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Elektromobilität ist nur etwas für Grüne, Reiche und Politiker (oder?)

Mit dieser Aussage verurteilt der Berater und Honorarprofessor der Technischen Universität Wien, Friedrich Indra in einem Artikel im Wirtschaftsfachmagazin »Economic Engineering« (Nr. 6-2014) etwas, das eigentlich massentauglich werden soll. Äußert er diese harten Worte zu Recht oder spricht hier ein Experte, der sich seit Jahrzehnten mit Verbrennungstechnik beschäftigt und sich nur deshalb nichts anderes vorstellen kann?

Die Forschung: Gespalten, (noch) nicht differenziert

Laut einer Umfrage des Autozulieferers Continental (zitiert auf »Die Welt« online) habe Elektromobilität ein »beachtliches Imageproblem«. Die kaufentscheidenden Faktoren Spaß, attraktives Design und Sportlichkeit seien einfach nicht gegeben; außerdem gelten die üblichen Argumente: geringe Reichweite, hoher Preis und lange Ladezeiten. Kurz: Elektromobilität funktioniert nicht und macht keinen Spaß. Allerdings geht es hier um den Kauf. Was ist mit dem Leihen oder Teilen von Elektroautos? Auch für Carsharing scheinen die Prognosen düster auszusehen: Laut einer Studie des TÜV Rheinland und der Beratungsgesellschaft BBE Automotive ist die Liebe des Deutschen zum eigenen Auto ungebrochen. Da ist man sich schnell einig: »Das wird auch so bleiben«. Aus der Carsharing-Ecke gibt es also scheinbar auch keinen Hoffnungsschimmer für die Elektromobilität.

Dem gegenüber steht eine ganze »Armee« an Forschern, die fachlich und mit Fördermitteln gut gerüstet den Blick nach vorne in die Zukunft richten. Man beschäftigt sich intensiv mit der Entwicklung und Verbesserung technischer Komponenten der Elektromobilität. Inzwischen auch mit einem aufmerksameren Blick auf einen ganz entscheidenden Stakeholder, mit dem jeder Markterfolg steht und fällt: der Kunde oder auch der Nutzer. Dass es nicht »den (einen)« Kunden bzw. Nutzer gibt, ist bekannt. Dass wir da genauer hinschauen müssen, wenn es um individuelle Mobilität geht: keine Frage. Und dass es hierbei nicht nur um die rein technische Nutzerfreundlichkeit geht, sondern eben auch um eine geschickte Vermarktung, da sind sich Ingenieure und Marketing-Leute einig. Warum setzt sich dann Elektromobilität nicht durch? Warum geht das alles so langsam?

Elektromobilität muss sich hier offensichtlich wie David gegen Goliath gegen Giganten durchsetzen, egal ob im Kopf oder real. Bis alle Fortbewegungsmodelle ihren Platz eingenommen haben, wird es noch ein wenig Gerangel geben. Aber das ist normal. Der Markt ist eben dynamisch.

Dienstleistungen für Elektromobilität: Paradigmenwechsel aus der Nische

Man bekommt oft den Eindruck scheinbar unüberwindbarer Gegensätze: entweder Elektroautos oder Verbrenner. Daran erfolgt das Urteil für oder gegen »die Elektromobilität«; dazwischen gibt es nichts. Es geht vielleicht auch gar nicht darum, wer oder was gewinnt. Damit alle Konzepte neben- und miteinander funktionieren können, könnten doch wohlgeformte Dienstleistungen maßgeblich helfen, die Schwachstellen der Elektromobilität zu überbrücken (Brückenfunktion), die traditionelle Fortbewegungskonzepte mit der Elektromobilität nahtlos zu verknüpfen (Schnittstellenfunktion) und nicht zuletzt Lust auf das Ausprobieren zu machen (Begeisterungsfunktion und Risikominimierung). Noch während wir an einer roten Ampel stehen, bereiten wir uns bereits auf die Grünphase vor (und wer im Elektroauto schon einmal auf »Gas« getreten hat, weiß, was das heißt). So besteht für Elektromobilitätsanbieter nun die Chance darin, sich auf florierende Zeiten vorzubereiten. An Dienstleistungsideen und smarten Geschäftsmodellen mangelt es definitiv nicht. Wer die Aktivitäten aufmerksam verfolgt (empfehlenswert: www.electrive.net), stellt fest: Es gibt viele gute Ansätze, die Elektromobilität und vor allem das Laden bequem und günstig machen können. Wir können aus dem Vollen schöpfen und müssen nur all die Angebote sinnvoll miteinander kombinieren. Und uns auf etwas Neues einlassen.

Der Blick auf die Chancen

Das Fraunhofer IAO hat zusammen mit dem Karlsruhe Service Research Institut (KSRI) und dem FIR an der RWTH Aachen eine neue Expertenstudie zur Rolle von Dienstleistungen für die Elektromobilität veröffentlicht. Diese finden Interessierte kostenlos im Internet (siehe Leselinks unten).

Außerdem diskutieren und referieren Experten im Rahmen des daran anknüpfenden Symposiums am 5. Februar 2015 in Stuttgart über Potenziale innovativer Dienstleistungen für die Elektromobilität. Es sind nur noch wenige Plätze frei; eine Anmeldung ist noch bis zum 30. Januar 2015 über den folgenden Link möglich: www.iao.fraunhofer.de/vk257.html.

Leselinks:

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