Die Coronakrise fordert von uns allen ganz neue Herangehensweisen und Lösungen im beruflichen Miteinander. Das Fraunhofer IAO hat deshalb eine Blogreihe gestartet, mit der wir schnell anwendbare Praxistipps weitergeben, gut funktionierende Beispiele vorstellen und Lösungswege während und aus der Krise aufzeigen wollen.
Es vergeht kein Tag, an dem nicht Berichterstattungen, Tipps und Tricks über den richtigen Umgang mit Home Office erscheinen. Denn wir erleben einen Experimentierraum ungeahnten Ausmaßes, was die Umsetzung virtueller Arbeitsformen angeht. Egal, ob Home Office oder virtuelle Konferenzen – in Zeiten der Pandemie sind virtuelle Arbeitsformen ein hochwillkommener Ausweg, wenn es gilt, die Arbeitsfähigkeit aufrechtzuerhalten und Meetings mit Kunden und externen Partnern zu ermöglichen. Sehr viele Unternehmen haben in Rekordzeit teilweise Dinge realisiert, die bisher lange Jahre oder Monate nicht möglich schienen. Sie sind damit organisatorisch wie technologisch große Schritte gegangen und haben viele Innovationen auf der Arbeitsebene ausgelöst.
Aber wir haben natürlich auch gemerkt, dass nicht alles funktioniert: Technische, organisatorische, prozessseitige oder auch juristische Limitationen sind vorhanden. Sei es, dass die Endgeräte fehlen, Software nicht remote nutzbar ist, noch sehr viel Papier unseren Büroalltag bestimmt oder sei es, dass wir häufig wenig Übung darin haben, über Distanz zu moderieren, zu delegieren und zu führen. Und natürlich hat auch die häusliche Situation im Home Office, die nicht selten mit »Home Schooling« kombiniert werden musste, ihr übriges getan. Doch ein Gefühl und eine gemeinsame Erkenntnis überwiegen: Es geht viel mehr als gedacht – da man einfach muss. Und das mit Stolz erfüllte Gefühl, alle gemeinsam auch ungewöhnliche Wege zu wagen, und alle in wechselseitiger Verantwortung Großartiges zu leisten. Das ist bei allem Negativen auch eine sehr positive Erfahrung.
Die Arbeit über Distanz wird uns noch eine Weile begleiten
Derzeit erleben wir die ersten vorsichtigen Lockerungen. Dennoch sind wir uns alle klar, dass »Distanz« neben Hygienemaßnahmen etc. noch lange Monate ein wesentliches Ziel unserer Arbeitsorganisation ist, da die Pandemie uns noch länger begleiten wird. Und es gibt durchaus auch Überlegungen, diese ursprünglich unfreiwillige Lernerfahrung auch dazu zu nutzen, im größeren Stil über orts- und zeitflexiblere Arbeitsformen nachzudenken, unser generelles (berufliches) Reiseverhalten zu überdenken und damit zukünftig auch einen Beitrag zu einem nachhaltigen Mobilitätsverhalten durch mehr Virtualität zu leisten. Nicht wenigen ist die vermehrte Erfahrung mit der Arbeit über Distanz auch ein Anlass, über die ein oder andere Büroflächenplanung noch einmal intensiv nachzudenken. Forscher aus der Schweiz haben vor einigen Wochen überdies die These in den Raum gestellt, dass gut funktionierendes Home Office nicht nur die Digitalisierung als solche beschleunigt, sondern auch den Export qualifizierter Arbeit ins Ausland. Hier deuten sich sehr grundsätzliche Diskussionen und Entwicklungslinien an: Hier das Argument der Rückbesinnung auf lokale Lieferketten, dort die Perspektive der nochmals beschleunigten internationalen Arbeitsteilung.
Lernerfahrungen aus der Krise systematisch nutzen
Von daher ist es für Sie und uns alle extrem wichtig, die gemachten Lernerfahrungen systematisch zu nutzen, um in der weiteren Ausgestaltung flexibler Arbeitsformen darauf aufzubauen. So ist es möglich, aus dieser schwierigen Zeit auch das Positive zu gewinnen und insgesamt als Organisation eine innovationsorientierte Weiterentwicklung zu vollziehen. Hierfür benötigen Sie möglichst konkrete Fakten. Wir führen deshalb gemeinsam mit der DGFP Deutsche Gesellschaft für Personalführung eine bundesweite Umfrage durch:
Die Umfrage wird nun 3 Wochen vom 5. bis zum 22. Mai 2020 online sein. Die Ergebnisse werden wir unter anderem auch in unseren IAO-Online-Formaten zur Verfügung stellen, um mit Ihnen die Ergebnisse zu diskutieren.
In einer zweiten Variante bieten wir Ihnen an, innerhalb Ihrer Organisation Mitarbeitende und Führungskräfte systematisch nach ihrer Einschätzung zu befragen und Ihre Ergebnisse organisationsspezifisch nur für Sie aufzubereiten. Wenn Sie daran Interesse haben, freuen wir uns im Team über Ihre Kontaktaufnahme.
Bleibt mir nur noch – von Home Office zu Home Office – einen weiterhin großen Arbeitsschwung und vor allem gute Gesundheit zu wünschen!
Home Office gut gestalten: Die Online-Sprechstunde des IAO
Leselinks:
- 9.7.2020: Kostenlose Kurzstudie »Arbeiten in der Corona-Pandemie – Auf dem Weg zum New Normal«
- Home Office als Beschleuniger des Arbeitsplatzexports (cieb.shinyapps.io)
- 5.5.2020: Fraunhofer IAO und DGFP untersuchen Einflüsse virtueller Arbeit auf Unternehmenspraxis in der Studie »Large Scale Home Office«
- Alle Blogbeiträge zum Thema »Coronavirus«
Kategorien: New Work / Connected Work
Tags: Coronavirus – First-Science-KIT: Blogreihe zum Corona Krisenmanagement, Distance Leadership, Führen auf Distanz, Home Office, Post-Corona
Sehr geehrte Frau Hofmann,
ich bin wirklich sehr gespannt auf die Ergebnisse der Home Office Studie. Wann sind denn erste Ergebnisse verfügbar?
Herzliche Grüße und Dank für eine kurze Rückmeldung
G. Rübling
Lieber Herr Rübling, die Studie liegt im Layout und wir planen die nächste Woche damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Wesentliche Ergebnisse werden wir auch themenweise in diesem Blog diskutieren. Danke für Ihr Interesse – und ja, ich darf gerne bestätigen, dass wir sehr interessante Ergebnisse sehen. Herzliche Gruesse von Josephine Hofmann
Ich bin gerade auf diesen sehr interessanten Blog gestoßen und bin an den Ergebnissen der Umfrage „ Large Scale Home Office“ interessiert. Es wurde im Blog erwähnt, dass die Ergebnisse hier veröffentlicht werden, ich kann sie aber nicht finden. Werden die Ergebnisse noch veröffentlicht?
Lieber Sebastian, danke für die positive Resonanz! Die Studie finden Sie unter https://www.iao.fraunhofer.de/lang-de/presse-und-medien/aktuelles/2298-corona-beschleuniger-virtuellen-arbeitens.html hier auf unseren Fraunhofer-IAO-Webseiten. Viele Gruesse von Josephine Hofmann