Klimacheck – Blogreihe zum betrieblichen Klimaschutz
Klimaschutz ist ein spannendes sowie komplexes Thema zugleich und stellt Unternehmen und insbesondere KMU vor Herausforderungen, Fragezeichen und nicht zuletzt zukunftsweisende Chancen. Die interdisziplinäre Arbeitsgruppe »Klima-Impact« des Fraunhofer IAO hat die Blogreihe »Klimacheck« gestartet, um Orientierung zum Thema betrieblicher Klimaschutz zu geben und Unternehmen anhand von Handlungsempfehlungen und Praxisbeispielen zu ermutigen, ihren Beitrag für eine klimabewusste Zukunft zu leisten.
Banken spielen bei Klimaschutz und nachhaltiger Entwicklung eine doppelte Rolle. Einerseits als unternehmerische Akteure, die ihre internen Arbeitsformen, Strukturen und Prozesse nachhaltiger und energieeffizienter aufstellen. Andererseits als Ermöglicher eines nachhaltigen Wandels in den Finanzmärkten und in der Wirtschaft, weil sie entsprechende nachhaltige Finanzprodukte anbieten und damit eine Steuerungsfunktion auch für finanzielle Mittel in Richtung nachhaltiger Unternehmen und Geschäftsmodelle innehaben.
Zu diesen beiden Aspekten haben wir uns mit Dr. Andreas Gruber, Fachbereichsleiter Public Affairs und Nachhaltigkeit bei der DKB und Armin Hermann, Bereichsleiter Finanzen bei der DKB, ausgetauscht. Mit der DKB arbeiten wir seit mehreren Jahren an der Gestaltung von neuen, flexiblen Arbeitsformen zusammen und sind u.a. auch zum Thema nachhaltige Arbeitswelten eng im Austausch.
Wo ist das Thema »nachhaltige Arbeits- und Prozessorganisation« bei der DKB angesiedelt?
Andreas Gruber: Ganz oben: die Gesamtverantwortung für das Thema Nachhaltigkeit liegt bei unserem Vorstandsvorsitzenden. Die Koordination liegt in unserem Bereich Unternehmensentwicklung & Solutions. Wichtig ist jedoch zu betonen, dass Nachhaltigkeit nur als Querschnittsaufgabe funktionieren kann und sie in unseren Unternehmenswerten fest verankert ist. Nachhaltigkeit muss von allen Mitarbeitenden verstanden, gestaltet und gefördert werden. Ein Beispiel hierfür ist die Umsetzung der neuen regulatorischen Anforderungen in puncto Nachhaltigkeit: hier arbeiten über 60 Mitarbeitende aus allen Markt- und Zentralbereichen der Bank zusammen.
Dabei spielt Führung eine wesentliche Rolle: Wir verstehen Nachhaltigkeit als Führungsaufgabe – und Führung heißt auch: Vorbild sein. Führungskräfte sind dazu verpflichtet, ihre Mitarbeitenden dafür zu sensibilisieren, ihnen die Bedeutung aufzuzeigen und – vor allem – sie einzubinden.
Was braucht eine nachhaltigkeitsorientierte Organisation von Arbeitsprozessen und -strukturen, um selbst nachhaltig verankert zu sein?
Andreas Gruber: Arbeitsprozesse und Strukturen kommen überwiegend beim Management von Nachhaltigkeit zum Tragen. Viel wichtiger und dem Management vorgelagert ist das gemeinsame Verständnis. Nachhaltigkeit ist ein äußerst komplexes und vielschichtiges Konstrukt, welches meist sehr individuell ausgelegt wird. Daher sollten sich Organisationen mit der wichtigsten aller Fragen auseinandersetzen: Was verstehen wir unter Nachhaltigkeit? Bei der DKB haben wir – lange bevor wir eine Nachhaltigkeitsstrategie hatten – eine Antwort auf diese Frage gesucht. Gemeinsam mit über 80 Kolleg*innen aus 16 Fachbereichen haben wir für uns die »Blaue Nachhaltigkeit« erarbeitet und definiert. Diese begreift Nachhaltigkeit und Sustainable Finance als große Chance und berücksichtigt soziale und ökologische Aspekte gleichermaßen. Außerdem denken wir sehr Impact-orientiert: Unser Ziel ist es nicht, zu 100 Prozent nachhaltig zu sein. Viel wichtiger ist uns, die Transformation zu einer nachhaltigen Gesellschaft aktiv zu begleiten und unsere Kund*innen auf diesem Weg zu unterstützen. Wir finanzieren ganz bewusst nicht nur Branchen, die bereits nachhaltig aufgestellt sind, sondern auch konventionelle Branchen mit Transformationsbedarf.
Wo setzen Sie als DKB an, um Ihre Arbeitsprozesse klimabewusster zu gestalten?
Andreas Gruber: Unser wichtigstes Ziel im Bereich der Betriebsökologie ist die Reduzierung der CO2-Emissionen pro Mitarbeiter*in. Bis 2026 möchten wir diese im Vergleich zu 2010 um 75 Prozent reduzieren, mit derzeit 73 Prozent sind wir auf einem sehr guten Weg.
Um dieses Ziel zu erreichen, fördern wir zum Beispiel die nachhaltige Mobilität unserer Mitarbeitenden durch ein bezuschusstes Fahrrad-Leasingmodell oder eine Bezuschussung des ÖPNV-Tickets. Als Bank müssen wir aber auch zu unseren Geschäftskunden kommen – da ist firmeneigene Mobilität unabdingbar: Unseren hauseigenen Carpool reduzieren wir allerdings sukzessive und greifen auf Angebote örtlicher Carsharing-Anbieter zurück. Um die Durchdringung unseres Fahrzeugbestandes mit E- und Hybridfahrzeugen zu erhöhen, bauen wir nicht nur die Ladeinfrastruktur innerhalb unserer Immobilien weiter aus, sondern fördern auch die Lademöglichkeiten bei den Mitarbeitenden zu Hause.
Wie fördern Sie das Engagement der Mitarbeitenden in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz?
Andreas Gruber: Wir bieten unseren Mitarbeitenden zahlreiche Lern- und Weiterbildungsangebote, derzeit arbeiten wir beispielsweise an einer digitalen Nachhaltigkeitsschulung zum Thema Sustainable Finance. Ferner können sich alle unsere Mitarbeitenden im Rahmen von sogenannten Impulstagen nachhaltigen Input – auch außerhalb der Organisation holen. Auch Corporate Volunteering unterstützen wir – unter anderem mit regelmäßigen Aufforstungsaktionen im Brandenburg. Um den Nachhaltigkeitsfahrplan der DKB mitzugestalten, können sich all unsere Mitarbeitenden beim Sustainable Finance Board (SFB) einbringen – das ist unser regelmäßiges internes Austauschformat zu allen Themen rund um ESG.
Welche Rolle spielt die Digitalisierung bei der DKB auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit?
Andreas Gruber: Wir müssen Nachhaltigkeit mit Technologie und Digitalisierung verknüpfen. Wir Banken haben über Jahrzehnte trainiert, ausschließlich unsere ökonomischen Risiken datenbasiert zu messen und zu steuern – auch Nachhaltigkeit muss als Daten-Thema begriffen und entsprechend mit der Digitalisierung verbunden werden. Ohne die Erhebung und Auswertung von relevanten Nachhaltigkeits-Daten können wir weder Risiken noch Chancen erkennen oder unsere Portfolien in Einklang mit dem Pariser Klimaschutzabkommen bringen. Wir sind davon überzeugt, dass Nachhaltigkeit neben der Digitalisierung ein Megathema für Banken ist und am Ende mit über deren wirtschaftlichen Erfolg entscheiden wird.
Was haben Sie bisher erreicht und was sind die nächsten Schritte?
Andreas Gruber: Wir gehören mit Sicherheit zu den Banken mit einer vorteilshaften Ausgangssituation in Sachen Nachhaltigkeit: wir müssen unser Geschäftsmodell nicht erst nachhaltig aufstellen und haben auch in Sachen Mitarbeitermotivation einen Vorsprung. Diese Ausgangsposition heißt es nun, gut zu nutzen. Hier sind zwei Zielsetzungen handlungsleitend. Zum einen ordnen wir unsere Finanzierungen den Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen zu. Ein sehr großer Teil unseres Darlehensportfolios wirkt bereits auf die SDGs ein – bis 2030 sollen 85 Prozent unseres Kreditportfolios signifikant zu den SDGs beitragen.
Und natürlich orientieren wir uns am Pariser Klimaschutzabkommen. Bis 2040 wollen wir unser gesamtes Produktportfolio in Einklang mit dem 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens bringen. Das ist eine immense Herausforderung, da alleine die Messung des Impacts, die Datenlage und die angesprochene digitale Verfügbarkeit dieser Daten alles andere als zufriedenstellend ist – aber: so groß wie die Herausforderungen muss auch die Ambition sein.
Im zweiten Teil des Interviews erfahren Sie, wie Banken einen zentralen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten können, indem sie Finanzströmen hin zu nachhaltigen Unternehmen und Branchen lenken.
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