Kürzlich hatte ich die Gelegenheit, beim diesjährigen »Parking-Summit« teilzunehmen. Wir wollen keine Namen nennen, aber die Veranstaltung wurde vom Branchenführer für den Parkhausbetrieb in Europa ausgerichtet. Getagt wurde in einem tollen Frankfurter Hotel; der Veranstaltungsort ließ keine Wünsche offen. Da ich mit der Bahn angereist bin, konnte ich mich leider nicht von den Qualitäten des hoteleigenen Parkhauses überzeugen, das vom Veranstalter selbst betrieben wird. Spannender als das Parkhaus im Keller waren aber sicher die Themen, die über der Oberfläche behandelt wurden. Um es vorweg zu nehmen: Es war inhaltlich wie organisatorisch die beste Veranstaltung, die ich in letzter Zeit besucht habe.

Zu Gast waren hochkarätige Sprecher aus der nationalen wie aus der internationalen Welt des Parkens. Auch im Publikum saßen eine Menge interessante Leute. Es ist schon verblüffend, wer sich alles für den organisierten Stillstand von Personenkraftwagen interessiert. Da waren Geschäftsführer von Start-up-Unternehmen, die mit Park-Apps den Markt erobern wollen. Da saßen Vertreter der Automobilindustrie, die offenkundig nicht nur Freude am Fahren, sondern auch am Parken finden. Und natürlich durften die Anbieter von Parkhaus-Technik nicht fehlen. Kommunale Betriebe hingegen, die immerhin die meisten Parkhäuser in Deutschland betreuen, waren kaum vertreten. Ein einzelner Vertreter eines Stadtwerks hatte sich nach Frankfurt verirrt. Dabei wären die Inhalte für die Kommunalwirtschaft von hohem Interesse gewesen.

Zwei Themen dominieren den Innovationsdiskurs

  1. 1. Entdecke den Kunden
    Erstens wurde deutlich, dass die Park-Branche jetzt den Endkunden für sich entdeckt. So hat der Branchenführer selbst eingeräumt, dass dies eine der größten Herausforderungen für das Unternehmen darstellen wird. Zweitens zeigten tolle Beispiele aus San Francisco (USA) und London (GB), welche Potenziale in einer flexiblen Auslastungs- und Preisgestaltung von städtischem Parkraum liegen. Am Ende stehen beide Themenfelder in einem Wechselverhältnis, so dass man davon ausgehen kann, dass sich das Parken und das Parkhaus-Management in Zukunft stark verändern werden.
    Die großen Betreiber von Parkhäusern erwarten nicht weniger, als dass sich die Branche in den nächsten 20 Monaten neu sortiert. Ursache dafür dürften neue »Player« sein, die mit kundenorientierten digitalen Angeboten (Apps) direkt den Endkunden adressieren. Ähnlich wie in der Taxi-Branche, wo neue Spieler wie »MyTaxi« den Markt aufgerollt haben, wird erwartet, dass es auch beim Parken darauf ankommt, den digitalen Kontrollpunkt zum Kunden zu besetzen. Gelingt dies, entsteht ein riesiger Wettbewerbsvorteil: Es können nämlich Daten und Informationen über das Kundenverhalten generiert werden, auf deren Basis kundenindividuelle Angebote zugeschnitten werden. Bislang weiß die Branche so gut wie nichts über ihre Kunden. Folglich existieren kaum Bonussysteme oder Maßnahmen zur gezielten Kundenbindung.
  2. 2. Parken wird jetzt »smart«
    Der zweite große Trend liegt im Bereich des sensorgestützten Parkraummanagements in Verbindung mit elektronischen Bezahlsystemen. Die Idee ist bestechend einfach: Menschen, die in die Stadt fahren, wollen wissen, wo freie Parkplätze sind und sie wollen nur für die Zeit bezahlen, in denen der Parkplatz in Anspruch genommen wird. Vor allem junge Leute übertragen ihr Konsumverhalten auf das Parken: Die Leistung muss sofort verfügbar sein bei höchster Transparenz! Städte hingegen wollen wissen, wie die Auslastung des Parkraums ist, um flexible Systeme zur Verkehrssteuerung einzuführen. Beides gelingt, wenn Parksensoren verbaut werden, deren Daten in Echtzeit ausgewertet und für den Kunden verfügbar gemacht werden. Natürlich muss dann der gute alte Parkscheinautomat der Smart-Phone-Zahlung weichen. In Londoner Stadtteil Westminster wurde bereits ein solches Projekt umgesetzt, wenngleich dort die Auslastung (noch) nicht zu einer dynamischen Preisgestaltung herangezogen wird.

Die Autofahrer unter uns dürfen sich also freuen, dass es viele innovative Unternehmen gibt, die uns das Parkleben einfacher machen wollen. Ob Parken am Ende auch billiger wird, oder ob die neue Bequemlichkeit nicht doch ihren Preis hat, wird sich noch zeigen müssen.

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Bernd Bienzeisler

Grenzstellen-Wissenschaftler am Fraunhofer IAO. Findet hier optimale Bedingungen, um seinen Interessen zwischen technologischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen nachzugehen. Bevorzugt privat die Fortbewegung auf Zweirädern.

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Kategorien: Future Mobility, Stadtentwicklung
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