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Automatisiertes Fahren: Was nützt es wenn das Auto etwas über den Fahrer weiß?

Wer fährt – und wer führt beim automatisierten Fahren? Solange einer der Fahrzeuginsassen in der Verantwortung für Navigation und Sicherheit bleibt, müssen Auto und Fahrer jeweils wissen, wie die Fahraufgabe gerade verteilt ist und wann die Grenzen des anderen erreicht sind. Wie Ross und Reiter sollten Mensch und Maschine einander kennen – und täglich besser kennen lernen.

Situations- und Systembewusstsein müssen beim Fahrer stets vorhanden sein und das Auto sollte im Gegenzug auch Wissen in welchem »Modus« der Fahrer gerade ist: Wach? Aufmerksam? Im Begriff etwas Bestimmtes zu tun? Je mehr Fahrverantwortung dem Fahrzeug anvertraut wird, desto besser muss es den Fahrer und seine aktuellen Wünsche verstehen können.

Die Übernahme des Systems in Notsituationen (ABS, ESP, Notbremsassistent) ist bereits heute Standard. Speziell beim Notbremsassistenten wird offensichtlich, dass mögliche Ausweichintentionen oder Korrekturwünsche des Fahrers rechtzeitig erkannt werden müssen. Sonst wird der Fahrer das System nicht akzeptieren. Unsere eigenen Studien zeigen zudem, dass sich abgelenkte Fahrer von Warnungen kaum gestört fühlen – egal ob diese berechtigt waren oder zufällige Fehleingriffe. Aufmerksame Fahrer hingegen reagieren verwundert und fühlen sich bevormundet wenn Warnungen „aus dem Nichts“ kommen. Fahrzeugsysteme müssen auch so ausgelegt sein, dass Fahrerhandlungen nicht unterbrochen werden.

Fahrermodelle sind die neue Intelligenz im Auto

Das Fahrzeug muss also »intelligent« genug sein, nicht nur die Aufmerksamkeit und Handlung zu erkennen, sondern auch die Intention des Fahrers richtig zu interpretieren. Intuitive Übergaben der Kontrolle an das Fahrzeug könnten durch Intentionserkennung viel besser gestaltet werden als dies heute bei ACC und Lane Keeping Systemen funktioniert. Ein Blick in den Außenspiegel und ein Druck aufs Gaspedal würden dann ein Überholen einleiten.

Auch bei aktiven Rückübernahmen der Fahrverantwortung durch den Fahrer nach längerer pilotierter Fahrt sollte vom System erstmal sichergestellt sein, dass dieser über ausreichendes Situationsbewusstsein verfügt und der Übernahmewunsch auch tatsächlich bewusst und nicht versehentlich kommuniziert wurde. Schlimme Folgen wären zu befürchten, wenn die manuelle Steuerung eingeleitet wird und der Fahrer dies nicht mitbekommt. Das Erkennen von Aufmerksamkeit und Fahrerintentionen sind also durchaus hilfreiche Informationen.

Auch Rückübergaben an den Fahrer müssen so gestaltet werden, dass ausreichend Zeit und Information verfügbar ist um Situationsbewusstsein herzustellen. Je nach Ablenkung durch Nebentätigkeiten und Verkehrssituation werden dafür derzeit 4 Sekunden bis 8 Sekunden veranschlagt. Dies sind allerdings Mittelwerte. In Ausnahmefällen dauert das Wiederherstellen des Situationsbewusstseins deutlich länger. Am Fall der Rückübergabe zeigt sich, dass es beim hochautomatisierten Fahren notwendig ist den Grad der Ablenkung und umgekehrt, das Situationsbewusstsein und die Bereitschaft des Fahrers zur Übernahme genau zu erfassen und in einem dynamischen Fahrermodell abzubilden.

Das automatiserte Fahrzeug muss also fähig sein, den Fahrer und sein Verhalten zu verstehen, seine Zustände konstant zu erkennen und seine Intentionen zu deuten. Diese neue Intelligenz ist deshalb Voraussetzung für die Mensch-Maschine Schnittstellen automatisierter Fahrzeuge. Wir bezeichnen diese Intelligenz auch als Fahrermodelle, die Fahrerzustände und Intentionen dynamisch abbilden. Als Konsequenz aus dieser Erkenntnis widmen wir den Vehicle Interaction Summit 2014 dem Thema: »Fahrermodelle für das automatisiert Fahren«.

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Frederik Diederichs

Maschinenversteher und Fahrsimulant am Fraunhofer IAO. Er erforscht, wie zukünftige Assistenzsysteme und Anzeigen im Auto aussehen müssen, damit sie sich positiv auf unser Erleben und Verhalten auswirken. Spaß an Mobilität kann man schließlich auch in Zukunft nie genug haben.

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