Roadmapping – das macht doch jedes Unternehmen und auch jede Forschungseinrichtung. Das ist eine gängige Rückmeldung zu diesem Thema – und sie ist sicher richtig. Roadmapping ist inzwischen als Werkzeug in der Unternehmensplanung angekommen, doch die Qualität und der Umfang der Anwendung variieren stark. Wir haben den Eindruck, dass viele Unternehmen von einer integrierten Planung mit Hilfe von Roadmaps funktions- und hierarchieübergreifend gerade in volatilen Zeiten sehr profitieren könnten. Aus diesem Grund führen wir aktuell ein Update der viel genutzten Studie zu Roadmapping im Unternehmenseinsatz durch.

Roadmapping in a Nutshell: Roadmaps ermöglichen es, in Anlehnung an die Metapher einer Straßenkarte, unterschiedliche Wege zur Zielerreichung zeitlich einzuordnen und zu verknüpfen, übersichtlich darzustellen und über Organisationseinheiten hinweg transparent planbar zu machen.

Roadmapping: ein Planungsinstrument im Wandel

Roadmapping durchlief seit seiner Einführung eine steile Karriere im Unternehmenseinsatz und veränderte sich stetig. Zu den Pionieren der dokumentierten Nutzung von Roadmapping gehörte Motorola in den 1970ern, insbesondere bei der strategischen Planung und Abstimmung technologischer Anwendungen. Im Europäische Unternehmen, wie beispielsweise Philips, entwickelten Roadmapping in den 1990ern weiter und berücksichtigten eine größere Breite an funktionalen Perspektiven. Zu den beiden gängigsten Vorgehensweisen gehören die der European Industrial Research Management Association EIRMA und die S/T-Plan Methodik des IfM Cambridge, beide mit der Grundmodell einer Aufteilung in die Ebenen Produkte, Märkte und Technologien als Basis für die strategische Planung. In Anlehnung an dieses Grundmodell kann Roadmapping beinahe beliebig methodisch und thematisch erweitert werden, was sowohl in Unternehmen als auch in der Wissenschaft seit vielen Jahren getan wird.

Wie und wofür setzen Unternehmen Roadmaps ein und was können Sie davon lernen?

Wie und wofür kommt Roadmapping aber in der unternehmerischen Praxis heute tatsächlich zum Einsatz? Anhang dieser Fragestellung haben wir 2015/16 eine erste Praxisstudie Roadmapping durchgeführt und bspw. herausgefunden, dass Roadmaps vorwiegend für einen Zeithorizont für bis zu 5 Jahren genutzt wird (…und selten darüber hinaus), dass meist Produkte, Technologien und Projekte abgebildet wurden (…und Dienstleistungen eher selten) und dass Kunden und Marktanalysen die am häufigsten genutzten Informationsquellen waren (…und externe Roadmaps eine eher selten eingesetzte Informationsquelle waren). Nur rund ein Viertel der beteiligten Unternehmen nutzen Roadmapping damals auch für die Produktionsplanung, Reifegradmodelle für Technologien kamen nur bei einem Zehntel der Teilnehmer zum Einsatz und, obwohl es zahlreiche IT-Lösungen gab, erstellte ein überwiegender Anteil der Unternehmen die eigenen Roadmaps auf Basis gängiger Office Software.

Die Ergebnisse der Studie haben wir in unterschiedlichster Form ausgewertet und veröffentlicht – als Broschüre, Infografik, wissenschaftlichen Artikeln – und wir haben uns im Anschluss der ein oder anderen Herausforderung angenommen, beispielsweise durch eine dedizierte Analyse existierender Roadmapping Software-Lösungen, weitgehend verfügbar auf der Fraunhofer Publikationsdatenbank (www.publica.fraunhofer.de – Stichwort Roadmapping)

Wo stehen wir heute? Das Update der Praxisstudie Roadmapping 2021/22

Schon seit einiger Zeit hatten wir ein Update der Studie im Blick – nun ist es endlich so weit. Im Team mit dem IfM Cambridge (Dr. Robert Phaal), dem MIT (Prof. Olivier L. de Weck) und TIM Consulting (Prof. Thomas Abele) haben wir die Fragen auf den neuesten Stand gebracht, um aktuelle Weiterentwicklungen und Trends berücksichtigen zu können. Beispielsweise ist heute der Einsatz von künstlicher Intelligenz und machine Learning keine Zukunftsvision mehr. Ähnlich wie zum Einsatz dedizierter Roadmapping Software interessiert uns der Durchdringungsgrad entsprechender Lösungen im Kontext von unternehmerischem Roadmapping. Dabei sind die Fragen ebenso als wissenschaftliches Instrument als auch Impulsgeber für die Teilnehmer gedacht. Wo liegen in Ihrer Organisation die Potenziale für eine Weiterentwicklung von Roadmaps?

Vielen Dank für die Teilnahme an der Umfrage und die weitere Verbreitung! Wie schon bei der ersten Version sind die Ergebnisse eine wichtige Hilfestellung für die weitere Entwicklung – in der Praxis und in der Wissenschaft – und auch für Sie: alle Teilnehmenden erhalten eine exklusive Vorabversion zum State-of-the-Art des Roadmapping, Best Practices im Unternehmen und vielen zusätzlichen Informationen für den Upgrade in ihrem Unternehmen.

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Sven Schimpf

Interdisziplinärer Forscher und Vordenker im Fraunhofer-Verbund Innovationsforschung. Bloggt rund um das Thema strategisches Innovations-, Technologie- und F&E Management. Warum? Weil spannende Ideen und technologische Möglichkeiten, die Mehrwert generieren, diskutiert und verbreitet werden müssen!

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Kategorien: New Work / Connected Work
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