Teilweise könnte man bei der Diskussion um Industrie 4.0 denken, es ginge um darum, mit besonders viel Technik die Menschen in der Produktion überflüssig zu machen. Die Vorstellungen der selbstorganisierten, vollautomatisierten menschenleeren Fabrik sprießten vor allem am Anfang der Industrie-4.0-Debatte wie Pilze aus dem Boden.
Nach und nach ebben diese Diskussionen ab. Professor Dieter Spath, der bis Ende September 2013 Leiter des Fraunhofer IAO war, erklärt, wieso Industrie 4.0 und Automatisierung nur bedingt etwas miteinander zu haben und woran eine Vollautomatisierung in der flexiblen Produktion der Zukunft scheitert.
Als wichtigstes Ergebnis können wir also schließen »Das Ziel ist ein flexible Fertigung«. Wo punktuelle Automatisierung uns diesem Ziel näherbringt, wird diese mit Sicherheit eingesetzt werden. Aber an vielen Stellen rechtfertigt das Ziel einer flexiblen Fertigung für die volatilen Märkte der Zukunft nicht die Kosten für eine großflächige Automatisierung. Der Mensch ist und bleibt unsere flexibelste »Produktionsressource« und somit hängt »Produktivität, die wir in Deutschland haben, sehr stark mit dem Menschen zusammen«, wie es Dr. Wittenstein formuliert. (Vgl. »Produktionsarbeit der Zukunft – Industrie 4.0«)
Der Mensch bleibt also weiterhin die entscheidende Kraft in Produktion
Zu diesem Ergebnis kommt auch die IAO-Leitstudie »Produktionsarbeit der Zukunft – Industrie 4.0«. Fast 97 Prozent der Befragten wird menschliche Arbeit in ihrem Unternehmen auch in Zukunft wichtig oder sehr wichtig sein, wie Abbildung 1 zeigt.
Um der Vermutung vorzubeugen, dieses Ergebnis läge nur an der Auswahl der befragten Unternehmen: auch bei den verstärkt automatisierten Unternehmen ändert sich dieses Bild kaum. Hier sind immerhin noch knapp 95 Prozent dieser Meinung.
Diese Einigkeit teilen auch die Experten. Mit der Aussage »Ich denke, die Fabrik der Zukunft ist genauso menschenleer, wie heutige Büros papierlos sind« bringt Dr. Diegner vom ZVEI die vorherrschende Meinung der Experten plakativ auf den Punkt.
Abbildung 1: Menschliche Arbeit bleibt zukünftig wichtig für die Produktionsunternehmen
Auch wenn sich alle darüber einig sind, dass der Mensch weiterhin wichtig für die Produktion bleiben wird, steht fest: für ihn wird sich in der Produktion einiges ändern. Wie die Produktion der Zukunft aussehen kann lesen hier im IAO-Blog im nächsten Beitrag zur Industrie 4.0: »Der Mensch in der Industrie 4.0 – wie arbeiten wir in der Produktion 4.0?«
Pressebeiträge zum Thema Industrie 4.0 und Automatisierung: