Blogreihe: Mehr Resilienz in Produktionssystemen
Viele Unternehmen wissen, dass Resilienz wichtig ist. Doch wie wird aus dem Schlagwort ein Konzept, das sich unkompliziert in die betriebliche Praxis umsetzen lässt? Hier kommen Resilienzprinzipien ins Spiel. Sie fungieren als strategische Leitplanken, die Orientierung geben, ohne starre Vorgaben zu machen.

Prinzipien geben Orientierung

Prinzipien sind allgemeiner als konkrete Maßnahmen, aber konkreter als bloße Visionen. Sie helfen, betriebliche Resilienz gezielt zu gestalten, indem sie eine Richtung vorgeben, wie Fähigkeiten und Maßnahmen ausgerichtet werden sollen.

Beispiele für zentrale Prinzipien für mehr Resilienz

Im Rahmen des Forschungsprojekts »ResiNet« wurden 18 Prinzipien identifiziert, die für produzierende Unternehmen besonders relevant sind. Ein paar Beispiele verdeutlichen die Bandbreite:

  • Früherkennung und Prädiktion: Produktionssysteme, die mithilfe von Datenanalyse und KI drohende Störungen erkennen, verschaffen wertvolle Zeit zur Reaktion.
  • Diversität und Vielfalt: Unterschiedliche Lieferanten, Technologien und Kompetenzen verringern Abhängigkeiten und eröffnen neue Handlungsspielräume.
  • Redundanz: Kritische Funktionen werden doppelt abgesichert – sei es durch parallele Produktionslinien, Backup-Server oder alternative Transportwege.
  • Bricolage: Gerade KMU profitieren von Improvisationsfähigkeit: Kreative Lösungen mit vorhandenen Ressourcen haben in der Pandemie vielen Betrieben das Überleben gesichert.
  • Lernfähigkeit: Wer aus Fehlern, Störungen und Krisen systematisch lernt, verwandelt Unsicherheit in einen Innovationsmotor.

Ein konkretes Beispiel für gelebte Resilienz liefert das Siemens-Werk in Zug. Dort wurde Resilienz nicht nur als Strategie, sondern über digitale Transparenz, bereichsübergreifende Zusammenarbeit und nachhaltige Ressourcennutzung implementiert – ein überzeugendes Praxismodell für produzierende Unternehmen.

Mehr als ein Baukasten

Die Prinzipien entfalten ihre volle Wirkung nicht isoliert, sondern im Zusammenspiel. Diversität ohne Vernetzung kann zu Komplexität führen, Redundanz ohne Lernfähigkeit bleibt teuer und ineffizient. Erst durch die Kombination entsteht ein resilientes System, das sowohl Stabilität als auch Anpassungsfähigkeit bietet.

Warum ist Resilienz gerade für KMU relevant?

Oft wird Resilienz mit großen Konzernen assoziiert, die umfangreiche Ressourcen für Risiko- und Krisenmanagement haben. Doch gerade kleine und mittlere Unternehmen profitieren von Resilienzprinzipien. Sie bieten eine Art Kompass, der auch bei begrenzten Mitteln Orientierung gibt.

Ein KMU kann beispielsweise schon durch einfache Maßnahmen wie Lieferanten-Diversifizierung oder interne Wissensweitergabe große Fortschritte erzielen. Und das ganz ohne komplexe Managementsysteme.

Legen Sie los!

Resilienzprinzipien sind kein theoretisches Konstrukt, sondern ein praxisnahes Instrument. Sie übersetzen die Idee von Resilienz in greifbare Handlungsorientierung. Unternehmen, die diese Prinzipien bewusst verankern, schaffen die Basis für zukunftsfähige, widerstandsfähige Produktionssysteme – und sichern damit ihre Wettbewerbsfähigkeit in unsicheren Zeiten.

Habe ich Ihr Interesse am Thema Resilienz in Wertschöpfungsnetzwerken geweckt oder haben Sie konkreten Unterstützungsbedarf? Sprechen Sie mich an oder folgen Sie den Aktivitäten des Forschungsprojektes ResiNet der Fördermaßnahme des BMFTR »Dynamische Wertschöpfungsnetzwerke im turbulenten Umfeld – Aufbau von Resilienz in produzierenden Unternehmen via LinkedIn: Resipro

Blogreihe »Mehr Resilienz in Produktionssystemen«
Die vergangenen Jahre haben Unternehmen auf eine harte Probe gestellt. Produktionssysteme stoßen im Krisenfall schnell an ihre Grenzen. Effizienz allein reicht nicht mehr aus. Gefragt ist die Fähigkeit, auch unter widrigen Bedingungen handlungsfähig zu bleiben – kurz gesagt: Resilienz. Das Fraunhofer IAO unterstützt Sie gerne auf ihrem Weg zu mehr Resilienz. In dieser Blogreihe werden aktuelle Herausforderungen, Prinzipien und konkrete Pläne für die Praxis beleuchtet.

Leselinks:

Jessica Mack

Als Arbeitswissenschaftlerin erforscht sie die Möglichkeiten menschzentrierter Umsetzung von Industrie 4.0-Anwendungen im Produktionsumfeld. Auch privat steht bei ihr der Mensch im Mittelpunkt: Soziales Engagement und interkulturelle Kommunikation, besonders nach Asien, beschäftigen sie am Wochenende.

Autorenprofil - Website



Kategorien: Digitale Transformation, Nachhaltigkeit und Resilienz, Produktion und Wertschöpfung
Tags: