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Zukunft des Stadtverkehrs: »Umsteigen im Kopf«

IAO-Blogreihe zum Wissenschaftsjahr 2015: »Zukunftstadt«

Wie sieht die Stadt der Zukunft aus?
IAO-Blogreihe zum Wissenschaftsjahr 2015 – Zukunftsstadt
Teil 1: Die bewegte Stadt

Der Verkehrsinfarkt in unseren Städten kann auf eine einfache Formel gebracht werden: Je mehr Menschen ausschließlich ihren privaten PKW nutzen, desto mehr blockieren sie sich selbst, desto uninteressanter wird Autofahren in der Stadt. Was läge also näher, als auf alternative Verkehrsmittel umzusteigen? In urbanen Räumen sind aufgrund der hohen Dichte der Menschen zahlreiche Mobilitätsangebote vorhanden, rentabel und individuell kombinierbar. Die meisten Wege können auch ohne das private Auto, dem Garanten für direkte Wege von Tür zu Tür, zurückgelegt werden. Die Grundlage für nachhaltige Mobilität ist also vorhanden – und doch wird sie weit weniger genutzt, als sinnvoll wäre.

Die beste Verbindung zählt, nicht das Verkehrsmittel

Im Forschungsprojekt »Urbaner Mobilitätskomfort« haben wir urbane Mobilität als intermodale Mobilität definiert, also die Kombination verschiedener Verkehrsmittel. Rein rational spräche vieles für die intermodale Nutzung verschiedener Transportmittel. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus, wie das Verhalten der Testpersonen im Projekt gezeigt hat:Nur knapp die Hälfte (109 von 239) der getätigten Fahrten im Test waren tatsächlich intermodal. Und auch in anderen Studien, z.B. durchgeführt vom Verkehrsverbund Stuttgart, schätzen Befragte direkte Wege zum Ziel. Ist Intermodalität in unseren Städten also zukunftsfähig? Glücklicherweise sind die Wege im Zentrum der Städte so kurz, dass sie auf direktem Weg häufig mit einem einzigen öffentlichen Verkehrsmittel (in Kombination mit einem Fußweg) zurückgelegt werden können. Ergo wird der ÖPNV häufiger genutzt, wenn auch nicht intermodal. Auf längeren Strecken in der Region hingegen, beispielsweise vom Umland ins Zentrum, wird die Kombination von PKW und ÖPNV über Park-and-Ride-Angebote interessant. Kostengünstiger Parkraum im Umland und Stauvermeidung sind die Argumente für dieses Konzept. Das Beispiel zeigt, dass Autofahrer sehr wohl intermodal fahren, wenn attraktive Lösungen vorhanden sind.

Nachhaltige Mobilität: Beendet die absolute Vorfahrt für den PKW!

Aus Schaden wird man bekanntlich klug. Das heißt in unserem Fall überspitzt ausgedrückt: Zur Lösung des Verkehrsinfarkts sind nicht mehr Straßen notwendig, sondern weniger Parkplätze und letztendlich das Ende des Primats des individuellen Autoverkehrs. Ein Mobilitätssystem wie das unsrige, das flächendeckend direkte Verbindungen einseitig nur für den motorisierten Individualverkehr anbietet, sollte grundsätzlich überdacht werden! Wollen wir zukunftsfähige Städte für hochmobile Menschen schaffen und gleichzeitig nachhaltige Mobilitätsformen fördern, müssen wir in Betracht ziehen, bequeme aber schädliche Formen der Mobilität gezielt einzuschränken. Für manche Zeitgenossen mag das wie ein Angriff auf die heimische Automobilindustrie klingen. Doch auch hier steht der Instinkt entgegen: Mercedes, Porsche und Co. müssen den meisten Zukunftsszenarien zufolge nicht mit dem Rückgang der Fahrzeugkäufe in den kommenden Jahrzehnten rechnen, sondern das private Auto bleibt zukünftig einfach häufiger stehen… zugunsten des öffentlichen Nahverkehrs, der Stadtbewohner und der Umwelt.

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