Aus den USA kamen im letzten Jahr Meldungen, dass IT-Konzerne wie Yahoo und HP die Anwesenheitspflicht im Büro wieder auf die Tagesordnung stellten. Yahoo und HP begründeten diesen Schritt unter anderem damit, dass viele der hyper-flexibel arbeitenden Mitarbeiter jegliche Bindung zu ihrem Arbeitgeber verloren hätten.

In Deutschland machen seit Jahresbeginn Nachrichten die Runde, wonach immer weniger Arbeitnehmer die Möglichkeit nutzen um von Zuhause aus zu arbeiten. Zuerst veröffentlichte im Januar »Die Welt« unter der Überschrift »Der Trend zum „Home Office“ ist eine Illusion«, eine Zeitreihe des Statistischen Bundesamtes, wonach der »Anteil der Arbeitnehmer, die ‚manchmal‘ oder ‚hauptsächlich‘ zu Hause Arbeiten« in den letzten Jahren zurückgegangen sei. Kurze Zeit später wurde auch noch eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) publik, die zu einem ähnlichen Ergebnis kommt.

Die Vermutung liegt also nahe, dass das Thema flexibles Arbeiten ein typisches Hype-Thema sein könnte, welches aber mit der Realität wenig zu tun hat. Die Wahrheit ist aber eine ganz andere. Nicht nur in unseren Projekten äußern viele Mitarbeiter den Wunsch nach mehr Flexibilität, wir wissen auch aus zahlreichen Studien, dass mehr Autonomie bei der Wahl von Arbeitszeit und Arbeitsort die Zufriedenheit mit der eigenen Arbeit, das Wohlbefinden im Büro und damit auch die Leistung der Mitarbeiter sehr stark fördert. Zudem gibt es Studien die zeigen, dass flexible Arbeitsmöglichkeiten, gerade auch im Home Office, zu einer stärkeren Identifikation mit dem Arbeitgeber führen.

Der dabei entscheidende Punkt ist letztendlich das richtige Maß. Wenn Mitarbeiter, so wie es bei Yahoo der Fall war, fast ausschließlich abseits eines festen Ortes arbeiten, ist es wenig verwunderlich, wenn sie über kurz oder lang die Bindung verlieren. Auf der anderen Seite ist es genauso einleuchtend, dass ein Arbeitnehmer, der seine privaten Belange nur sehr schlecht mit dem Beruf vereinbaren kann, unzufrieden sein wird und somit auch weniger leisten kann.

Eine der Kernfragen aus Unternehmenssicht lautet dabei, wie produktiv sind Mitarbeiter abseits ihres Büros? Und wirkt sich zu viel Freiraum und Selbstbestimmung vielleicht sogar kontraproduktiv und negativ auf die Identifikation mit dem Unternehmen aus? Wie sieht dementsprechend eine smarte Arbeitskultur aus?

Diese Fragestellungen wollen wir in der im April beginnenden, neuen Forschungsphase des Verbundforschungsprojekts »Office21« genauer untersuchen. Wir möchten aber nicht nur spezifische Eigenschaften flexibler Arbeitsweisen untersuchen und herausarbeiten, wie viel Flexibilität sich positiv auf die Bindung mit dem Unternehmen und die eigene Leistung auswirkt. Wir wollen vor allem Unterschiede im internationalen und im Branchenvergleich identifizieren, um so branchenspezifische Handlungsleitfäden für echte »Smart Working Cultures« entwickeln zu können.

Die »Smart Working Cultures« sind aber nur eines von insgesamt sieben interessanten Forschungsvorhaben, welche wir bis zum Jahr 2016 mit unseren Partnern – und denen die es noch werden wollen – untersuchen möchten.

Weitere Informationen zu Office21 finden Sie auf unserer Projektwebsite www.office21.de. Dort können Sie die Projektbeschreibung für die neue Forschungsphase 2014-2016 herunterladen und mehr über alle geplanten Forschungsthemen, den Aufbau des Projekts sowie Beteiligungsmöglichkeiten erfahren. Wir freuen uns über Ihr Feedback!

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Dennis Stolze

Leitet das Team »Cognitive Environments« und beschäftigt sich liebend gerne mit IoT und Datenanalysen. Mit seinem Team entwickelt er smarte Umgebungen für die Büro- und Wissensarbeit, die Versorgung pflegebedürftiger Menschen und Reisende – vom einzelnen Arbeitsplatz bis hin zum ganzen Quartier.

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Kategorien: New Work / Connected Work
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