Vor kurzem berichtete Spiegel Online über die scheinbar missglückte Hightech Strategie 2020 der Bundesregierung [http://spon.de/adVcy]. Anhand der Morgenstadt-Initiative wird der Vorwurf erhoben, die Regierung fördere nur »die üblichen Verdächtigen«: große Unternehmen und Forschungsinstitute. Die Kleinen gingen leer aus.

Wer sich mit dem Zukunftsprojekt Morgenstadt auseinandersetzt, stellt fest, dass die Bundesregierung bis dato noch gar keine Fördermaßnahmen initiiert hat – es ist noch nicht absehbar, wie derzeit eine langfristige Strategie für das Zukunftsprojekt »Morgenstadt« aussehen könnte. Komplex sind die Fragestellungen rund um die Transformation unserer Städte hin zu CO2-neutralen und nachhaltigen Systemen. Hoch sind die Risiken, mit einseitiger Technologieförderung intelligente Transitionswege zu verbauen. Es müssen zunächst die Grundlagen im Verständnis der Zusammenhänge sozio-technischer und räumlicher Systeme gelegt werden, damit eine sinnvolle Förderpolitik möglich ist. Folgerichtig entwickelt die »Nationale Plattform Zukunftsstadt« in den nächsten 18 Monaten ein Programm für eine »Systemforschung Morgenstadt«, die zur Grundlage staatlicher Förderung werden soll. Die Fraunhofer-Gesellschaft ist hierbei aktiver Partner.

Große Aufgaben gemeinsam lösen
Richtig ist: die Mammut-Aufgabe, unsere Städte nachhaltiger zu gestalten und für die Zukunft fit zu machen, kann nur gelingen, wenn dies auf Basis eines integrativen Prozesses geschieht, der alle wesentlichen Kräfte einbezieht. Dies sind natürlich die Forschung und die großen Unternehmen. Dies sind aber auch und vor allem die Kommunen und die kleinen und mittleren Unternehmen. Nicht Daimler oder Siemens sanieren die unzähligen Altbauten der Nation oder sorgen für eine Wärmedämmung der 60er Jahre-Häuser. Gemeinsam mit der Forschung können die großen Unternehmen aber ihren Wissensvorsprung nutzen, um Lösungen zu entwickeln, die energieeffizient, intelligent und ökonomisch machbar sind. Man schaue sich einmal »Car2go electric drive« in Stuttgart an.

Städtetransformation »designed for environment«
Unter Federführung des Fraunhofer IAO stellt das Innovationsnetzwerk »Morgenstadt: City Insights« einen wichtigen ersten Schritt zur Ausgestaltung der »Zukunftsstadt« dar – ganz ohne Beteiligung der Bundesregierung. Zwölf Fraunhofer-Institute erforschen dabei die Stadtsysteme von morgen. Nach einem innovativen, transdisziplinären und systemischen Forschungsansatz werden globale Vorreiterstädte wie Kopenhagen, Singapur, Berlin, Tokyo, Freiburg oder New York auf Erfolgsfaktoren und Hindernisse nachhaltiger »Best Practices« untersucht. Die hieraus resultierenden Lösungen berücksichtigen das komplexe Wechselspiel zwischen gegebenen Rahmenfaktoren und individuellen Wirkfaktoren – sie ermöglichen ein »Design by Environment« und ein »Design for Environment«. Ein entscheidender Schritt, wenn wir Städte transformieren möchten, die so unterschiedlich sind wie Düsseldorf, Ingolstadt, Chemnitz oder Stuttgart.

Das Innovationsnetzwerk »Morgenstadt: City Insights« wird dabei getragen von Kommunen, Industrie und den Fraunhofer-Instituten. Dabei sind es nicht nur die Großen, die aktiv mitgestalten: Planer und Modellierer wie SBA Design oder CADFEM, Projektentwickler wie Drees & Sommer, IT-Unternehmen wie Fichtner IT oder regionale Energieversorger wie die badenova – sie alle stellen sich mit dem Netzwerk für die Zukunft auf. So können ökonomisch tragfähige und inhaltlich integrierte Konzepte, die der Komplexität der Aufgabe gewachsen sind, bereit stehen, während in der Nationalen Plattform Zukunftsstadt Handlungsräume, Rahmenbedingungen und Strategien für das Gesamtsystem Morgenstadt erarbeitet werden.

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Kategorien: Future Mobility, Innovation, Stadtentwicklung
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