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Städteoptimierung durch die Bewohner: Wie Kommunen ihre Bürger aktivieren können

In der folgenden Situation dürfte sich wohl jeder schon einmal befunden haben: Sie machen sich auf den Weg zu Ihrer Arbeitsstelle in eine größere Stadt. Ein typischer Tag beginnt schon in den frühen Morgenstunden mit Stress und einer daraus resultierenden schlechten Laune. Der Grund liegt auf der Hand. Urbanisierung und Zentralisierung machen die Anreise mit dem Auto zu einer Tortur. Stau und ein zähes Vorankommen im Stop-and-go-Modus bringen Sie zur Weißglut. Damit nicht genug: Um den Stress abzubauen, möchten Sie nach der Arbeit eine entspannte Fahrradtour unternehmen. Doch diese ist gespickt mit Hindernissen, die Ihr Stresslevel eher steigen als fallen lassen. Beschädigte und fehlende Radwege schränken Ihr Fahrvergnügen erheblich ein. Doch was können Sie tun, um die Situation zu verbessern? Wie können die Bewohner von Städten überhaupt ihren Beitrag leisten, damit die Infrastruktur entsprechend verbessert bzw. ausgebaut werden kann, um die Integration von nachhaltiger Mobilität zu vereinfachen?

Einfachheit und Transparenz sind der Schlüssel

Apps sind heutzutage unser ständiger Begleiter. Für jede Lebenslage gibt es einen kleinen digitalen Helfer, der unser Leben bereichert. Das kann auch für die eben erwähnte Problemstellung genutzt werden. Das im Smartphone enthaltene GPS-Modul schafft den Nährboden für die Sammlung wichtiger Informationen rund um die Anliegen der Bewohner in urbanen Gebieten.

Einen Lösungsansatz bietet eine von uns am Fraunhofer IAO entwickelte Smartphone-Applikation, die im Rahmen des Verbundprojektes NUMIC (Neues urbanes Mobilitätsbewusstsein in Chemnitz) gemeinsam mit der TU Dresden, der TU Chemnitz, der innosabi GmbH und der Stadt Chemnitz designt wurde. Diese ermöglicht es Ihnen, auf einfache Art und Weise Missstände an der Infrastruktur am Beispiel der Stadt Chemnitz transparent zu kommunizieren. Dadurch bekommen die Bürger die Möglichkeit, selbst mitzuwirken, städtebauliche Maßnahmen zu Gunsten der Bewohner aufzuzeigen und den Einsatz von nachhaltiger Mobilität zu fördern. Der Launch der App ist für Mitte Oktober 2020 geplant und wird aktuell nur für die Stadt Chemnitz angeboten. Momentan befindet sich die App noch in der ersten Release-Phase und wurde, mit sehr gutem Feedback, von einem ausgewählten Nutzerkreis bereits getestet. Der Aufbau und die Bedienung der App sind sehr einfach und übersichtlich (siehe Abbildung 1), sodass selbst ältere Menschen problemlos ihre Meinung zur aktuellen Infrastruktur kundtun können.


Abbildung 1: Smartphone-Applikation mit dem Auswahl-Menü. (Quelle: eigene Darstellung)

 

Doch was genau passiert mit den Daten? Die Nutzer entscheiden selbst, ob sie die gesammelten Informationen für eine weitere Verarbeitung zur Verfügung stellen möchten oder lediglich für private Zwecke nutzen wollen. Die hohe Transparenz und die integrierte Anonymität erhöhen die Bereitschaft zur Nutzung zusätzlich.

Mehrwert für den Nutzer schaffen

Um die Akzeptanz einer Smartphone-Applikation zu erhöhen, muss auf die Bedürfnisse und Wünsche der Nutzenden eingegangen werden. Eine App, die einerseits GPS-Tracking mit Statusmeldungen ermöglicht, aber gleichzeitig zahlreiche Funktionen zur Verfügung stellt, die einen Mehrwert für die User bietet, erhöht die Akzeptanz bei den Einwohnern der Stadt. Im Fall von Chemnitz können mit der App beispielsweise

abgerufen werden. Die eigentliche Hauptfunktion, das Anlegen eines Wegetagebuches zum Aufzeigen von Optimierungspotenzial, ist nur das
»Tüpfelchen auf dem i« (siehe Abbildung 2).


Abbildung 2: Zurückgelegter Weg mit Hinweisen zur genutzten Infrastruktur. (Quelle: eigene Darstellung)

 

Die Stadt der Zukunft aktiv mitgestalten

Fakt ist, dass sich die Städte der Zukunft deutlich von der heutigen Ausrichtung im Hinblick auf Mobilität unterscheiden werden. In den Medien grassieren Buzzwords wie die Elektrifizierung von Shuttlebussen und die Bereitstellung von Sharing-Angeboten. Die Frage ist nur, wo werden diese Technologien auch tatsächlich von den Menschen gebraucht?

Die Stadt Chemnitz unternimmt hier durch den Einsatz der vorgestellten App einen großen Schritt, um diese Frage zum Wohl der Bürger zu beantworten. Das Projekt NUMIC zielt darauf ab, möglichst viele Chemnitzer Bewohner für das Vorhaben zu aktivieren. Diese können aktiv zur Besserung der Lage beitragen, indem sie alltägliche Routen einfach per Smartphone aufzeichnen und diese bei Gelegenheit zur Auswertung zur Verfügung stellen. Die Ergebnisse der Auswertung werden transparent mit der Community geteilt.

Wenn Sie mehr über das Projekt NUMIC und den Einsatz der Smartphone-Applikation erfahren möchten, dann finden Sie weitere Informationen auf der Projektwebsite numic.city. Dort erwarten Sie Neuigkeiten zum Release der App sowie zukünftige Events, die das Projekt betreffen. Sie sehen auch hier: Um eine Smartphone-Applikation erfolgreich zu gestalten, muss der Mensch eine tragende Rolle spielen und in den Entwicklungsprozess miteinbezogen werden. Deshalb möchten wir auch Sie herzlichen einladen, ein Teil des Projekts NUMIC zu werden!

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Fabian Schirmer

Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter am Anwendungszentrum KEIM, dem Kompetenzzentrum für energetische und informationstechnische Mobilitätsschnittstellen. Themen wie nachhaltige Mobilität und zukünftige Fortbewegung stehen dabei im Mittelpunkt. Für ihn ist es spannend und interessant, sich aktiv an den Themen der Zukunft zu beteiligen.

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