Pokémon GO ist derzeit der große Hype. Seit 6. Juli 2016 ist es auf dem Markt, seit 13. Juli auch in Deutschland und verbreitet sich rasant. Bei diesem Augmented-Reality-Spiel werden das Kamerabild des Smartphones und eine virtuelle Spielewelt überlagert. Es gilt u. a. Pokémons mit dem Smartphone an realen Orten zu finden und einzusammeln.

Das während des Autofahrens zu versuchen, ist gefährlich und nicht zu empfehlen. Das ist eigentlich leicht einzusehen und im Netz gut dokumentiert in Videos (Youtube: Don’t Drive and Use Pokemon Go) und Presseberichten (FAZ: »Pokémon Go«-Spieler verursacht Unfall ). Und verboten ist es in Deutschland sowieso, beim Fahren das Smartphone in der Hand zu halten. Viele lassen sich aber hinreißen und spielen trotzdem – mit üblen Folgen.

Anders sieht es aus beim automatisierten Fahren. Fährt das Auto gerade autonom, ist das Spielen künftig möglich und erlaubt. Dabei ist aufgrund der bisher nicht perfekten Technik in den nächsten Jahren nicht vom autonomen Fahren vom Start zum Ziel auszugehen, sondern nur in bestimmten Abschnitten der Fahrt. Zeitweise muss also der Fahrer das Fahren übernehmen. Das Fraunhofer IAO forscht deshalb an der Übergabe der Kontrolle vom Fahrzeug an den Fahrer. Bekannt ist, dass man dem Fahrer nach starker Ablenkung Zeit geben muss, um die Fahraufgabe zu übernehmen.

Dabei ist es nicht unerheblich, was der Fahrer während der autonomen Fahrphasen tut und welche Geräte er dazu verwendet. So konnte das Fraunhofer IAO im Fahrsimulator nachweisen (ResearchGate: Smartphone integration and SAE level 3 car automation: a new cockpit concept and its evaluation in a car simulator. How to create a full digital user experience in level 3 automation without compromising the safety of take over requests), dass speziell dafür ausgelegte Mensch-Fahrzeug-Schnittstellen signifikant kürzere Übergabezeiten aufweisen. Das bringt einen Sicherheitsgewinn, wenn man sie mit Smartphone und Tablet vergleicht. Das liegt wohl auch daran, dass bei solchen spezifischen Systemen die Hände am Lenkrad bleiben und der Blick durch die Anordnung der Displays näher an der Straßenszene.

Augmented Reality hilft, schnell von der virtuellen in die reale Welt zu wechseln

Hier kommt Augmented Reality ins Spiel. Wenn Inhalte wie Pokémon GO oder auch andere interaktiven Inhalte direkt in die Straßenszene integriert werden, wird dieser Effekt noch gesteigert. Auch das haben die Forscher am Fraunhofer IAO schon nachgewiesen. In einer Studie gelang den Fahrern die Übernahme aus dem automatisierten Fahren besser, wenn sie zuvor Kühe am Straßenrand gezählt hatten, als wenn sie vorher in ihr Smartphone vertieft waren. Das heißt Augmented Reality mit Head-up-Displays könnte künftig einen Beitrag dazu leisten, die Sicherheit beim teilautomatisierten Fahren zu verbessern.

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Manfred Dangelmaier

Institutsdirektor für Engineering-Systeme am Fraunhofer IAO. Virtuelles Engineering sowie Ergonomie und Human Factors sind seine angestammten Fachgebiete - insbesondere wenn es um Fahrzeuge geht. Dabei interessiert er sich für Schnittstellen und auch teilweise quer zum Mainstream liegende Themen.

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Kategorien: Digitalisierung, Future Mobility
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