Ultraeffizienz ist eine Wortschöpfung, die im ersten Moment nicht immer schlüssig ist. Ich musste mich zu Beginn des Projekts daran gewöhnen. Jetzt benutze ich das Wort bereits sehr häufig und ohne noch darüber nachzudenken. Ultraeffizient meint, so das Verständnis des Projektteams der »Ultraeffizienzfabrik«, die Verknüpfung von Effizienz und Effektivität. Klingt selbstverständlich – ist aber das genaue Gegenteil: In der gängigen Praxis werden Strukturen und Prozesse entweder auf Effizienz (Wirtschaftlichkeit, gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis) oder Effektivität (Wirksamkeit, gutes IST-SOLL-Verhältnis) ausgerichtet und nur selten für beide Betrachtungsfelder optimiert. In der Folge entstehen betriebswirtschaftliche »Unwuchten«, weil jede Optimierung das Verhältnis von Effizienz und Effektivität verändert.

Ultraeffizienz: Das Ganze ist mehr als die Summe aller Einzelteile

Genau diesem Widerspruch möchten wir mit dem Projekt »Ultraeffizienzfabrik« begegnen. Ultraeffizienz meint dabei nicht nur die Optimierung einzelner Komponenten, sondern vor allem ihres Zusammenspiels und die Betrachtung möglichst aller Konsequenzen einer Optimierungsmaßnahme über einen längeren Zeitraum. Nur wenn alle Optimierungsmaßnahmen an ihrem Potenzial zur Steigerung von Effizienz und Effektivität gemessen werden, kann dieses Optimum erreicht werden. Da sich die Parameter der Produktion insbesondere in Deutschland in Zukunft wesentlich verändern werden, ist eine neue Dimension von Effizienz nicht nur notwendig, sie wird für viele Unternehmen gerade aus Hightech-Branchen sogar zu einem entscheidenden Standortfaktor werden.

Ein Standortfaktor der Zukunft

Heute herrscht in der Öffentlichkeit noch das Bild rauchender Schlote, lärmender Maschinen und gesundheitlicher Beeinträchtigungen durch Feinstaub und anderer Emissionen vor. Viele Produktionsstätten werden deshalb aus dem öffentlichen Leben in Randgebiete verlagert und quasi vor der Öffentlichkeit versteckt. Bei den immer stärker wachsenden Städten der Zukunft müssen neue Antworten auf das Verhältnis zwischen den produzierenden Unternehmen und ihrer Umgebung gefunden werden. Neue Konzepte und Technologien können dazu beitragen, ultraeffiziente Standorte zu entwickeln, die sich reibungslos auch in Ballungsgebiete integrieren lassen. In ihnen werden nicht nur Produkte hergestellt, sondern lebenswerte und hochqualifizierte Arbeitsplätze angeboten, Ressourcen optimal verwertet, Emissionen nahezu komplett vermieden und ein Standort in das soziale Leben des Viertels integriert. Das ist nur möglich, wenn die beiden unternehmerischen Leitparameter Effizienz und Effektivität mit einander in eine neue systematische Balance gebracht werden.

Ultraeffizienzfabrik – Ressourcenschonende Produktion in lebenswerter Umgebung

Für eine Ultraeffizenz-Optimierung müssen vor allem die Bindeglieder und übergeordneten Paradigmen detailliert analysiert und verbessert werden: Für unser Projekt haben wir fünf – für alle Betrachtungsebenen zutreffende – Handlungsfelder zusammengefasst:

  1. 1. Energie (erhält bereits durch Ansätze der Energieeffizienz hohe Beachtung).
    1. 2. Material (Ressourceneffizienz und Reduktion an Materialeinsatz sind seit längerem Themen in Unternehmen und Medien)
      1. 3. Emission (Abgase und Abwasser sind die bekanntesten Emissionen)
        1. 4. Mensch / Personal (bisher meist als notwendiges Humankapital betrachtet)
          1. 5. Organisation (Optimierung der Organisation ist oft Bestandteil von Projekten mit Beratungsunternehmen)

          Diese Handlungsfelder müssen im Gesamtkontext eines Standorts betrachtet werden: Global, regional (im Projekt Kontext Baden-Württemberg, lokal (urbaner Kontext), mit Bezug auf den unmittelbaren Unternehmensstandort (Fabrik), für die jeweilige Produktion und die einzelnen Prozesse.

          Konferenz Ultraeffizienzfabrik«: Praktischer Einstieg in die Zukunft der Produktion

          Für Unternehmer und Unternehmen zählen Fakten mehr als abstrakte Modelle und kühne Visionen. Deshalb lädt das Wissenschaftlerteam des Fraunhofer IAO am 9. Dezember 2015 zur Konferenz Ultraeffizienzfabrik ins Goldbergwerk nach Fellbach. Auf der Tagung ermöglichen wir einen praktischen Einstieg in das Konzept und Ansätze zur Erreichung von Ultraeffizienz nach den jeweils unterschiedlichen standort-typischen Faktoren. Dabei stehen meine Kolleginnen, Kollegen und ich für den Austausch zu Verfügung.

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          Michael Hertwig

          Entwicklungsingenieur im Competence Team »Digital Engineering«. Er forscht daran, wie Prozesse durch digitale Unterstützung optimiert werden können und wie die Produktion in der Zukunft aussehen kann. In seiner Freizeit engagiert er sich als aktives Mitglied im Verein deutscher Ingenieure e.V.

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          Kategorien: Advanced Systems Engineering (ASE)
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