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Synergien statt Widersprüche: Wie Nachhaltigkeit und Digitalisierung strategisch verankert werden können

Blogreihe Doppelte Transformation
Im Projekt »Erfolgsfaktoren gelingender doppelter Transformation« untersucht das Fraunhofer IAO gemeinsam mit der Bertelsmann Stiftung, wie deutsche mittelständische Unternehmen mit den Herausforderungen der digitalen und nachhaltigen Transformation (also der doppelten Transformation) umgehen, welche Treiber und internen Akteure die doppelte Transformation in Gang setzen und welche Prozesse, Strategien und Entscheidungswege für eine erfolgreiche Umsetzung der doppelten Transformation im Unternehmen notwendig sind.

Was macht ein Unternehmen zum Vorreiter in Sachen Twin Transformation? Jedes Unternehmen hat seinen eigenen Ansatz, um die Synergien zwischen Nachhaltigkeit und Digitalisierung zu nutzen – das betrifft nicht nur die operative, sondern auch die strategische Ebene. Nach ein paar Monaten und knapp 20 spannenden Interviews mit Unternehmen aus verschiedenen Branchen und Bundesländern teilen wir unsere aktuellen, noch vorläufigen Ergebnisse gerne mit Ihnen.

Nachhaltige Transformation: Vom Nice-to-have zum zentralen strategischen Thema
Spätestens seit den neuesten Entwicklungen in Sachen Nachhaltigkeitsberichterstattung auf EU-Ebene, siehe z. B. die Corporate Sustainability Reporting Directive, rückt Nachhaltigkeit mehr und mehr ins Zentrum der Unternehmenssteuerung. Praktisch bedeutet dies für die Unternehmen, dass Nachhaltigkeit nicht mehr nur ein Marketingthema bzw. ein »Nice-to-Have ist«, sondern einen neuen strategischen Stellenwert einnimmt. In einer Studie von PwC aus dem Jahr 2023 geben etwa über 70 Prozent der 170 befragten Unternehmen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden an, dass sie eine Nachhaltigkeitsstrategie bereits entwickelt und etabliert haben. Im Jahr 2021 waren es noch lediglich 24 Prozent. Eine aktuelle Studie von Haufe zur Corporate Sustainability im Mittelstand zeigt: gerade die Integration von Nachhaltigkeit in die Gesamtunternehmensstrategie macht ein Unternehmen zum Vorreiter in Sachen nachhaltige Entwicklung.

Die vorläufigen Ergebnisse unserer Studie zeigen darüber hinaus, dass Unternehmen auf das Thema Nachhaltigkeit nicht mehr nur aus der Perspektive der (positiven und negativen) Auswirkungen auf eine nachhaltige Entwicklung schauen. Sie erkennen zunehmend die strategischen Risiken (z. B. lokale Auswirkungen des Klimawandels oder Reputations- und regulatorische Risiken) aber auch die Chancen (z. B. Wettbewerbsvorteile und ein verbesserter Zugang zum Kapital), die aus den globalen Nachhaltigkeitsthemen für die Unternehmen selbst resultieren.

Synergien zwischen Digitalisierung und Nachhaltigkeit
Eine durch Bitkom Research im Jahr 2022 durchgeführte Untersuchung von ca. 500 deutschen Unternehmen zeigt: jedes Unternehmen, das eine konkrete Nachhaltigkeitsstrategie verfolgt (52 Prozent) oder plant (37 Prozent), integriert darin digitale Technologien (Bitkom Research, 2022).

Für eine synergetische Betrachtung von Nachhaltigkeit und Digitalisierung auf strategischer Ebene sprechen unterschiedliche Gründe. Unsere vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass die Unternehmen das Potential der Digitalisierung hauptsächlich bei der Förderung der ökologischen Nachhaltigkeit erkennen, insbesondere über die Prozessoptimierung und die damit einhergehende Energie- und Ressourceneinsparung (z. B. über die Verknüpfung von Produktions- und Energiedaten anhand eines Business Intelligence Systems, die digitale Abbildung von Stoffströmen zur Visualisierung tagesaktueller Energieverbräuche oder den Aufbau einer Smart Building Sensorik, um z. B. Beleuchtung und Heizung je nach Nutzung automatisch zu steuern). Aber das ist nur ein Teil der Geschichte. Strategisch und perspektivisch gesehen soll die Digitalisierung die Entwicklung neuer, nachhaltiger Geschäftsmodelle fördern, die wiederum eine Entkopplung vom Umsatzwachstum und Ressourcenverbrauch ermöglichen. Dazu gehören unter anderem kreislaufwirtschaftsbasierte und »Product as a Service«-Geschäftsmodelle.

Strategische Verankerung als Win-Win-Modell
Voraussetzung für eine erfolgreiche Nutzung der Synergien zwischen Nachhaltigkeit und Digitalisierung ist also die Verankerung dieser beiden Themen auf strategischer Ebene. Dies kann zum Beispiel über die Entwicklung zweier getrennter Strategien erfolgen, einer Nachhaltigkeitsstrategie und einer Digitalisierungsstrategie. Meistens verabschieden sich jedoch die von uns befragten Unternehmen von dieser Art der strategischen Verankerung und bewegen sich in Richtung einer Integration von Nachhaltigkeit und Digitalisierung in die Gesamtunternehmensstrategie.

Uns wie sieht es bei Ihnen aus? Wo erkennen Sie die größten Synergien zwischen Nachhaltigkeit und Digitalisierung? Und wie gehen sie die strategische Verankerung von Nachhaltigkeit und Digitalisierung in ihrem Unternehmen an?

Wir freuen uns auf Ihre Kommentare und auf den Austausch mit Ihnen!

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