Seit dem letzten Blogbeitrag zum Thema Mobilitätskomfort ist einige Zeit vergangen. Doch die Stille trügt – es hat sich viel getan: Mittlerweile haben wir eine funktionsfähige App, die den Mobilitätskomfort in der Region Stuttgart zumindest im Test misst und bewertet.
Was ist es eigentlich genau, was das Reisen besonders (un-)komfortabel macht? Ist es die Wartezeit am Umsteigebahnhof, der Stehplatz in der überfüllten U-Bahn oder sind es die unangenehmen Mitreisenden? Derzeit sammeln wir Datensätze zu etwa 200 intermodalen Fahrten in der Region Stuttgart – dabei helfen uns zehn Probanden, welche die mobile und gleichzeitig Smartphone- bzw. App-affine Bevölkerung Stuttgarts widerspiegeln. Zum einen erfassen wir Sensordaten wie Beschleunigung, GPS, Schrittzahl und Herzfrequenz, zum anderen Informationen über den Diskomfort, den die Testnutzer im Mobilitätssystem Stuttgart verspüren. Stören sie Regen oder Kälte, nervt es sie, dass der Bus Verspätung hat oder die Rolltreppe nicht funktioniert? Das alles kann mit der App erfasst werden.
Ortungssystem für Diskomfort-Höhepunkte
Auf Basis der im Frühjahr durchgeführten Dialogik-Studie wissen wir, welcher Mobilitätskomfort-Typ Wert auf welchen Komfortfaktor legt. Der »Eilige« z. B. auf Pünktlichkeit und insgesamt kurze Fahrtzeit, auch wenn das einen Umstieg mehr bedeutet. Die entspannte »Relaxerin« möchte möglichst unkompliziert von A nach B kommen, ohne Umstiege und mit garantiertem Sitzplatz. Dieses Wissen liegt der App zugrunde und bietet die Basis für die Bewertung der Reise. Am Ende sagt uns der Nutzer, ob er der theoriebasierten Bewertung zustimmt oder ob er die Reise als komfortabler bzw. weniger komfortabel empfunden hat. Das gibt uns die Möglichkeit, die zugrundeliegende Formel anzupassen.
Weitere Fragen, die wir durch die Auswertung der aufgezeichneten Fahrten in der Region Stuttgart beantworten möchten, sind zum Beispiel:
- Wo gibt es in Stuttgart Diskomfort-Höhepunkte im Mobilitätssystem?
- Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Zweck der Reise und dem empfundenen Komfort?
- Welcher Diskomfortfaktor wurde je Reiseabschnitt am häufigsten genannt?
- Wie viele Schritte wurden je Reise getätigt? Wie viele davon bei den Umstiegen und wie viele im Verkehrsmittel selbst?
- Hat die gemessene Herzfrequenz Auswirkungen auf die Bewertung eines Reiseabschnitts?
Im November und Dezember 2014 werten wir die gesammelten Daten aus. Erste Ergebnisse der Testläufe können wir voraussichtlich im Januar 2015 veröffentlichen – stay tuned.
Leselinks:
- Urbane Mobilität: Die bequemen Lösungen von heute sind die unbequemen Aufgaben von morgen:
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