Vor Wissenschaftsblogs und Corporate Blogs kann man sich heute fast nicht mehr retten. Egal ob Global Player oder Drei-Mann-Unternehmen, ob große Wissenschaftsorganisation oder mitteilungsfreudiger Wissenschaftler mit Spaß am Schreiben: überall wird fleißig gebloggt. Vor gut fünf Jahren mussten wir gute deutschsprachige Corporate Blogs erst einmal recherchieren. Stellen Sie sich vor, Sie würden heute nach Unternehmensblogs googlen, um zu sehen, wer so etwas betreibt und wie. Absurd, oder? Vor fünfeinhalb Jahren haben wir genau das gemacht.

Damals war die Sache einigermaßen übersichtlich. Ich erinnere mich, dass vor allem die großen Unternehmen Blogs betrieben – dazwischen fand man Perlen gut gemachter Blogs von kleinen Unternehmen. Aber auch eher Kurioses bis Dubioses lies sich da finden, zum Beispiel www.persilblog.de (die Domain ist heute zu kaufen).

Warum haben wir damals Unternehmensblogs gesucht und nicht gleich Blogs von Wissenschaftsorganisationen, wo der Vergleich doch näher läge? Ganz einfach: Da wäre der deutschsprachige Fundus nicht allzu groß gewesen, nämlich ungefähr gleich null. Mit dem IAO-Blog haben wir damals als erstes großes Forschungsinstitut in Deutschland einen Blog ins Leben gerufen.

Aus Skeptikern werden Enthusiasten

Der Start war nicht ganz einfach, das müssen wir zugeben. Die Idee stieß zunächst einmal intern auf Skepsis: Was machen wir, wenn es Tag und Nacht üble Kommentare hagelt? Müssen wir eine 24-Stunden-Bereitschaft einrichten, die sich um die ganzen Kommentatoren kümmert? Kurz nach dem Start wurden wir mit der digitalen Realität konfrontiert: Je anspruchsvoller die Thematik, desto weniger wird kommentiert – sprich: zunächst einmal überhaupt nicht. Ja, auch diese Erfahrung gehört dazu, wenn man als erster größerer Institutsblog in Deutschland startet. Aber nicht nur gegenüber böswilligen Kommentaren gab es Vorbehalte. Wozu so ein Blog gut sei, hörten wir von so manchem Kollegen. Warum Zeit ins Bloggen investieren, wo doch die nächste wissenschaftliche Veröffentlichung geschrieben werden möchte und das Projekt zum Abschluss kommen soll? Die Zahlen haben letztlich überzeugt und den IAO-Blog durchsetzungsfähig gemacht: eine größere Reichweite im Netz, mehr Aufmerksamkeit und die gute Platzierung unserer Kernthemen auf der Google-Startseite haben die Mühen belohnt.

Wissenschaftler im Blog-Fieber

Den Spaß am Bloggen entdecken auch immer mehr Wissenschaftsorganisationen für sich. Nicht nur die wohl bekanntesten beiden Blogportale scilogs, und scienceblogs.de versammeln inzwischen eine bunte Fülle unterschiedlichster Blogs zu wissenschaftlichen Themen von Archäologie bis Raumfahrt, von Geschichte bis Naturwissenschaften. 2010 brachte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLF) die DLR-Blogs an den Start, eine Sammlung verschiedener Blogs zum Thema Raumfahrt. Das Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften betreibt seit 2012 den Blog »NeuroKognition«, der heute auf scienceblogs.de zu finden ist. Und vor rund einem halben Jahr rief die Helmholtz-Gemeinschaft ihr Blog-Portal http://blogs.helmholtz.de mit verschiedenen Themenblogs aus der gleichnamigen Forschungsgemeinschaft ins Leben.

Daneben gibt es Blogs, die übers Wissenschaftsbloggen bloggen (www.wissenschaftkommuniziert.de), diese bewerten und den Wissenschaftsblogs des Jahres wählen (übrigens auch uns). Seiten, die Wissenschaftsblogs ranken und zahlreiche Ratgeber im Duktus von »die 10 besten Tipps für erfolgreiche Wissenschaftsblogs«. Außerdem bekomme ich fast täglich Tipps fürs (Wissenschafts-)Bloggen per E-Mail.

IAO-Blog – next steps

Also Zeit, sich zurückzulehnen und sich zu freuen? Freuen ja, zurücklehnen nein. Im neuen Blog-Jahr wollen wir uns weiterentwickeln – wir wollen vor allem interaktiver werden und noch mehr den Dialog mit Ihnen, unseren Lesern, treten. Nicht nur dafür arbeiten wir gerade im Hintergrund mit Hochdruck, auch neue Funktionen und ein überarbeitetes Design kommen bald. In diesem Sinne freuen wir uns auf die nächsten fünf Jahre inspirierenden Dialogs mit Ihnen!

Leselinks zum Jubiläum:



Kategorien: Mensch-Technik-Interaktion, New Work / Connected Work
Tags: , ,