In meinem ersten Blogbeitrag habe ich darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, seine Mitarbeiter mit ins »digitale« Boot zu holen. Aber wie kann das konkret aussehen? Was muss ich beachten und was darf ich nicht vernachlässigen? Die folgenden Regeln sollen dazu einen Überblick geben. Und nicht vergessen: Es ist nie zu früh, um seine Mitarbeiter einzubinden!

1. Komplexe Projekt(inhalte)? Kein Problem!

Häufig werden Mitarbeiter nicht in vielschichtige und komplexe Projekte miteinbezogen, da vermutet wird, dass diese den Inhalt nicht in aller Gänze erfassen könnten. Das ist jedoch meist nicht der Fall. Es zeigt sich sogar gegenteilig, dass die Einbindung der Mitarbeiter in schwierige Fragestellungen effizientere und effektivere Lösungswege aufzeigen können.

2. Klarheit über Projektinhalte schaffen

Die Projektdefinition und die Bedeutung der Inhalte für die Beteiligten sind sehr wichtige Punkte, die allen deutlich gemacht werden sollten. Auf diese Weise werden Missverständnisse und Frustration unter den Projektmitgliedern vorgebeugt. Ein schöner Nebeneffekt daraus ist die Schaffung von Vertrauen und ehrlicher Kommunikation. Grundlage für eine adäquate Einbindung von Projektbeteiligten und die Kommunikation miteinander ist eine maßgerechte Information über die Projektinhalte. Damit ist nicht gemeint, dass jeder Mitarbeiter eine Unmenge an »fachchinesischen« Daten erhält und auf sich alleine gestellt ist. Es ist vielmehr die Aufgabe der Projektleitung, die Informationen so aufzubereiten und auszuwählen, dass den Beteiligten ein umfassender Einblick in die Materie möglich ist.

3. Wie viel Mitgestaltung ist möglich?

Neben der Kommunikation der Projektinhalte ist es wichtig, Mitarbeiter über den Umfang und Tiefe ihrer individuellen Beteiligung zu informieren. So sollte schon zu Beginn des Projekts der Einbindungsprozess verdeutlicht werden. Dadurch lassen sich Enttäuschung über Einbindungsgrenzen vorbeugen oder andersherum die Überraschung über eine Aufforderung zur aktiven Beteiligung vermeiden. Arbeiten Experten verschiedener Disziplinen zusammen, ist es sehr wahrscheinlich, dass sich perspektivenspezifische Projektinhalte und -lösungen entwickeln. Umso bedeutender ist es, die Freiheiten und Möglichkeiten (keine verdeckten Beteiligungsgrenzen) der einzelnen Rollen klar abzustecken, damit keine erarbeitete Lösung oder Projektaufgabe umsonst entwickelt wird (oder unter den Tisch fällt).

4. Es ist nie zu früh für Mitarbeiterpartizipation

Aus vorangehendem Punkt leitet sich ab, dass die Einbindung von Projektbeteiligten frühzeitig geschehen sollte. Es ist nicht unüblich, dass Projekte sich unnötig verzögern, weil die frühe Einbindung und die dadurch entstehenden Gestaltungsspielräume nicht, oder erst nachträglich, geschaffen wurden.

5. Fördern Sie den Austausch

Alle Projektbetroffenen sollten sich beteiligen können, zum Beispiel innerhalb eines Meinungsaustauschs zu dem Thema. Hierbei lohnt sich eine genaue Analyse der einzelnen Mitarbeiter(-gruppen). Durch eine offene Einladung zu Informationsmeetings kann auch vermieden werden, dass sich jemand ausgeschlossen fühlt. Mitarbeiter, die sich tendenziell von dem Projekt betroffen, jedoch nicht eingebunden fühlen, können den Erfolg des Projekts indirekt gefährden.

6. Treten Sie neutral und unabhängig auf

Verschiedene Rollen im Projekt haben häufig divergierende Interessen, die sie bei der Einführung von CPS verfolgen. Besonders wichtig ist daher, den Argumenten der Beteiligten neutral gegenüberzutreten und zwischen den Sichtweisen zu vermitteln, um einen gemeinsamen Konsens zu erhalten. Denken Sie – je nach Projektcharakter – über eine Moderation oder sogar eine Mediation durch einen unabhängigen Dritten nach!

7. Auf Augenhöhe miteinander arbeiten

Häufig sind Projektteilnehmer unterschiedlich qualifiziert. Bestimmte Rollen (Geschäftsleitung) können einschüchternd auf andere Projektteilnehmer wirken. Doch durch geschickte Moderation und Kommunikation kann jeder Beteiligte als »Experte« seines Aufgabengebiets auftreten. Diese Haltung gegenüber den einzelnen Rollenvertretern kann zu einer fruchtbaren Diskussion im Projekt führen.

8. Achten Sie auf Transparenz

Dokumentieren Sie Fortschritte im Projekt, Ablauffolgen etc. und gestalten Sie sie nachvollziehbar.

Haben Sie Interesse an weiteren Methoden und Tipps zur Mitarbeiterpartizipation oder möchten Sie wissen, welche Möglichkeiten KMU bei der Realisierung von Industrie 4.0, unabhängig von der Mitarbeitereinbindung, haben? Dann nehmen Sie Teil am Industriearbeitskreis MyCPS. Dies ist ein Angebot des Forschungsprojekts MyCPS, das es interessierten Unternehmen erlaubt, kostenfrei und frühzeitig von Forschungsergebnissen aus dem Projekt zu profitieren. Die Auftaktveranstaltung findet am 18. Oktober 2017 in Stuttgart statt.

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Jessica Mack

Als Arbeitswissenschaftlerin erforscht sie die Möglichkeiten menschzentrierter Umsetzung von Industrie 4.0-Anwendungen im Produktionsumfeld. Auch privat steht bei ihr der Mensch im Mittelpunkt: Soziales Engagement und interkulturelle Kommunikation, besonders nach Asien, beschäftigen sie am Wochenende.

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