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Fahrzeug-Textilisierung: Fraunhofer testet bereits, was die CES 2019 als Vision präsentiert

Die Elektronikmesse CES ist eines der Trendbarometer der weltweiten Automobilbranche. Hier trifft sich die automobile Elite, um einen Blick in die Zukunft des Fahrens zu werfen. Manchmal jedoch ist die Wirklichkeit in den Labors von Fraunhofer schneller als die große Show in Las Vegas, beispielsweise beim Einsatz von Textilien als Karosseriematerial.

Smarte Materialien für die Mobilität der Zukunft

Auf der internationalen Consumer Electronics Show CES im Januar 2019 präsentierte die Outdoor-Firma The North Face zusammen mit BMW in einer virtuellen Show einen Caravan-Anhänger mit Textilbezug. Das Textil ist im Vergleich zu herkömmlichen Karosserieteilen sehr leicht. Fahrzeuge mit textilen Karosseriebestandteilen reduzieren somit den Energieverbrauch und verbessern die Reichweite – die Achillesferse vieler heutiger Elektromobile. Moderne Outdoor-Textilien sichern Menschen bei -40°C in der Antarktis das Überleben oder ermöglichen Astronauten das Arbeiten im Weltall – es gab für uns also viele Gründe, Textilien auf ihre Tauglichkeit für Fahrzeugkarosserien hin zu untersuchen.

Im Labor: Realitätstest statt Designstudie

Bereits seit 2017 testet das Fraunhofer IAO Türen aus Textilien in elektrischen Leichtfahrzeugen. Seitdem laufen im Mobilitätslabor ständige Weiterentwicklungen, um Textilien im Fahrzeugexterieur gründlich zu untersuchen. Neben der Anforderungsdefinition an die Textilien und Auswahl an Testmaterial wurden die textilisierten Türen im Windkanal der Universität Stuttgart auf Geräuschentwicklung und Verformung getestet – den gängigen Vorurteilen gegen textile Werkstoffe im Fahrzeugbau. In nahezu allen Testreihen erwiesen sich Textilien als robust, sehr widerstandsfähig und geräuscharm. Flexible Materialien schaffen zudem völlig neue Möglichkeiten der individuellen Anwendung:

Funktionalität als Lifestyle

Im Vergleich zu den starren Karosserien aus Metall, Kunststoff oder Kohlefaser lassen sich Textilien einfach durch Falt- oder Dehnmöglichkeiten anpassen. Innen- und Außenräume könnten so vergrößert oder individuell konfiguriert werden. Bereits mit den heutigen Pilotanwendungen ist es problemlos möglich, eine Laptoptasche in der Karosserie »zu verstauen«. Die gefürchteten Lackschäden – ebenso ärgerlich wie teuer – entfallen weitgehend oder können bei vielen Textilien selbst repariert werden. Im Falle größerer Beschädigungen können textile Karosserien auch unkompliziert komplett ersetzt werden, ohne dass das Fahrzeug dafür länger ausfällt. Reinigungen könnten in Zukunft durch die Waschmaschine erfolgen, nicht mehr durch die Waschstraße, und gerade bei der individuellen Fahrzeuggestaltung und -anpassung sind die Möglichkeiten von Fahrzeugen mit Textilkomponenten nahezu unbegrenzt.

Caravan Anhänger von BMW und The North Face als Vision auf der CES 2019. Bildquelle: BMW Group
Textilisierte Türen an einem Versuchsfahrzeug des Fraunhofer IAO.
Testversuche des textilisierten Fahrzeugs im Windkanal.

Der Malus dieser grenzenlosen Flexibilität sind heute noch Sicherheitsaspekte. Textile Fahrzeuge, welche Textilien im Fahrzeugexterieur verwenden, haben keine vergleichbare Knautschzone. Wie Lösungen für die Sicherheit der Insassen aussehen könnten, ist Gegenstand weitergehender Untersuchungen, denn Textilien sind ein absolut zukunftsträchtiges Feld im Fahrzeugaußenbereich und lohnen weitere Forschung und Innovation.

Leselinks:

Fabian Edel

Fabian Edel beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Themenfeld Mikromobilität und innovativer Produktentwicklung. Darüber hinaus forscht er gemeinsam mit seinen zwei Kollegen Daniel Borrmann und Florian Albert im Bereich der agilen Fahrzeuggestaltung. Dabei untersuchen sie neuartige Fahrzeugkonzepte, einzelne technologische Fahrzeugkomponenten und innovative Materialien genauso wie Schnittstellen zwischen Mensch und Fahrzeug. Als Teil des Teams »Mobility Innovation« beschäftigen sie sich somit tagtäglich mit cleveren Lösungen für die Mobilität von morgen.

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