Es sind schöne Bilder, die seit einigen Tagen im Netz die Runde machen. Sie zeigen eine bewaldete Pariser Innenstadt und eine großzügige Begrünung des Triumph-Bogens bis zum Place de la Concorde (siehe Leselinks). Selbst die großen Straßen sind ein Stück zu Gunsten von Natur und Mensch zurückgewichen. Diese aktuellen Entwurfszeichnungen zeigen Pläne der Stadt Paris zur Neugestaltung des Zentrums. Bereits in wenigen Jahren sollen aus den Zeichnungen reale Fotomotive werden. Die Vision: Die Stadt wird ein Stück lebenswerter und nachhaltiger. Die Geschichte dahinter: Die Welt hat sich verändert – und auch unsere Städte werden es tun.
Städte als Problem und Lösung der Klimaproblematik
Urbane Räume sind für 75 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. In dieser Zahl steckt in gewisser Weise auch eine gute Nachricht. Denn immerhin ist somit bekannt, wo wir primär ansetzen müssen, um Klima und Planet zu retten.
Klimaschutz ist ein städtisches Thema. Vieles, was auf globaler oder internationaler Ebene besprochen und ausgehandelt wird, ist auf städtischer Ebene umsetzbar. Komplexe Probleme erfordern systemische Lösungen. Mit dieser Komplexität können Städte eher umgehen als Staaten und internationale Bündnisse. Wie Michael Bloomberg, der frühere Bürgermeister von New York, es einmal treffend formuliert hat: »While Nations talk, cities act.«
Städte als Verwalter des Bestehenden und Gestalter des Neuen
Städtische Entscheidungstragende und kommunale Verwaltungen bewegen sich hier in einem wachsenden Spannungsfeld. Als Behörde sind sie eigentlich mit der Aufgabe betraut, den gegenwärtigen Zustand zu bewahren. Stadtverwaltungen erhalten durch den Veränderungsdruck von außen mehr und mehr Verantwortung und rücken zunehmend in die Rolle eines sogenannten Change Agents, der Transformation und Wandel begleitet, aber auch aktiv ermöglicht. Während man sich die Frage stellen kann, ob sich Städte in dieser Rolle wohlfühlen, so muss man auch sicherstellen, dass städtische Verwaltungen in dieser noch neuen gesellschaftlichen und politischen Rolle die nötigen Befugnisse und Freiräume erhalten, damit sie dieser wichtigen Aufgabe nachkommen können.
Dass das keine einfache Umstellung ist, zeigt ein kurzer Vergleich:
Change Agents befähigen andere durch ihr breites Wissen und tragen so zur Problemlösung bei. Öffentliche Verwaltungen sind dagegen oftmals stark abhängig von externem privatwirtschaftlichem Know-how und können bzw. dürfen selbst oftmals nicht die notwendigen Fachkompetenzen aufbauen.
Change Agents besitzen ein hohes Maß an Widerstandsfähigkeit, Beharrlichkeit und Ausdauer, um Veränderung herbeizuführen. Strategien und Maßgaben in öffentlichen Behörden enden dagegen in vielen Fällen mit der jeweiligen Wahlperiode bzw. sind eng an die gewählten politischen Vertretenden geknüpft.
Change Agents arbeiten in hohem Maße lösungs- und wirkungsorientiert. Im städtischen Kontext bedeutet das auch, Neues in Bestehendes zu überführen. Der Übergang von Pilotierung in Operationalisierung fällt in öffentlichen Projekten allerdings oft schwer, da Förderprojekte nicht ausreichend auf eine Verstetigung und die Entwicklung von langfristigen Betreibermodellen ausgelegt sind.
Zusammengefasst: Damit Wandel in Städten geschehen kann, müssen wir es ihnen auch ermöglichen. Weitreichende Veränderungen in unserer Umwelt erfordern weitreichende Veränderungen in unserer Governance-Struktur. Es besteht also dringender Handlungsbedarf auf nationaler Regierungsebene (siehe Leselinks). In anderen Worten: Nations have to talk about how cities can act. Denn am Ende geht es um weit mehr als um neue Bäume auf den Champs-Élysées.
Übrigens: Wie neue Herangehensweisen und Gestaltungsmöglichkeiten in öffentlichen Räumen im bestehenden Handlungsrahmen aussehen können, erproben wir derzeit gemeinsam mit Unternehmen und Kommunen in unserer Innovationspartnerschaft »Future Public Space«. Sollten Sie an einer Teilnahme Interesse haben, finden Sie alle Informationen in den Leselinks.
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