Kommunale Abfalllogistik sorgt mit Müllentsorgung für eine saubere Stadt – aktuell jedoch noch mit lauten und umweltverschmutzenden Abfallsammelfahrzeugen. Klimaziele und Gesetze erfordern allerdings einen Wandel, weg vom dreckigen Verbrenner und hin zum klimafreundlichen Antrieb. Doch sind die alternativen Antriebstechnologien, wie Batterie und Brennstoffzelle, wirklich die Lösung allen Übels oder bleibt das Abfallsammelfahrzeug bald leise, ohne Strom und Wasserstoff vor der Mülltonne liegen?
Batterie und Wasserstoff trennt Müll von Lärm- und CO2-Emissionen
Seit dem 2. August 2021 werden per Gesetz verbindliche Mindestziele für emissionsfreie Nutzfahrzeuge für die öffentlichen Auftragsvergabe festgelegt, die kommunalen Abfallentsorgungsunternehmen senkende Flottengrenzwerte von 15 Prozent bis 2025 und 30 Prozent bis 2030 vorschreiben. Trotz der Position von kommunaler Abfallentsorgung als heimlicher Gewinner beim Umweltschutz – mit 76 Prozent CO2-Emissionseinsparungen gegenüber 1990 bei täglich 31.500 Tonnen Abfallentsorgung in Deutschland – ist der nächste Schritt notwendig: das klima- und umweltfreundliche Abfallsammelfahrzeug. Als nächste notwendige Stufe der Verkehrswende stehen emissionsfreie Nutzfahrzeuge in den Startlöchern und kommunale Unternehmen haben die große Chance, den Umstieg auf alternative Antriebskonzepte beispielhaft und gezielt voranzutreiben.
Batterie oder Wasserstoff?
Der erfolgreichen Etablierung neuer Antriebstechnologien geht das Überwinden von Hindernissen und Skepsis voraus. Für die Anforderungsprofile von Abfallsammelfahrzeugen sind batterieelektrische und wasserstoffbetriebene Antriebssysteme am geeignetsten und mittlerweile bieten etablierte herstellende Unternehmen erste Vorserienmodelle an. Beide alternativen Antriebskonzepte haben gegenüber dem konventionellen Verbrenner deutliche Vorteile durch lokal emissionsfreie Müllentsorgung und einfache Lärmentlastung. Unterschiede sind hingegen beim Technologiereifegrad, dem Infrastrukturaufbau und der Reichweite zu finden. Speziell für die Nutzer*innenakzeptanz spielt die Reichweite eine wichtige Rolle. Zudem sind weitere Fragen zu klären, wie z.B.: sind mit der neuen Antriebstechnologie alte Fahrmuster abzudecken oder Einbußen bei der Nutzlast zu erwarten? Wo befindet sich die nächste Lade- oder Wasserstofftankstelle und wie ist diese vor Ort zu installieren? Zusätzlich zur Nutzskepsis stellt der aktuell noch hohe Fahrzeugpreis ein Hindernis dar, das aber durch staatliche Förderungen und Markthochlauf in Zukunft zunehmend abgeschafft wird. Um die Marktsituation mit dem individuellen Bedarf zu kombinieren, empfiehlt sich deshalb eine Flottenanalyse, die Modelloptionen gegenüberstellt und kommunalen Flottenmanager*innen bei der Suche nach dem passenden klimafreundlichen Antriebssystem unterstützt.
Schritte zum klimafreundlichen Abfallsammelfahrzeug
Um eine erfolgreiche Transformation und Dekarbonisierung der Abfallsammelfahrzeuge ohne Einschränkung der Betriebssicherheit zu garantieren, ist eine grundlegende Analyse des aktuellen Fuhrparks notwendig. Vier Bausteine bilden die Grundlage für eine Machbarkeitsanalyse von alternativen Abfallsammelfahrzeugen:
- 1. Analyse des Mobilitäts- und Transportbedarfs
- 2. Markt- und Potenzialanalyse alternativer Antriebskonzepte
- 3. Tank-/Ladeinfrastrukturbedarfe
- 4. Ökologische und wirtschaftliche Bilanzierung der Flottenkonzepte
Als Resultat zeigt die Flottenanalyse ökologische und wirtschaftliche Potenziale der alternativen Antriebskonzepte sowie die erforderliche Infrastruktur inklusive der Energiebedarfe. Um kommunale Flottenmanager*innen bei der Transformation zu unterstützen und zu beraten, wurde am Fraunhofer IAO eine nutzerfreundliche App entwickelt, die alle vier Bausteine umfasst und zur kommunalen Dekarbonisierung beiträgt. Gemeinsam mit dem Fraunhofer IAO kann durch die Nutzung der App eine Strategie entwickelt werden, wie die kommunale Flotte in Zukunft Stück für Stück klimafreundlicher wird und trotzdem rentabel bleibt. Als Innovatoren verfügen kommunale Betriebe über den Trumpf, die Gunst der Stunde nutzen zu können und dem Handlungsbedarf mit direkter Umsetzung zu begegnen.
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