurde, nennt sich »Regionen werden zur Marke«. Was hat es damit auf sich?

Regionen werden zur Marke

Beim Abendessen entwickelte sich in meinem Freundeskreis vor kurzem eine hitzige Diskussion rund um die Begriffe Biosiegel, regionale Produkte, Heimat, Qualität und Wirtschaftskraft. Nun kenne ich die Charaktere meiner langjährigen Bekannten sehr gut und hätte schon vorab sagen können, welchen Verlauf der Abend nimmt: Es bildete sich eine Front, die großes Vertrauen in Regionalprodukte hat, weil sie weiß, wie sehr die heimischen Produzenten geprüft werden und gerne in die lokale Wirtschaft investiert, damit der Wohlstand in der Region Früchte trägt. Die andere Front, bestehend aus Personen, die einer Bio- oder Regio-Vermarktungsstrategie von Produkten unterstellt, sie spiele dem Verbraucher eine hohe Qualität vor, die nicht garantiert ist und dennoch gehobene Preise rechtfertigt. Alle an der Diskussion Beteiligten stellten sich zu einem Zeitpunkt die Frage: Kaufe ich nun lieber regionale Produkte als andere und wenn ja, womit begründe ich das? Wie auch immer Sie diese Frage für sich beantworten, ob regionale Gemüsekiste oder Handwerkskunst, Produkte mit einem konkreten Bezug zu einer Region und ihren Bewohnern scheinen bei den Deutschen anzukommen, die Nachfrage wächst.

Identifikation mit dem Wohnort wird immer wichtiger

Zahlreiche Projekte im Wettbewerb beschäftigen sich mit regionalen Produkten. Nicht selten mit dem Ziel, die Identifikation der Menschen mit ihrem Lebensraum zu erhöhen. Was soll das bringen, fragen Sie sich? Eine hohe Identifikation der Bürger mit ihrer Region verspricht ein gestärktes Verantwortungsbewusstsein. Das entlastet langfristig die öffentliche Hand und drückt sich z.B. in einem gepflegten Ortsbild aus. »Bitte hinterlassen Sie diesen Ort, wie Sie ihn gerne vorfinden möchten«,“ heißt es häufig auf den Toiletten von Rastplätzen oder Restaurants. Selten finde ich diese Orte in einem Zustand vor, den ich akzeptieren möchte. Der Satz kommt mir häufig in den Sinn, wenn ich die Grünstreifen entlang der Fahrbahnen zugemüllt oder öffentliche Güter verwüstet sehe. Die Bürger scheinen mehr Selbstbestimmung und Entscheidungskraft zu fordern und zeigen dennoch häufig wenig Verantwortungsbewusstsein für ihren Lebensraum. Sie nicht nur zur Verantwortung zu bewegen, sondern sie in einer Gemeinschaft zu Hause sein zu lassen, in der sie langfristig leben möchten, ist das Ziel in der Stadt wie auf dem Land – das verdeutlicht der Wettbewerb. Die Steigerung der Attraktivität im Sinne eines »Unser Ort soll schöner werden« liegt 57 Prozent der Siegerprojekte im diesjährigen Wettbewerb als Hauptziel zugrunde. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen die Projekte kontinuierlich und vor allem langfristig ausgerichtet sein.

»Schöne Grüße aus Stuttgart«

Die bewusste Bildung von Regionen ist ein Merkmal des diesjährigen Wettbewerbs: Etwa ein Viertel der Siegerprojekte schloss sich zur Erreichung eines gemeinsamen Ziels unabhängig von administrativen Einheiten zusammen. Die Eigenarten einer Region gekonnt in einem stimmigen Image zu vermarkten ist dabei notwendig, um den regionalen Gemeinschaftssinn zu stärken. Wer von Ihnen aktiv dazu beitragen möchte, den eigenen Lebensraum zu stärken und den Standort als Universitäts- und Forschungszentrum zu festigen, könnte als Ergänzung zur E-Mail-Signatur in Zukunft beispielsweise den Zusatz »Schöne Grüße aus Stuttgart-Vaihingen« hinzufügen.

Leselinks:



Kategorien: Stadtentwicklung
Tags: , , ,