IAO-Blogreihe zum Wissenschaftsjahr 2015: »Zukunftstadt«

Norwegen und speziell Oslo sind in der langfristigen Politik zur Implementierung von Elektromobilität in vieler Hinsicht vorbildlich. Für die Zukunft sollen im hohen Norden keine abstrakten, visionären Ziele für die Einführung von E-Mobilen formuliert werden, sondern konkrete Zeitpläne mit einem praktischen Maßnahmenkatalog.

Anders als bei abstrakten Zielen in ferner Zukunft (etwa der Vision von einer Million Elektrofahrzeugen bis 2020 auf deutschen Straßen) besteht in Norwegen somit nicht die Gefahr, dass der Druck zur Umsetzung verfliegt und die Verantwortung für konkrete Ergebnisse an die nächste Regierungsepisode weitergegeben wird. Wenn diese Strategie jedoch langfristig Erfolg haben soll, muss Oslo das E-Mobilitätsdilemma lösen und dafür sorgen, dass die Elektromobilität auch im öffentlichen Sektor eine lohnenswerte Alternative darstellt.

Taxi, bitte: Teilöffentliche Flotten als Lösung im E-Mobilitätsdilemma

Während der Privatverkehr von Kaufanreizen und Nutzungsvorteilen für E-Autos profitiert, ist beim Taxi das Gegenteil der Fall: Eine Analyse zeigte, dass es im November 2014 nur eine einstellige Anzahl von Elektrofahrzeugen in der Taxiflotte Oslo gab. Der Umstieg auf E-Mobile scheint also gerade bei Taxis als intensiv genutzten Stadtfahrzeugen weder zu überzeugen, noch sich wirtschaftlich zu lohnen. Im Alltagsbetrieb zeigte sich außerdem, dass bislang nur das Tesla Model S in der Lage ist, ein konventionelles Taxi im täglichen Stadtbetrieb auf Oslos Straßen vollständig zu ersetzen. Elektromobilität ist jedoch nicht nur eine Technologie, sondern eine andere Verkehrssystematik. Die »Vorfahrt für E-Mobile« speziell bei der Taxiflotte lässt sich auch durch innovative Verkehrskonzepte fördern:

Mit E-Taxis besser fahren: Innovationen für die E-Mobilisierung Oslos

Der immer noch begrenzten Reichweite von E-Mobilen könnte man in Zukunft dadurch entgehen, indem man in Zeiten eines hohen Verkehrsaufkommens temporär die Fahrerlaubnis auf den privilegierten Fahrspuren aufhebt. Bei Stau hat der öffentliche Verkehr Vorfahrt. Des Weiteren wäre für die Nutzung von elektrisch angetriebenen Taxis ein Ausbau der Schnellladeinfrastruktur in Stadtzentren hilfreich, idealerweise in Gebieten mit der größten Kundendichte für Taxis. Eine weitere Maßnahme zur Reichweitenoptimierung von Elektrotaxis wäre die Begrenzung des Einsatzgebiets. In Innenstadtbezirken oder anderen vordefinierten Aufgabengebieten (z.B. Flughafentransfer) sind die Fahrtmuster und somit die zu absolvierenden Kilometer bekannt. Reichweite und Ladefrequenz sind so viel besser steuerbar. Wenn Kunden gleich während des Buchungsprozesses Angaben über ihre Fahrstrecke machen könnten, kann so auch unkompliziert sichergestellt werden, dass die gewünschte Fahrt nicht außerhalb des Versorgungsgebiets liegt und Reichweitenprobleme gar nicht erst auftauchen.

Erfolgskritisch: Elektromobile Geschäftsmodelle

Für die elektromobile Zukunft in Oslo und anderswo muss die Technologie jedoch auch als Geschäftsmodell funktionieren. Auch hier bieten sich Taxi-Flotten als »Eary Adopters« an: Die Etablierung von Elektrofahrzeugen im Taxigewerbe könnte für Taxiunternehmen in tendenziell sehr umweltfreundlichen Skandinavien sogar einen Wettbewerbsvorteil darstellen. In vielen Lebensbereichen haben sich nachhaltige Modelle durchsetzen können, weil Nutzer sich bei gleichem Service für die umweltfreundlichere Alternative entscheiden. Auch Stromkonzerne könnten von elektrisch betriebenen Taxis profitieren, da diese als eine Art mobiler Speicher zur Zwischenspeicherung von regenerativ erzeugter Energie dienen könnten. Eine Forschungsfrage für Oslo als elektromobile Pionierstadt wäre hierzu, welche Facetten eines regulierten und deregulierten Taximarkts eine nachhaltige Implementierung von Elektrotaxis gewährleisten.

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Kategorien: Digitalisierung, Future Mobility, Nachhaltigkeit, Stadtentwicklung
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