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Arbeitswelt 4.0: Vier Zukunftsbilder bestimmen, wie Ihr Unternehmen morgen arbeitet

Wie sieht die Arbeit der Zukunft aus? Eine kurze Antwort wäre: Mindestens so vielfältig wie heute. Werden die Weichen richtig gestellt, bietet die neue Arbeitswelt riesige Chancen.

Die meisten Unternehmen müssen die Arbeit anders gestalten, also innovative Technologien erschließen, Prozesse weiterentwickeln und die Beschäftigten passend qualifizieren. Denn die Kunden verlangen immer kleinere Stückzahlen, oft mit kundenspezifischen Varianten. Die Märkte werden noch dynamischer und Unsicherheiten werden weiter zunehmen, neue Chancen auf den Märkten entstehen hauptsächlich durch neue Geschäftsmodelle, ein Teil der bisherigen Geschäftsmodelle wird dagegen wegbrechen.

Deshalb müssen Marketing und Produktentwicklung heute die Produkte und Leistungen von morgen konzipieren. Der Personalbereich muss jetzt beginnen, die Beschäftigten für die zukünftigen Qualifikationsanforderungen zu entwickeln. Auch die IT braucht Zeit, um eine zukunftsgerechte Infrastruktur zu realisieren.

Wegweiser durch das Labyrinth der Möglichkeiten

Aber in welche Richtung sollten Sie Ihr Unternehmen weiterentwickeln? Die Möglichkeiten können auf vier Entwicklungsrichtungen verdichtet werden. Diese nennen wir Zukunftsbilder.

 

1) Angelerntenarbeit – Wiederholprozesse skalierbar und billig gestalten

Das Zukunftsbild der Angelerntenarbeit kommt bei sich wiederholenden Arbeitsprozessen mit begrenzter Komplexität in Betracht. Angelerntenarbeit greift dort, wo Varianten oder kurze Produktlebenszyklen eine Automatisierung unwirtschaftlich machen.

Der Fokus bei einer Angelerntenarbeit liegt auf einer manuellen Leistungserstellung mit gering qualifizierten Beschäftigten. Angelerntenarbeit basiert auf Weisung und Kontrolle durch die Hierarchie. Digitale Assistenzsysteme und organisatorische Hilfsmittel leiten die Angelernten bei der Arbeit an und kontrollieren die Qualität der Ausführung. Technik dominiert also über den Menschen.

2) Fach- und Wissensarbeit – Agilität für den Mittelstand

Komplexe Leistungen mit kundenspezifischen Umfängen in kleinen Stückzahlen erfor-dern eine Fach- und Wissensarbeit. Die Wiederholungshäufigkeit ist eher gering, Beispiele sind eine Einzelfertigung oder eine Sachbearbeitung von nicht standardisierbaren Vorgängen. Solche Anforderungen an Unternehmen werden gerade in Baden-Württemberg weiter zunehmen, so dass sich der Anteil an Fach- und Wissensarbeit erhöhen wird.

Der Fokus bei der Fach- und Wissensarbeit liegt auf einer manuellen Leistungserstellung. Weil die von den Märkten geforderte Agilität nicht durch Prognose und Planung realisiert werden kann, haben die Beschäftigten vor Ort weitgehende Handlungs- und Entscheidungsfreiheiten auf Basis einer Vertrauenskultur. Der Mensch wird von Assistenzsystemen unterstützt, dominiert aber über die Technik.

3) Vollautomatisierung – Hochproduktive Massenbearbeitung

Menschenleere Fabriken und Büros sind eine weit verbreitete Zukunftsvision der Industrie 4.0. Die Leistungserstellung erfolgt hochautomatisiert durch Computer, Roboter und Automaten. Im Tagesgeschäft kommt das Unternehmen ohne Menschen aus, da KI die Prozesse überwacht, Software lernt und Roboter sich selbst reparieren.

Eine Vollautomatisierung ist sehr komplex und schwer skalierbar. Technisch und wirt-schaftlich ist sie auf absehbare Zukunft nur für Massenprozesse mit langer Lebensdauer und begrenzter Komplexität realisierbar.

4) Prozessbetreuung – Denn bis auf weiteres kann Software nicht lernen

Im Zukunftsbild der Prozessbetreuung entstehen Dienstleistungen und Produkte ebenfalls durch eine möglichst weitgehende Automatisierung. Somit eignet sich auch eine Prozessbetreuung nur für Massenprozesse mit langer Lebensdauer und begrenzter Komplexität.

Im Gegensatz zur Vollautomatisierung arbeiten aber Menschen in den Fabriken und Büros. Sie führen jedoch keine Sachbearbeitung oder Montagetätigkeiten durch, sondern halten die Automatisierung am Laufen, indem sie Störungen beseitigen und die Technik orchestrieren.

Diese Arbeitsaufgaben sind kaum planbar, deshalb können sie nicht hierarchisch geführt werden. Prozessbetreuer haben weitgehende Handlungs- und Entscheidungsfreiheiten vor Ort. Zur Unterstützung brauchen sie Assistenzsysteme, die Unregelmäßigkeiten visualisieren, technische Hintergründe aufzeigen und eine multimediale Kommunikation mit Expertinnen und Experten ermöglichen.

Eine Weichenstellung für viele Jahre

Die Auswahl des passenden Zukunftsbilds stellt grundlegende Weichen im Unternehmen. Sie bestimmt nicht nur die zukünftig realisierbaren Leistungen, sondern prägt auch die Organisation, die Technik und die Arbeitsbedingungen der Menschen im Unternehmen für lange Zeit.

Überlassen Sie das nicht dem Zufall. Entwerfen Sie eine spezifische Vision für die Zukunft Ihres Unternehmens. Am besten binden Sie dabei alle Beteiligten ein, damit alle an einem Strang ziehen. Bei Fragen kontaktieren Sie uns!

So geht es weiter

In der Blogreihe »Arbeitswelt 4.0« zeigen wir auf, was sich verändert, welche Handlungsmöglichkeiten für Unternehmen resultieren und worauf sie im Veränderungsprozess achten sollten. Dargestellt werden Ergebnisse aus dem Projekt »DIALOG ARBEITSWELT 4.0 IN BADEN-WÜRTTEMBERG«. In diesem Projekt haben wir erforscht, wie kleine und mittelständische Unternehmen im Ländle ihre führende Position in den kommenden Jahren verteidigen können. Das Projekt wurde vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg gefördert und gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Soziologie der Universität Hohenheim bearbeitet.

Mein nächster Blogbeitrag in der Blogreihe »Arbeitswelt 4.0« untersucht, wann und warum Unternehmen mit dem Veränderungsprozess beginnen sollten. Er wird in wenigen Tagen erscheinen.

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Axel Korge

Axel Korge hat das Institut verlassen.

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