Seit Jahren erfreuen sich Minicomputer wachsender Beliebtheit für technische Spielereien. Mit Ihnen werden Wetterstationen, 3D-Drucker oder autonome Fahrzeuge realisiert. Doch gerade für weniger entwickelte Regionen und KMU mit limitierten Budgets besteht hier die realistische Chance, eine smarte Supply Chain zu etablieren und einen nachhaltigen Wissenstransfer mitzugestalten.

Spielzeug oder gesellschaftliche Innovation?

Der Raspberry Pi kam 2012 mit dem Ziel auf den Markt, junge Menschen für die Programmierung und die Interaktionsmöglichkeiten mit Sensoren und Aktoren zu begeistern. Der Erfolg ist gigantisch: Bereits über sieben Millionen Exemplare sind verkauft. Wie erklärt sich dieser Erfolg Durch vier einfache Faktoren:

  • Über Pins können beliebig Sensoren an den Minicomputer angeschlossen werden, er ist also individuell erweiterbar.
  • Das Gerät ist zu einem geringen Preis erhältlich.
  • Es ist möglich, das Gerät allein mit Open-Source-Software zu nutzen.
  • Nahezu alle Quellcodes sind frei zugänglich.

Zu einer Innovation wird eine technische Neuerung erst, wenn deren Verbreitung gegeben ist. Beim Raspberry sind alle Voraussetzungen hierfür erfüllt. Im Gegensatz zu früheren technischen Projekten und Innovationen findet hier gar ein Wissenstransfer im Sinne von »Open Knowledge« und »Open Data« statt: Damit wird aus einem Spielzeug ein Werkzeug, aus der reinen technischen Innovation eine gesellschaftliche.

Mit Mini-Computern Wissen und Fähigkeiten aufbauen

Natürlich gibt es auch Alternativen zur Nutzung von Minicomputern wie dem Raspberry, welche ebenfalls preisgünstig sind. Doch die Basis auf »Open Knowledge« ist das Argument schlechthin. Im Zusammenhang der Entwicklungszusammenarbeit wird meist mehr Bildung und Wissenstransfer gefordert. Denn im Jahrhundert der Informationen ist Wissen die wichtigste Ressource. Durch den offenen Charakter des Raspberry-Projekts besteht für jeden die Möglichkeit, sich das Wissen zur Funktionsweise selbst anzueignen – und das vor allem preiswert.

So wurde in einer Schule in Togo – in einer Region, in der 75 Prozent der Lehrer noch nie einen Computer benutzt haben – ein Raspberry-Raum für 200 Schüler eingerichtet. In Mali werden die Computer zu Hause an den Fernseher angeschlossen, um den Umgang mit einem Computer zu erlernen. Die Zahl der Projekte ist lang und wächst. Zu nahezu jedem Land lassen sich mittlerweile derartige Projekte auffinden. Selbst UNICEF ist mittlerweile auf das Potenzial des Minicomputers aufmerksam geworden. Was aber noch fehlt ist, dieses Potenzial wirtschaftlich zu nutzen, um den Menschen durch ihre neuen Kenntnisse auch zu Einkommen zu verhelfen und die Situation insgesamt zu verbessern.

Stärkung der afrikanischen Supply Chain

Gerade in diesen Gegenden könnte der Raspberry Pi von unschätzbarem Wert sein, um Wertschöpfungsketten zu vernetzen und damit wirtschaftlich zu machen. Nimmt man als den Beginn der Supply Chain die Produktion agrarischer Güter an, so könnten durch ein preisgünstiges Netz von Wetterstationen und durch die Messung von Umwelt- und Bodenwerten im Sinne von Smart Farming Erntezyklen prognostiziert und beispielsweise die Bewässerung angepasst werden. Es ließen sich preisgünstige Track-and-Trace-Verfahren implementieren, der Zustand der transportierten Güter in Echtzeit erfassen und es könnte großflächig die aktuelle Oberflächenqualität der Straßeninfrastruktur – z.B. in Hinblick auf Schlaglöcher oder Überschwemmungsflächen – erfasst werden.

Durch Raspberry & Co. werden die Menschen dazu befähigt, selbst kreative Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Nicht ohne Grund gibt es in afrikanischen Schulen bereits zahlreiche Projekte, um Kindern das Programmieren mit dem Raspberry Pi näherzubringen. Warum sollten sie ihr Wissen nicht anschließend nutzen, um die afrikanische Supply Chain zu stärken?

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