Wie erfahren die »richtigen Personen« von Ergebnissen der Forschung und Entwicklung (F&E)?

Virtual Reality

Neben der effektiven und effizienten Durchführung von F&E-Projekten ist die Kommunikation der Ergebnisse ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Durch die meist technische Orientierung der F&E wird dieser Faktor jedoch häufig unterschätzt. Zudem ist es oft schwierig die Ergebnisse in einer geeigneten Form zu präsentieren und damit überhaupt »erfahrbar« zu machen. Genau an diesem Punkt eröffnet die Nutzung von VR-Systemen neue Möglichkeiten.

Der Virtuelle Demonstrator aus dem Forschungsprojekt I3CON
Im Rahmen des EU-Forschunsprojekts I3CON wurde ein Informationssystem für Gebäudenutzer entwickelt, welches Auskunft über Strom- und Wasserverbrauch und die dadurch entstehenden Kosten gibt und zudem hilfreiche Tipps zum Thema Energiesparen zur Verfügung stellt. Dieses System wurde in einem realen Prototypen in der Wohnanlage »Margaritas« in Madrid, Spanien, implementiert und wird von den Bewohnern vor Ort genutzt und getestet. Die Herausforderung war es, dieses System möglichen Nutzern und anderen Interessensgruppen auf der zweiten I3CON Konferenz in Madrid zugänglich zu machen.

Unter Nutzung vorhandener digitaler Gebäudemodelle wurde in Zusammenarbeit zwischen dem Fraunhofer IAO und der Stadtverwaltung von Madrid EMVS ein entsprechendes VR-Modell aufbereitet und mit den wichtigsten Interaktionsmöglichkeiten ausgestattet (Wasser und Licht an-/ausstellen, Navigation im dreidimensionalen Raum). Gleichzeitig wurde das Display des entwickelten Informationssystems als konstante Anzeige im Modell eingebunden. Außerdem wurden die Interaktionsmöglichkeiten wie beim echten Prototypen mit der Anzeige verknüpft (Anzeige des Wasser- und Stromverbrauchs, Signal bei der Überschreitung bestimmter Grenzwerte etc.).

Durch die Nutzung eines 3D-Fernsehers als Stereo-Display und die Navigation bzw. Interaktion im Gebäude über leicht bedienbares Eingabegerät entstand die Möglichkeit, das entwickelte System auszuprobieren, ohne das »echte« Gebäude betreten zu müssen. Zudem konnte durch die Nutzung dieses recht neuartigen Kommunikationsmediums erhebliche Aufmerksamkeit auf das Exponat gelenkt werden.

Fazit und Ausblick für die Nutzung von VR in der F&E

Virtual Reality

Sicherlich unterscheidet sich die Ergebniskommunikation eines öffentlichen Forschungsprojekts von der Kommunikation interner Forschungs- und Entwicklungsergebnisse. Dennoch entscheidet oft die Darstellung und die Begeisterung einzelner Entscheidungsträger über die Weiterentwicklung oder die Nutzung bestimmter Ergebnisse. Hierbei ermöglicht der Einsatz immersiver Systeme die Überbrückung der Lücke zwischen CAD-Modellen und realen Prototypen, insbesondere in Situationen, in denen reale Prototypen zu kostspielig oder nicht transportabel sind.

Neben der Kommunikation von Ergebnissen an Nutzer oder andere Interessensgruppen gibt es weitere Schnittstellen für die Nutzung von Low-Cost VR Systemen in der F&E. Ein wesentlicher Treiber für den Einsatz von VR in der F&E ist die Kostensenkung von Stereo-Displays durch deren Verbreitung im Endverbrauchermarkt. Hinzu kommt die wachsende Integration von VR-Funktionalitäten durch Hersteller von CAD- und sonstigen Produktentwicklungs-Systemen.

Sven Schimpf

Interdisziplinärer Forscher und Vordenker im Fraunhofer-Verbund Innovationsforschung. Bloggt rund um das Thema strategisches Innovations-, Technologie- und F&E Management. Warum? Weil spannende Ideen und technologische Möglichkeiten, die Mehrwert generieren, diskutiert und verbreitet werden müssen!

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Kategorien: Advanced Systems Engineering (ASE), Innovation, Mensch-Technik-Interaktion
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