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Geld war doch schon immer grün – Teil 2: Banken als wichtige Akteure für den nachhaltigen Wandel unseres Wirtschaftssystems

Klimacheck – Blogreihe zum betrieblichen Klimaschutz
Klimaschutz ist ein spannendes sowie komplexes Thema zugleich und stellt Unternehmen und insbesondere KMU vor Herausforderungen, Fragezeichen und nicht zuletzt zukunftsweisende Chancen. Die interdisziplinäre Arbeitsgruppe »Klima-Impact« des Fraunhofer IAO hat die Blogreihe »Klimacheck« gestartet, um Orientierung zum Thema betrieblicher Klimaschutz zu geben und Unternehmen anhand von Handlungsempfehlungen und Praxisbeispielen zu ermutigen, ihren Beitrag für eine klimabewusste Zukunft zu leisten.

Bei Banken liegt einer der wichtigsten Hebel zur Nachhaltigkeit in der Lenkung von Finanzströmen. Im zweiten Teil des Interviews mit der DKB sprechen wir mit Armin Hermann, Bereichsleiter Finanzen bei der DKB, über nachhaltige Finanzanlagen und warum diese sowohl für Investoren als auch für unsere Umwelt gut sind.


Geldanlagen und Portfoliomanagement sind für viele nicht die erste Assoziation mit Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Welche Rolle spielt nachhaltiges Banking auf dem Weg zu einer nachhaltigen, klimaneutralen Wirtschaft und welchen Beitrag können Private und Unternehmen dabei leisten?

Armin Hermann: Banken bestimmen durch ihre Geschäftsstrategien mit, in welche Branchen Finanzierungen fließen. Je nachdem, wie CO2-intensiv beispielsweise die Zielkundschaft einer Bank ist, wird der Weg zur klimaneutralen Wirtschaft durch die Kreditvergaben mehr oder weniger stark gefördert. Genauso verhält es sich übrigens mit den weiteren Nachhaltigkeitszielen – je nachhaltiger die Branchen, in welche Kredite fließen, desto größer der positive Beitrag. Wir finanzieren im Wesentlichen das, was Menschen heute und in Zukunft zum Leben brauchen: erneuerbare Energien, Wohnungen, Schulen, Kitas, Krankenhäuser und Pflegeheime.

Jede Einlage, also zum Beispiel Sparguthaben unserer Privatkund*innen, leistet einen großen Beitrag, um diese Projekte zu ermöglichen. Und außerdem bieten wir auch eigene Nachhaltigkeitsprodukte zur Geldanlage an – wie etwa die DKB Nachhaltigkeitsfonds. Dies ermöglicht jedem Privatkunden oder jeder Privatkundin über die Art, das eigene Vermögen anzulegen, eine Menge zu bewirken.

Wie unterscheiden sich DKB Nachhaltigkeitsfonds von herkömmlichen Investmentfonds? Pointiert: Was unterscheidet Ihr Angebot von modernem Ablasshandel?

Armin Hermann: Nun ja, die Rendite der Fonds ist – im Gegensatz zum klassischen Ablasshandel – irdischer Natur.

Spaß beiseite: Die DKB Nachhaltigkeitsfonds verfolgen ambitionierte Klimaziele und integrieren Nachhaltigkeitskriterien in die Festlegung des Anlageuniversums. So werden alle Titel einem strengen Screening unterzogen und analysiert; Verstöße gegen kontroverse Geschäftsfelder wie Kinderarbeit, Kernenergie, Rüstung und Tabak werden aktiv reduziert bzw. vollständig ausgeschlossen. Die jeweils angewandten ESG-Kriterien werden transparent dargestellt – das Fondsmanagement berücksichtigt harte Ausschlüsse und strebt ein optimales Chancen/Risiken-Verhältnis an.

Wie kann ich als Privatanleger seriöse Nachhaltigkeitsfonds finden und einschätzen?

Armin Hermann: Gerade weil Nachhaltigkeit ein so weitgefasster Begriff ist, sollten sich Interessent*innen vor einer Investition gut überlegen, welche persönlichen Werte sie umgesetzt wissen und welche Ziele sie unterstützen möchten. Dabei bieten verschiedene Siegel und Ratings eine gute Orientierung, um zu erkennen, wie nachhaltig ein konkretes Anlageprodukt tatsächlich ist. Ein Beispiel dafür ist das €uro-ECO-Rating für Fonds und ETFs, welches bei Aktien und Unternehmensanleihen zehn, bei Staatsanleihen acht Kriterien aus den Bereichen Umwelt- und Klimaschutz sowie Soziales berücksichtigt. Die besten Fonds sind mit einem »A« bewertet und können Anleger*innen eine Hilfestellung bei der Entscheidung für das richtige Produkt sein.

Wie ist die bisherige Resonanz dieser Produkte auf dem Markt? Was sind Ihre Zukunftspläne?

Armin Hermann: Das Thema hat bereits stark an Fahrt aufgenommen und wir sehen bei nachhaltigen ETFs und Fonds enorme Zuwachsraten. Insbesondere bei neu abgeschlossenen Sparplänen zeigt sich, dass viele Kund*innen sich für das nachhaltige Investieren interessieren.

Wie stehen solche Produkte im Vergleich zu herkömmlichen Investmentfonds in Sachen Rentabilität da?

Armin Hermann: Diese Frage wundert mich immer wieder: Gutes Gewissen und gute Rendite waren meines Erachtens noch nie ein Widerspruch. Vor allem bei der Bewertung der bereits erwähnten Chancen/Risikoprofile spielt Nachhaltigkeit eine entscheidende Rolle. Gerade in den letzten Jahren gab es eine Menge Beispiele, die gezeigt haben, dass nicht-nachhaltiges Wirtschaften auch kein positiver Investment-Case sein kann. Seien es problematische Produktportfolien bei Unternehmen, ein mangelhafter oder unlauterer Umgang mit Mitarbeitenden oder Kunden – allein die Reputationsschäden nicht-nachhaltigen Handelns können auch Börsenwerte stark negativ beeinflussen.

Aber mittelfristig ist es meines Erachtens sogar notwendig, den Renditebegriff zu erweitern: um eine CO2-Rendite oder eine soziale Rendite zum Beispiel. Alles nur in Prozent und Euros zu bemessen, begegnet den aktuellen Problemen nur bedingt.

Leselinks:

Josephine Hofmann

Leitet das Team »Zusammenarbeit und Führung« und forscht zum Thema Führungskonzepte und flexible Arbeitsformen. Bloggt am liebsten im Zug und nach inspirierenden Veranstaltungen und Begegnungen.

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