Ein neuer Trend ist da. In den letzten Jahren war es noch der Nachhaltigkeitshype, nun ist es die Digitalisierung und der Versuch alles zu »versmarten«. Städte wollen eine »smart city« werden und überbieten sich in ihren Digitalisierungsstrategien. Nachdem bereits in einigen europäischen Städten wie Santander, Dublin, Wien oder Eindhoven Sensoren zur Verbesserung der Dienstleistungen installiert wurden und es innovative Beispiele im Bereich Verwaltung gibt, ziehen nun die deutschen Städte nach.

Im Projekt »Smart Urban Services« werden derzeit in den Städten Reutlingen und Chemnitz Sensoren installiert. Nun sollen aber auch die Stadtverwaltungen smart oder gar smarter werden. In unserer Morgenstadt Initiative beschäftigen wir uns mit dem Sektor Urban Governance und Planung und wie dieser mit digitalen Services verknüpft werden kann.

Passen Digitalisierung und Verwaltung überhaupt zusammen?

Wenn wir an städtische Verwaltung denken, fallen uns meist sofort arbeitnehmerunfreundliche Öffnungszeiten, lange Wartezeiten und bürokratische Hürden ein – also alles das, was weder innovativ noch smart ist. Doch gerade in der städtischen Verwaltung gibt es viele Möglichkeiten, die neuen Technologien zur Verbesserung der Arbeitsprozesse und die Digitalisierung als Chance zu nutzen.

Durch ein digitales Bürgeramt könnte der Austausch mit der Verwaltung primär elektronisch erfolgen und damit bürokratische Prozesse deutlich erleichtert werden. Als ich vor zwei Jahren heiraten wollte, musste ich meine Geburtsurkunde in meiner Heimatsstadt persönlich abholen, während mein Mann seine einfach über das Internet anfordern konnte. Dass nicht nur ich diesen digitalen Service begrüße, zeigt die Umfrage des Deutschen Städte- und Gemeindebunds und der bitkom. Dort gaben 83 Prozent der Befragten an, sie würden es befürworten, wenn sie ihre Behördengänge komplett über das Internet erledigen könnten. Denkbar wäre ein besserer Datenaustausch zwischen verschiedenen Stadtverwaltungen, damit Bürgerinnen und Bürger automatisch ihre Stammdaten (elektronische Akte) an einen neuen Wohnort »mitnehmen« können.

Erleichterung der Dienstleistungen durch eine smarte Verwaltung

Darüber hinaus könnten neben den »klassischen« Dienstleistungen der Stadtverwaltung wie dem Bürgerservice auch weitere Prozesse, wie beispielsweise die Anmeldung der Kinder beim Kindergarten, elektronisch abgewickelt werden. Diese »Versmartung« der Dienstleistungen erleichtert den Bürgerinnen und Bürgern die Behördengänge, spart Zeit und auch Papier.

Auch die Bürgerbeteiligung kann künftig verstärkt elektronisch erfolgen. Denkbar wären zum Beispiel digitale Bürgerbeteiligungsformate und der stärkere Einsatz von Visualisierungswerkzeugen bei Stadtentwicklungsprojekten. Die frühe Einbeziehung erhöht die Akzeptanz bei den Bürgerinnen und Bürgern und trägt zur Qualität des Projektes bei. Mit der Digitalisierung von Planungs- und Entscheidungsprozessen in immer komplexeren Bedarfslagen unter Einbeziehung aller relevanten Akteure beschäftigt sich das derzeit laufende Projekt Reallabor Stadt:quartier 4.0.

Daten als immenser Schatz der Verwaltungen

Jedoch dürfen zwei Aspekte bei der smarten Verwaltung nicht außer Acht gelassen werden: Die Datensicherheit und der ökonomische Wert der Daten. Hinsichtlich der Datensicherheit müssen strenge Vorschriften zum Schutz der Bürgerinnen und Bürger eingehalten werden. Unsere IT-Infrastruktur ist eine sehr kritische Infrastruktur, die es vor Cyberangriffen zu schützen gilt. Wir führen auch im Rahmen der Morgenstadt Initiative Diskussionen, ob Open Data Lösungen immer notwendig sind und der Vorteil der Transparenz mögliche Risiken überbietet. In Kürze starten wir ein neues Forschungsprojekt, das den Wert der Daten (Value of Data) thematisiert.

Fazit: Eine digitale Verwaltungsstrategie birgt sehr viele Chancen, wenn sie intelligent und ganzheitlich geplant, umgesetzt und begleitet wird. Wollen auch Sie ihre Stadtverwaltung smarter machen? Kontaktieren Sie uns und informieren Sie sich über die Morgenstadt Initiative.

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Natalie Pfau-Weller

Natalie Pfau-Weller hat das Institut verlassen.

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