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Winke, winke, Langeweile!

Auf Messen wie der Hannover Messe oder der CeBIT versuchen Unmengen von Ausstellern mit ihren Messeständen die Aufmerksamkeit des Besuchers auf sich zu lenken. Während die großen Aussteller mit immensem Aufwand Bühnenshows und Liveprogramm präsentieren, bietet sich doch an vielen Ständen ein ähnliches Bild: Neben dem Standpersonal läuft im Hintergrund auf irgendeinem Monitor irgendeine Präsentation, auf der sich Bulletpoint an Bulletpoint reiht. Langweilig! Auf Messen, Ausstellungen und in Firmenfoyers gibt es geeignetere Formate, um Informationen zu vermitteln und Aufmerksamkeit zu erzeugen. Wie zum Beispiel mit unserem interaktiven Exponat.

Mit Gesten navigiert der Besucher durch die Präsentation

Unsere interaktive Wand kann der Besucher allein durch Gesten steuern. Wir haben sie ursprünglich anlässlich des 30-jährigen Jubiläums des Fraunhofer IAO im Jahr 2011 konzipiert. Sie besteht aus vier nebeneinander aufgestellten, in hochwertiges Metall gefassten Monitoren und der dazugehörigen Tracking-Sensorik, die die Bewegungen des davorstehenden Besuchers erfasst und die Gesten entsprechend umsetzt.


Die Konzeptidee der interaktiven gestengesteuerten Wand

Das Exponat ist mit dem Hintergrund entwickelt worden, die zahlreichen Informations- und Illustrationsmaterialien von Projekten, Themen und Labors, welche oft schon vorhanden sind, zu bündeln und in eine ansprechende und präsentable Form zu bringen. Außerdem werden so, ganz nebenbei, auch die Möglichkeiten neuer Interaktionstechnologien aufgezeigt und mit attraktiven Visualisierungen verbunden.

Trackingtechnik und Software werden ständig weiterentwickelt

Seit dem Jubiläum 2011 ist die interaktive Wand in diversen weiteren Projekten mit unterschiedlichem Hintergrund eingesetzt worden.


Die gestengesteuerte Wand in ihrer
Ursprungsversion zum 30-jährigen Jubiläum
des Fraunhofer IAO auf der IT&Business 2011.

Dabei haben wir die Trackingtechnologie immer wieder weiterentwickelt: Anfangs waren es konventionelle Webcams sowie IR-Abstandssensoren, die zum Einsatz gekommen sind, später kam die Microsoft Kinect zur Verwendung.
Die Kinect, die ursprünglich für Microsofts Spielkonsole Xbox entwickelt wurde, erlaubt es, ein Tiefenbild (also eine Art 3D-Aufnahme) zusätzlich zum Kamerabild zu verarbeiten. Die Daten, die das Gerät liefert, enthalten zudem beispielsweise noch Informationen über die Anzahl und Position der Betrachter im Raum sowie über die detaillierte Positionierung des Körpers und der Gliedmaßen – mit diesen Informationen lassen sich dann unterschiedliche Gesten im Raum erkennen.


Besucher nehmen die interaktive Wand auf
der Hannover Messe 2012 mit dem
Projekt »Fit für Innovation« in Augenschein.

Die speziell für die Wand entwickelte Software wurde iterativ verbessert und verfeinert. Ursprünglich beruhte die Erkennung auf dem Optical Flow Tracking. Dieses Verfahren wurde zum Beispiel in älteren Spielsystemen wie Sony’s Eye Toy eingesetzt. Die heutige Software baut auf den Möglichkeiten der skelettalen Verarbeitung im Kinect SDK auf und nutzt die Möglichkeiten, die die Plattform bietet.


Im Interaktionslabor am Fraunhofer IAO
werden die Kameras kalibriert.

Und die Technik auf dem Gebiet der Gestenerkennung und -verarbeitung steht noch lange nicht still: Es kursieren schon diverse Gerüchte um die Eigenschaften der in diesem Sommer erwarteten Kinect2 und anderer angekündigter Produkte, die genauere Interaktionen und geringere Benutzungsabstände ermöglichen sollen.


Video der Wand bei Messeauftritt des Geschäftsfelds Informations- und Kommunikationstechnik auf der IT & Business 2012. Das Video hat Lena Vögele für uns erstellt.

Neben der Technik: Etwas fürs Auge

Zur Bedienfreundlichkeit gehört auch eine schicke Aufmachung. Daher ist das Design der unterschiedlichen User Interface-Varianten ein wichtiger Aspekt. Im Forschungsbereich der Mensch-Technik-Interaktion (Human Computer Interaction HCI) kommt es auf möglichst natürliche und intuitive Bedienbarkeit an, das Zusammenspiel von Design und Interaktionsfeedback ist für uns dabei von großem Interesse.

Für zukünftige Einsätze sind wir dabei, die Wand in unterschiedlichen Aspekten zu optimieren: Die Erkennung soll noch genauer möglich sein, neueste Hardware soll zum Einsatz kommen und das Interaktionsdesign wollen wir weiterentwickeln. Genauso wichtig wird es für uns aber sein, die Erstellung von neuen Inhalten möglichst effizient zu unterstützen. Aus den bisherigen Erfahrungen konnten wir lernen, dass insbesondere auch solche äußeren Faktoren wichtig sind, um einen gelungenen Messeauftritt für Aussteller und Besucher zu erreichen. Außerdem denken wir darüber nach, unterschiedliche Hardwarevarianten modular zusammenstellbar anzubieten – für Einsätze, bei denen der rund vier Meter lange und gut zwei Meter hohe Aufbau schlichtweg zu groß ist.

Zurzeit (am 16. und 17. Mai 2013) ist die interaktive Wand auf der Demografietagung in Berlin mit dem Verbundprojekt Fit für Innovation zu sehen, auch auf unserem IAO-Blog haben wir schon darüber berichtet. Wer Interesse hat, die interaktive Wand live zu sehen und diese Woche nicht in Berlin ist, findet allerdings auch noch am Tag der Wissenschaft der Universität Stuttgart am 22. Juni Gelegenheit dazu.

Weitere Videos und Varianten der Inhalte:

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