Klimacheck – Blogreihe zum betrieblichen Klimaschutz
Klimaschutz ist ein spannendes sowie komplexes Thema zugleich und stellt Unternehmen und insbesondere KMU vor Herausforderungen, Fragezeichen und nicht zuletzt zukunftsweisende Chancen. Die interdisziplinäre Arbeitsgruppe »Klima-Impact« des Fraunhofer IAO hat die Blogreihe »Klimacheck« gestartet, um Orientierung zum Thema betrieblicher Klimaschutz zu geben und Unternehmen anhand von Handlungsempfehlungen und Praxisbeispielen zu ermutigen, ihren Beitrag für eine klimabewusste Zukunft zu leisten.
Durch die wachsende Bedeutung von Klimaneutralität sind Unternehmen mit einem zunehmend steigenden Handlungsdruck konfrontiert, der von vielen Seiten kommt: nicht nur klimabewusste Konsument*innen fordern unternehmerischen Klimaschutz, sondern auch risikobewusste Investierende sowie Kapital- und Gesetzgebende. Dazu kommen noch Industriekunden und –partner. Diese müssen selbst Umweltzahlen liefern und bei den eigenen Wertschöpfungsketten genauer darauf achten, wie ihre Lieferanten klimaschutztechnisch handeln.
An Ansatzpunkten und Handlungsmöglichkeiten, um sich als Unternehmen klimafreundlicher aufzustellen, mangelt es nicht. Die Bandbreite an möglichen Maßnahmen ist groß: Unternehmen können beispielsweise eine Photovoltaikanlage installieren oder Abwärme aus dem Produktionsprozess für die Heizung im Büro rückgewinnen. Mit der Förderung von Homeoffice können Arbeitgebende die Emissionen aus Mitarbeiter*innenpendelwegen reduzieren oder den CO2- Ausstoß aus Dienstflügen über Klimaschutzprojekte kompensieren.
Bei der Menge an Möglichkeiten kann man aber auch schnell den Blick für das Wesentliche verlieren. Welche Maßnahmen passen denn überhaupt zum eigenen Unternehmen, um den betrieblichen Klimaschutz nachhaltig zu verankern? Eine Klimastrategie kann dabei helfen, diese Fragen fürs eigene Unternehmen zu beantworten und damit den größten Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.
In diesem Beitrag zeige ich Ihnen, wie sie mit drei einfachen Schritten den Grundstein für Ihre Klimaneutralitäts-Strategie legen können.
1. Bestandsaufnahme und Zielbild: Am Anfang war die Analyse
Wertvolle erste Schritte im Strategieprozess sind die Durchführung einer Bestandsanalyse sowie die Erarbeitung eines Zielbilds. Welche Ziele wollen Sie langfristig erreichen und welche Aktivitäten im Unternehmen zahlen bisher auf den Weg zur Klimaneutralität ein? Bei einer Status-Quo-Erhebung richtet sich der Blick auf den aktuellen Ist-Zustand. Die wichtigsten Emissionsquellen sowie die relevantesten Stellhebel zur Klimaneutralstellung werden dabei identifiziert. Dabei können Unternehmen beispielsweise ihren Stromverbrauch, die Wärmeerzeugung, das Mobilitätsverhalten, Dienstreisen oder die Bereitstellung von Rohstoffen und Vorprodukten genauer unter die Lupe nehmen. Damit wächst auch ein Bewusstsein dafür, wohin die Reise gehen muss, um seine Ziele erreichen zu können. Bei der Zielbildentwicklung stehen nicht nur die übergeordneten Ziele des Unternehmens und zukünftige Perspektiven im Fokus, sondern auch mit welcher Motivation ein Unternehmen sich klimaneutral aufstellen möchte.
2. Klima-Roadmap – Mit den passenden Maßnahmen ins Handeln kommen
Auf Basis der Bestandsaufnahme und Zielbildentwicklung kann eine konkrete Klima-Roadmap erarbeitet werden. Diese besteht aus einem Katalog priorisierter Maßnahmen, konkreter Zielsetzungen, einem Umsetzungszeitplan und Meilensteinen. Die Priorisierung der Maßnahmen lässt sich z.B. anhand der Treibhausgas-Vermeidungskosten vornehmen. Diese beziffern die effektiven Kosten einer Klimaschutzmaßnahme pro Tonne vermiedener THG-Emissionen und ermöglichen eine schnelle Identifizierung von sogenannten Quick-Wins, d.h. Maßnahmen, die mit geringem Aufwand große Klimawirkungen erzielen können.
3. Monitoring und Steuerung – Ohne Erfolgsmessung geht es nicht
»You can’t manage what you can’t measure«: Was die berühmte Maxime aus der Betriebswirtschaft besagt, gilt auch für den unternehmerischen Klimaschutz. Um die Wirksamkeit der erarbeiteten Maßnahmen regelmäßig zu überprüfen und damit flexibel nachjustieren zu können, empfiehlt es sich, ein Monitoring- und Steuerungssystem im Unternehmen zu installieren. Dies sollte Key Performance Indicators (KPI) zur Messung des Zielerreichungsgrads und eine klare Zuordnung von Rollen und Verantwortlichkeiten für das Thema Klimaschutz vorsehen. Gibt es einen Energiemanager oder eine Energiemanagerin, die die Energieeffizienz der Produktprozesse überwacht, wird das Klimathema im Unternehmen eher ergebnisorientiert und nachhaltig umgesetzt. Auch der Einbezug von HR-Verantwortlichen, die für Sensibilisierungsmaßnahmen unter den Mitarbeiter*innen sorgen, kann die Verankerung der Klima-Roadmap unterstützen. Außerdem können Aktivitäten geplant werden, die ein klimabewusstes Verhalten und Handeln von Mitarbeiter*innen und Führungskräften fördern und belohnen. Dazu zählen beispielsweise die Verankerung von klimabezogenen Aspekten in den Zielvereinbarungen und dem Vergütungsmodell, genau wie der Aufbau von Vorschlagswesen, die regelmäßige Durchführung von Ideenwettbewerben und der Einsatz von Gamification-Tools zum Thema Klimaschutz. Eine Mitarbeiter*innen-Challenge über eine App könnte beispielsweise die Motivation für eine nachhaltige Verhaltensänderung von einzelnen Mitarbeiter*innen spielerisch fördern.
Wie andere Unternehmen sich bereits auf dem Weg gemacht und welche Ziele und Maßnahmen Sie definiert und umgesetzt haben, erfahren Sie bei unserer DigitalKonferenz »Der Weg zum klimaneutralen Unternehmen« am 16. Juni. Gemeinsam mit dem Fraunhofer IPA und dem Institut für Energieeffizienz in der Produktion EEP der Universität Stuttgart schaffen wir mit der Veranstaltung einen Rahmen für Wissenstransfer und einen interdisziplinären Austausch.
Darüber hinaus haben wir ein Innovationsnetzwerk gegründet, um Unternehmen bei der Reduzierung von Umweltemissionen beratend zu unterstützen und das Thema Klimaneutralität in Unternehmen sichtbarer zu machen. Denn die Weichen für eine grüne Wirtschaft müssen jetzt gestellt werden.
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