Klimaschutz ist ein spannendes sowie komplexes Thema zugleich und stellt Unternehmen und insbesondere KMU vor Herausforderungen, Fragezeichen und nicht zuletzt zukunftsweisende Chancen. Die interdisziplinäre Arbeitsgruppe »Klima-Impact« des Fraunhofer IAO hat die Blogreihe »Klimacheck« gestartet, um Orientierung zum Thema betrieblicher Klimaschutz zu geben und Unternehmen anhand von Handlungsempfehlungen und Praxisbeispielen zu ermutigen, ihren Beitrag für eine klimabewusste Zukunft zu leisten.
Aufgrund von Corona arbeiten wir seit Mitte März im Homeoffice. Unser tägliches Pendeln ins Büro entfällt, jegliche Dienstreisen sind gecancelt und durch virtuelle Besprechungen und Workshops ersetzt worden. Das gilt sowohl für die regelmäßige Bahnfahrt zu einem Kunden in München als auch für die Flugreise zur wissenschaftlichen Konferenz in London. In der Summe addieren sich solche Wegstreckeneinsparungen zu einer erheblichen Reduktion der Treibhausgasemissionen, die wir durch unser Mobilitätsverhalten verursachen. Abgesehen von möglichen Rebound-Effekten durch die intensivere Nutzung von Video-Telefonie haben wir zu dritt in den letzten 5 Monaten knapp eine Tonne CO2 gespart. Das entspricht in etwa der Menge, die ein durchschnittlicher Deutscher pro Monat produziert.
Diese Beispiele zeigen ganz gut, welche Auswirkungen die Corona-Krise auf die Klimaproblematik hat. Darüber hinaus wurde uns allen auch bewusst, wie oft wir »Geht doch« sagen konnten, wenn man auf die tiefgreifenden Veränderungen blickt, die die Krise angestoßen hat. Die meisten Unternehmen haben die technischen und organisationalen Rahmenbedingungen geschaffen, damit orts- und zeitflexible Arbeitsformen wie Homeoffice zum neuen Alltag wurden. Es hat sich auch gezeigt, dass diese Arbeitsform für viele Arbeitsprofile möglich und sogar wünschenswert ist. Auf viele Dienstreisen kann man verzichten und diese durch Videokonferenzen ersetzen. Dabei können Unternehmen nicht nur Kosten und Aufwand sparen, sondern auch einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Die Lernkurve nutzen: Was bedeutet das »New Normal« für den betrieblichen Klimaschutz?
Klimabewusstes Wirtschaften hört jedoch nicht bei wenigen Pendelwegen und Dienstreisen auf. Das ist ein guter Anfang, aber für das große Ganzen ist vielmehr eine nachhaltigkeitsorientierte Arbeitskultur gefragt. Für Unternehmen kann die Corona-Zeit ein Wendepunkt in ihrem ökologischen Bewusstsein bedeuten. Gerade jetzt sollten sie die in dieser Krisenzeit gesammelten Erkenntnisse zur klimabewussten Ausgestaltung der Zukunft nutzen. Nicht zuletzt, weil durch die Corona-Krise der wesentliche Zusammenhang zwischen Pandemie, ökologischer und ökonomischer Krise immer augenscheinlicher wird.
Das Thema Klimaschutz im Betrieb wird also zunehmend wichtiger. Immer mehr Stakeholder formulieren Erwartungen in Bezug auf den betrieblichen Klimaschutz: darunter Kunden, Mitarbeitende, gesetzgebende Institutionen, NGOs, Kapitalgeber und die allgemeine Öffentlichkeit.
Doch – abgesehen von der Erfüllung Stakeholder-seitiger Anforderungen – welchen Mehrwert bringt eine klimabewusste Betriebsführung? Bleibt es bei einem geringeren CO2-Fußabdruck durch weniger Dienstreisen oder steckt mehr dahinter? Klimaschutz ist mittlerweile hoch im Kurs und zum Trendthema geworden. Viele Endkunden nehmen beispielsweise einen höheren Preis in Kauf, wenn das Produkt dafür nachhaltig und klimaschonend produziert wurde. Innerbetrieblich zeigt sich Klimaschutz wiederum mit einer Reduktion der Betriebskosten. Eine neue Isolierung des Hauptgebäudes, Solaranlagen auf dem Dach oder der Umstieg auf stromsparende Technik (Stichwort A++) reduzieren die Fixkosten und bringen auf lange Sicht Geld ein. Aus Sicht der Mitarbeitenden zeigen viele Befragungen und Studien, dass vor allem junge Menschen nachhaltige und klimabewusste Unternehmen als Arbeitgeber bevorzugen. Außerdem führt die gemeinsame Auseinandersetzung mit dem Thema zu einer gemeinsamen Unternehmenskultur, die ebenfalls zu einem guten Betriebsklima führt.
Der Klimacheck: Das Starterkit fürs betriebliche Klimaengagement
Daraus schließen wir: Klimaschutz lohnt sich! Aber wo kann man als »Klimaschutz-Neuling« am besten ansetzen? Unternehmen, die einen positiven Beitrag zum Klima leisten wollen, stehen viele Ansatzpunkte und Handlungsmöglichkeiten zur Verfügung – sei es im Produktentstehungsprozess, auf der Ebene der Arbeitskultur oder in der Einrichtung der Unternehmensinfrastruktur.
In unserer Blogreihe zum Thema Klimaschutz werden wir verschiedene Handlungsfelder des betrieblichen Klimaengagements adressieren und Ihnen erste Tipps und Tricks mitgeben, um dieses spannende Thema in Ihrem Unternehmen anzustoßen. Darüber hinaus erarbeiten wir, die interdisziplinäre Arbeitsgruppe »Klima-Impact« des Fraunhofer IAO, einen »Klimacheck«. In Form eines Online-Fragekatalogs soll der »Klimacheck« Unternehmen bei den ersten Schritten im Bereich Klimaschutz unterstützen. Dabei wird der Status Quo analysiert, um relevante Handlungsempfehlungen ableiten zu können.
Bis zur Bereitstellung des Checks, der für Anfang nächsten Jahres geplant ist, möchten wir uns gerne mit möglichst vielen Unternehmen austauschen. Wir möchten einen besseren Einblick in die aktuellen Herausforderungen der Unternehmen bekommen, wenn es um Nachhaltigkeit und Klimaschutz geht. Im ersten Schritt würde uns interessieren: Was haben Sie in Ihrem Unternehmen in Bezug auf das Thema Klimaschutz in der Corona-Krise gelernt? Welche Erfahrungen und Erkenntnisse in Bezug auf Nachhaltigkeit möchten Sie auch in der Post-Corona-Zeit verstetigen, um dabei verstärkt einen positiven Beitrag zum Klimaschutz zu leisten? Wir freuen uns auf einen regen Austausch und eine spannende Blogreihe mit Ihnen!
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