Kopffüßer – erfindungsreich wendig

Ich wage einen zweiten Tauchgang in die Meere, auf der Suche nach Bewohnern, die mehr Agilität zeigen als eine adulte Seescheide – und entdecke bei genauer Betrachtung der Meereswelt mehrere Kopffüßer. Diese meist einsam umherziehenden Tiere kommen in ca. 750 Arten vor und bewohnen unsere Meere seit über 500 Millionen Jahren. Bekannte Unterarten sind Oktopusse, Zehnfüßer, Tintenschnecken, Kraken, Kalmare, Perlboote.

Anfang April druckte die Süddeutsche Zeitung einen sehr lesenswerten, umfassenderen Artikel zu diesen Meeresbewohnern ab. Zwischenüberschriften darin lauten »schlau bis in die Glieder«, »alle Arme an die Arbeit« oder »mit der Haut sehen«. Von den Kopffüßern ist bekannt, dass sie über ein weit verzweigtes und gut ausgebildetes Netz aus miteinander verbunden Nervenzellen verfügen, das mehrere dicke Stränge und Verknotungen aufweist (Gehirn). Dies ermöglicht es den meist acht- oder zehnarmigen Tieren z.B., sich je nach Umgebung an unterschiedlichen Stellen des Körpers rasch unterschiedlich einzufärben, die vielen Arme gleichzeitig für sehr unterschiedliche Aktivitäten einzusetzen und dezentral schnell auf Reize zu reagieren.

Kopffüßer können ganz Erstaunliches: Sie öffnen Schraubverschlüsse, vollziehen Täuschungsmanöver und bewegen sich mit ihren acht Armen nicht etwa nach einem festgesetzten Muster fort, wie es z.B. die Raupen tun, sondern ganz flexibel angepasst an die Umstände und also durchaus auch unrhythmisch.

Oktopus öffnet eine Dose mit Schraubverschluss:


Quelle: MatthiasKabel (Own work) [GFDL, CC-BY-SA-3.0 or CC BY 2.5], via Wikimedia Commons: https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AOktopus_opening_a_container_with_screw_cap_04.jpg

 

Wow, denke ich beim erneuten Auftauchen: Wenn ich ein Tier als Abbild für »Agilität« wählen sollte, wäre das wohl ein Kopffüßer. Übertragen auf die Unternehmenswelt bildet sich Agilität dann z.B. darin ab, dass Teile der Organisation schnell, eigenständig und eigenverantwortlich auf die für sie relevanten Herausforderungen reagieren; dass stetig dezentral neu bestimmt wird, was eigentlich die aktuellen Herausforderungen sind; dass die Leistungserbringung jeweils angemessen effektiv und effizient erfolgt, nicht nach einem einmal optimierten Prozess, sondern ideenreich immer neu angepasst an die Erfordernisse; und dass das Ergebnis mehr zählt, als das Befolgen einer Routine.

Stelle ich abschließend Seescheiden und Kopffüßer einander gegenüber, wird außerdem deutlich: In einem steten Umfeld lebt eine Seescheide vermutlich ganz gut, mit minimalem Ressourceneinsatz und mit einem zentral angelegten, aufs Mindeste reduzierten Gehirn. In einer Umwelt mit wechselnden oder schnell wandelnden Herausforderungen jedoch haben Kopffüßer eindeutig die besseren Karten!

Diskutieren Sie mit mir, hier auf dem Blog oder auf unserer Veranstaltung, über Ihr Verständnis von »Agilität« – und gerne auch über Abbilder in der Tierwelt.

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Kategorien: New Work / Connected Work
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