Letzte Woche hatte ich einen Termin bei München, dessen eigentlicher Inhalt auf die Frage reduziert werden kann: Was ist Stammdatenmanagement (MDM) und wie grenzt es sich vom Produkt-Informationsmanagement (PIM) ab? In gewisser Weise befinden wir uns damit in einer Diskussion um eine scharfe Definition von unscharfen Begriffen. Sie kann auch geführt werden um ERP, CRM, Cloud-Computing oder SOA und sicherlich gibt es dazu die eine oder andere Definition, aber eine einheitliche und für alle verbindliche gibt es nicht und wird es aufgrund der unterschiedlichen Ausrichtungen der Lösungen innerhalb einer »Kategorie« nie geben. Denn eine Marketingabteilung wird die Kategorie ihres Systems immer so definieren, dass ihr System die daraus resultierenden Anforderungen optimal erfüllt.

Kommen wir aber zur eigentlichen Frage zurück, denn sie hat einen interessanten Kern: Der Prozess einen Katalog zu erstellen gehört zum Produkt-Informationsmanagement und wird in der Regel von der Marketing- oder Vertriebsabteilung durchgeführt. Ist das Stammdatenmanagement? Der Vertriebler wird wohl sagen, dass er Katalogmanagement betreibt und kein Stammdatenmanagement. Denn er strukturiert Produkte in einem Katalog und für ihn ist die Verwendung und Erstellung des Katalogs interessant. Der Einkäufer, der diesen Katalog erhält und die Produkte in seine Systeme übernimmt, bezeichnet dies schon eher als Stammdatenmanagement. Denn für ihn geht es um die Verwendung der Produkte.

ISO 8000 definiert Stammdaten als »Daten einer Organisation, welche Entitäten beschreiben, die gleichzeitig unabhängig und fundamental für diese Organisation sind und die referenziert werden müssen, um Transaktionen durchzuführen«. Also sind insbesondere Produkte und Kunden wichtige Stammdaten einer Organisation. Aber gilt das auch für Kataloge? Immerhin können sie nicht ohne die Produkte existieren, die sie beinhalten. In Transaktionen referenziert werden sie auch nicht und wenn doch, dann als eigenes Produkt.

Allerdings geht es bei der Publikation eines Katalogs primär um die Publikation von Produkten, sei es in elektronischer Form als BMEcat oder UN/CEFACT oder über andere Publikationswege wie Printkataloge. Somit stehen die Stammdaten im Fokus, welche durch den Katalog des Marketings oder Vertriebs strukturiert wurden. Übernimmt der Empfänger diese Daten, dann sind es sofort Stammdaten für ihn, denn er benötigt sie für seine Bestellungen.

Letztlich hängt es wohl vom Verwendungszweck ab. Steht die Marketing- und Vertriebsstrategie im Mittelpunkt, dann wird dies als PIM wahrgenommen. Steht hingegen die Verwendung in Transaktionen im Mittelpunkt, dann wird dies als Stammdatenmanagement bezeichnet. Dazu interessiert mich die Meinung der Leser. Teilen Sie diese Auffassung oder würden Sie diese Begriffe anders definieren? Und wo würden Sie das Sortiments- und Preismanagement verorten?



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