Digitale Disruption
Blogreihe »Digitale Disruption«: Technologien und Anwendungsfelder mit Disruptions­potenzial: »Das Bessere ist des Guten größter Feind« – frei nach diesem alten Sprichwort von Voltaire lädt das Fraunhofer IAO zu einer Blogreihe ein, in der unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler disruptive Trends und Technologien vorstellen und deren Potenziale für Wirtschaft und Gesellschaft aufzeigen. Diskutieren Sie mit!

Die Vorteile von digitalen Geschäftsmodelle liegen auf der Hand: Neben der hohen Effizienzorientierung (Kunde spart Zeit, Kosten bzw. Ressourcen) können diese kontinuierliche sowie skalierbare Mikro-Umsätze generieren und verursachen beim Kunden häufig einen »Wow-Effekt«. In reifen Volkswirtschaften wie Deutschland basieren laut einer Studie von Accenture allerdings nur 28 Prozent der ökonomischen Ergebnisse auf digitalen Geschäftsmodellen. Häufig sind die schleppende Erhöhung des Digitalisierungsgrads in der mittelstandsgeprägten Unternehmerschaft Deutschlands und fehlende Schlüsselkompetenzen bei der Digitalisierung die Ursachen dafür. Es gibt also noch viel Luft nach oben. Aber wie findet man ein passendes digitales Geschäftsmodell?

Markt der Inspirationen: Abschauen, wie es Andere machen

Digitale Geschäftsmodelle entstehen in nahezu jeder Branche und dort nicht nur im B2C-, sondern immer mehr auch im B2B-Bereich. Im Mittelpunkt digitaler Geschäftsmodelle steht ein aus der IT überbrachtes, virtuelles Wertschöpfungsangebot, welches dem Kunden für sich alleine oder/und in Kombination mit einem physischen Produkt ein attraktives Leistungsversprechen bietet.

Viele fleißige Wissenschaftler haben Listen von Geschäftsmodell-Konzepten aus allen möglichen Marktsegmenten, Nischen und Problemstellungen zusammengetragen. Diese Sammlung ist eine große Inspirationsquelle und bietet die Möglichkeit, Modelle aus anderen Branchen oder Märkten zu übertragen und vor allem, aus dem Erfahrungsschatz Anderer zu lernen.

Spannend bei diesen Listen ist, dass verschiedene Autoren unterschiedlich viele digitale Geschäftsmodelle identifiziert und beschrieben haben. Betrachtet man diese Listen in chronologischer Reihenfolge ihrer Entstehung, lässt sich zudem noch feststellen, dass es immer mehr Konzepte werden. Vermutlich schafft die Vielzahl neuer IT-Technologien (Datenanalysesysteme etc.) sowie Produkt-/Prozesstechnologien (Vernetzungs- und Sensortechnologien etc.) aber auch Plattformen, die laufend entwickelt werden, neue, noch nicht bekannte Geschäftsmöglichkeiten.
Beispielsweise können Verkäufer erst seit der Entwicklung einer Plattform wie »ebay« nennenswerte Umsätze über das Geschäftsmodell »Verkauf über Auktion« generieren, weil ihnen diese Plattform einen globalen Zugang zu möglichen Käufern gibt.

Für die Suche nach einem passenden digitalen Geschäftsmodell heißt das:
Gehen sie die Listen durch und lassen Sie sich inspirieren. Aber vielleicht stehen ja, neben den in der Literatur beschriebenen Konzepten, weitere zur Verfügung, die, so schnell wie sie entstehen, noch nicht in der Literatur abgebildet werden konnten?

Patente als Quell der Ideen: 5 Muster-Geschäftsmodelle für den Mittelstand

Wir am Fraunhofer IAO haben auf Basis der technologischsten aller Datenbanken – also in Patenten – nach möglichen Hinweisen zu digitalen Geschäftsmodellen gesucht und siehe da: Truong Le, langjähriger Mitarbeiter am Institut und Experte für Datenanalysen in der Patentewelt wurde fündig! Er hat knapp 15000 digitale Geschäftsmodell-Elemente aus Patenten extrahieren können. Als Orientierung konnten wir daraus folgende fünf Muster für digitale Geschäftsmodelle ableiten (in Anlehnung an Jaeckel, M. (2015): Die Anatomie digitaler Geschäftsmodelle)

  1. 1. Device-centric business models
    Physische Produkte verwenden Daten, um Kundennutzen zu generieren (z.B. Smart Metering, fitbit)
  2. 2. Digitize physical products
    Physische Produkte übermitteln Nutzenfunktion auf digitale Weise (z.B. ebook, MP3-Musikplattformen)
  3. 3. Data Analytics
    Kontextspezifische Datenkombination ergeben Kundennutzen (z.B. Datenmanagement für Straßenverkehrssysteme, Prozessanalyse in Kontext »Industrie 4.0«)
  4. 4. Data trade
    Gesammelten Daten werden an Dritte veräußert (z.B. Mobilfunkbetreiber verkaufen Benutzerinformationen an Anbieter für Telematik, Verkehrsinformationen)
  5. 5. Everything-as-a-Service
    z. B. Verkauf von internen Diensten und Prozesskompetenzen an externe Unternehmen über Cloud Computing-Technologien

Wie wir es geschafft hat, aus Patenten diese nennenswerte Anzahl an Geschäftsmodelle zu identifizieren und wie diese beispielhaft aussehen, erfahren Sie demnächst hier auf unserem IAO-Blog!

Fazit: Wie Sie passende digitale Geschäftsmodelle finden

Digitales Geschäftsmodell ist nicht gleich digitales Geschäftsmodell und: Neue digitale Geschäftsmodelle entstehen kontinuierlich und müssen deshalb fortwährend analysiert, beobachtet und bewertet werden!

Wenn Sie nicht dem »Geschäftsmodell-Mainstream« hinterhereilen möchten, sondern lieber wirklich neue und passende digitale Geschäftsmodelle für sich finden und implementieren möchten, freuen wir uns auf den Austausch zum Thema »digitale Geschäftsmodelle im Mittelstand« – hier auf dem IAO-Blog oder gern auch persönlich, z.B. beim Industrietag am 22. Juni!

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