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Agile Fahrzeuggestaltung für die Autoindustrie: Ausweg aus der Disruptionsfalle?

Blogreihe »Digitale Disruption«: Technologien und Anwendungsfelder mit Disruptions­potenzial: »Das Bessere ist des Guten größter Feind« – frei nach diesem alten Sprichwort von Voltaire lädt das Fraunhofer IAO zu einer Blogreihe ein, in der unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler disruptive Trends und Technologien vorstellen und deren Potenziale für Wirtschaft und Gesellschaft aufzeigen. Diskutieren Sie mit!

Große Automobile mit Verbrennungsmotor bekommen auf unseren Straßen immer mehr Konkurrenz von sehr kleinen, smarten, alternativ angetriebenen Fahrzeugen. Zahlreiche Studien wie» Audi urban concept«, »RAK e« von Opel oder »Nils« von VW – legen nahe, dass smarte Herausforderer wie »Renault Twizy« oder »Toyota i-ROAD« einen Trend ankündigen, dem sich die Platzhirsche der deutschen Autoindustrie jetzt stellen müssen.

Keine Zeit für allmähliche Evolution

Neue Player bringen Fahrzeuge mit geringen Abmessungen, smarter Technologie und elektrischem Antrieb auf den Markt. Ihre Namen klingen zwar noch ungewohnt, aber hinter ihnen stehen potente Unterstützer mit entsprechender Finanzkraft. Dazu zählen beispielsweise »Uniti«, ein Startup von schwedischen Studenten, die von Siemens gefördert werden, oder »e.GO«, beheimatet in Aachen, wo man sich mit der Gründung erfolgreicher Hersteller neuartiger Automobile bekanntermaßen bestens auskennt.

Durch die Verbreitung der neuartigen Fahrzeuge sowie der neuartigen Unternehmen steht auch ein Bruch mit den traditionellen Mustern im Automobilbau bevor. Bislang müssen dort für einen neuen PKW zahllose Abteilungen und Unterabteilungen über mehrere Jahre unter großem Kosten- und Zeitdruck miteinander auskommen, für ihre Positionen kämpfen und viele Kompromisse eingehen. Damit wird es bald vorbei sein: Die jungen Hersteller halten sich eher an die Bräuche in der Elektronikbranche mit ihrer Technophilie, kurzen Entscheidungswegen und schnellen Entwicklungszyklen. Dadurch entsteht einerseits das Potenzial, dass es wesentlich mehr innovative oder sogar revolutionäre Ideen von Forschern und Erfindern in unseren Alltag schaffen (den alteingesessenen Herstellern soll hier nicht zu nahe getreten werden, sie werden jedoch die recht hohen, teilweise unüberbrückbaren Hürden zwischen Zeichenbrett und neuem Modell bei sich nicht abstreiten). Andererseits verlangt die hohe Innovationsgeschwindigkeit der Elektronikbranche von den Beteiligten, das Empfinden sowie die Bedürfnisse von Nutzern gut zu kennen und rechtzeitig kreative Lösungen anbieten zu können. Sonst nehmen Wettbewerber ihre Chance wahr und erobern den Markt.

Pilotprojekte und Lösungsansätze helfen bei der Umsetzung agiler Mobilität

Wie können wir also die Wende in der Mobilität anstoßen und beschleunigen? Am besten, indem wir verschiedene Dinge ausprobieren, systematisch analysieren und praxistauglich machen. Sei es durch den Bau von Prototypen, die Partizipation von Nutzern oder durch vorausschauendes Technologiemanagement. So kann man zum Beispiel den sinnvollen und effizienten Einsatz von Elektrofahrzeugen am besten in Fuhrparkflotten ausprobieren. Im Projekt »elektromobilisiert.de« haben wir dies mit den Städten Tübingen, Fellbach und Ludwigsburg getan und im elektromobilen Flottenversuch wichtige Erkenntnisse über Hürden, Anforderungen und Begeisterungsfaktoren ermittelt.

Mikromobilität ist aus meiner Sicht ein weiteres relevantes Zukunftsthema, z.B. in Bezug auf die berühmte »letzte Meile« in der Logistik. Mit dem »EmC-Scooter« haben wir einen dreirädrigen Kleinstwagen mit einem Vorderrad, zwei Hinterrädern, elektrischem Antrieb und den Abmessungen eines Motorrollers entwickelt, der nur sehr wenig Raum im Straßenverkehr und beim Parken benötigt. Trotz seiner geringen Größe bietet der ElectromobileCityScooter Fahrkomfort und eignet sich damit auch ideal für den Verteilerverkehr in der Stadt.

Der private und motorisierte Individualverkehr verursacht täglich Staus, Emissionen und Parkraumnot, daher gewinnt Carsharing für die Mobilität von morgen zunehmend an Bedeutung. Im Projekt »Gemeinschaftlich-e-Mobilität: Fahrzeuge, Daten und Infrastruktur« (GeMo) haben wir gemeinsam mit fünf weiteren Fraunhofer-Instituten diese drei bislang weitestgehend isoliert betrachteten Trends zusammengeführt und zugänglich gemacht.

Welche Meinungen, Vorlieben und Vorbehalte haben Sie zur Mobilität der Zukunft? Welche Konzepte von der Fahrzeugkomponente bis zum -gesamtsystem haben aus Ihrer Sicht Zukunft? Wir freuen uns auf Ihre Kommentare und Anregungen zu agiler Fahrzeuggestaltung hier auf dem IAO-Blog!

Leselinks:

Daniel Borrmann

Beschäftigt sich mit der Beurteilung und der Anwendung von Technologien der Mobilitätswende, Aufbau und Antrieb elektrischer Fahrzeuge sowie Ladeinfrastruktur gehören zu den Lieblings-Themen. Dort forscht Daniel Borrmann auch gemeinsam mit seinen zwei Kollegen Florian Albert und Fabian Edel im Bereich der agilen Fahrzeuggestaltung. Dabei untersuchen sie neuartige Fahrzeugkonzepte, einzelne technologische Fahrzeugkomponenten und innovative Materialien genauso wie Schnittstellen zwischen Mensch und Fahrzeug. Als Teil des Teams »Mobility Concepts and Infrastructure« arbeiten sie somit tag täglich an cleveren Ideen für die Fortbewegung von morgen.

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