Täglich geben Internetnutzer bedenkenlos persönliche Daten frei, wenn sie Webseiten besuchen oder online shoppen. Gleichzeitig betrachten sie kritisch, wie Unternehmen und Suchmaschinen sich mit eben diesen Daten zu »Datenkraken« entwickeln. Es wird Zeit, über eine neue Organisation von Datenschutz und Digitalisierung nachzudenken.
Der Wunsch nach Sicherheit – und die Wirklichkeit in der digitalen Welt
Die Deutschen sind Realisten beim Thema Datenschutz und Digitalisierung – und zeigen mit ihrer Einschätzung gleichzeitig das Dilemma des Datenschutzes in unserer zunehmend digitalisierten Welt auf: In unserer Zukunftsstudie stimmten 82 Prozent aller Befragten der These zu, dass die Absicherung elektronischer Geräte zukünftig wichtig sein wird, vor allem persönliche Daten sollen vor Verlust und fremdem Zugriff geschützt sein. Gleichzeitig wünschen sich rund 70 Prozent der Befragten, dass ihnen ihre Daten in Zukunft überall online zur Verfügung stehen sollen. 40 Prozent zeigen sich von dieser Vorstellung sogar begeistert.
Unbegrenzte Verfügbarkeit aller Daten und maximaler Schutz stehen dabei für die Menschen nur scheinbar im Widerspruch: Je mehr wir Cloud-Dienste für persönliche Daten wie Fotos, Musik und Dokumente nutzen, je mehr wir Tätigkeiten und Lebensbereiche wie unseren Einkauf oder unsere Bankgeschäfte digitalisieren, desto höher wird das Risiko von Cyber-Attacken. Die digitalen Konsumenten scheinen sich der Chancen und der damit verbundenen Risiken also sehr wohl bewusst zu sein. Auch in der Interpretation dieses Widerspruchs sind die meisten Befragten recht pragmatisch: Sie wägen bei der Datenfreigabe den jeweiligen Nutzen ab, sind also bereit für digitale Services mit ihren Daten als Gegenleistung zu »bezahlen«. Dass die Menschen mit ihren Einschätzungen zur Sicherheit das richtige Gefühl haben, bestätigen Daten des Bundeskriminalamts. Cyberkriminalität hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Immer häufiger werden Unternehmen zum Ziel von Hacker-Angriffen, Denial-of-Service-Attacken und Cyber-Erpressung. Die dabei entstehenden Schäden sind enorm. 2016 betrugen sie in Deutschland knapp 52 Millionen Euro (Bundeskriminalamt, 2017).
Auswege aus dem Daten-Sicherheits-Dilemma
Quelle: Zukunftsstudie 2027 #ichinzehnjahren. (Bei der Online-Befragung zur Zukunftsstudie 2027 #ichinzehnjahren haben im Februar 2017 knapp 3000 Menschen Zukunftsthesen bewertet.)
In unserer Studie fragten wir auch nach potenziellen Lösungen. Auch hier scheinen sich die Konsumenten erstaunlich pragmatisch zu verhalten:
Persönliche Cybersecurity: Rund 68 Prozent der Befragten scheinen für sich eine »kommerzielle Lösung« aus dem Dilemma der Datendigitalisierung gefunden zu haben:
Sie wollen in Zukunft Geld für Sicherheits-Apps, aber auch für Lösungen zur Cloud-Datensicherung, Versicherungen für Geräte oder Cyber-Risiken im Allgemeinen ausgeben.
Abschied von persönlichen Profilen: Viele Nutzer von Social-Media-Diensten und Online-Profilen offenbaren eine oft kritische Einstellung zur Datensicherheit in der Zukunft. Viele befürchten einen Verlust der Kontrolle über ihre persönlichen Daten. 48 Prozent der Befragten halten es für wahrscheinlich, dass sie in Zukunft kein ihnen direkt zuordenbares Online-Profil bei Diensten wie Facebook nutzen werden. Persönliche Daten werden also hinter unpersönlichen Profilen getarnt – was allerdings die Nutzung aller Dienste mit Authentifizierung ausschließt.
Cyberversicherungen: Cyber-Versicherungen sichern Unternehmen gegen die finanziellen Schäden, die im Zusammenhang mit Cyberkriminalität entstehen, ab. Neben der Haftpflichtversicherung, welche den Schaden von Kunden oder sonstigen Dritten deckt, beinhalten sie häufig eine Eigenschadenversicherung. Diese deckt Kosten, die mit der Wiederherstellung der Geschäftstätigkeit des Unternehmens verbunden sind. Zudem unterstützen Cyber-Versicherungen im Falle eines Angriffs durch Krisenmanagement, IT-Expertise sowie PR- und Rechtsberatung.
Customer Journey im Fall eines Cyber-Angriffs: Workshop am 30. November 2017
Die digitalen Konsumenten scheinen für sich Lösungsansätze gefunden zu haben, um mit dem Dilemma aus Datenschutz und Datennutzung umzugehen, doch auch ihre immer digitaleren Lebensräume müssen neben neuen digitalen Services zu einer neuen Cyber-Sicherheitskultur finden. Vor allem die deutschen Kommunen sollten frühzeitig an einer Sicherheitsagentur arbeiten, die das legitime Sicherheitsbedürfnis ihrer Bewohner mit den Möglichkeiten der »digitalen Kommune« verbindet.
Beim Workshop »Sicherheit im kommunalen Cyberspace« im Rahmen der »Morgenstadt-Werkstatt meets Digitale Zukunftskommune@bw« am 29. und 30. November werden wir deshalb das Thema digitale Sicherheit von Kommunen und kommunalen Versorgungsbetrieben vertiefen. Impulse kommen von Experten des Landeskriminalamts und Partnern aus dem Innovationsnetzwerk Digitalisierung für Versicherungen. Gemeinsam mit dem Fraunhofer IAO werden dann im Workshop die verschiedenen Rollen und die »Customer Journey« im Fall eines Cyber-Angriffs herausgearbeitet.
Leselinks:
- 29. und 30. November 2017: Morgenstadt-Werkstatt meets Digitale Zukunftskommune@bw:
- Innovationsnetzwerk Digitalisierung für Versicherungen: (http://s.fhg.de/innonetz)
- Fraunhofer IAO. Zukunftsstudie 2027 #ichinzehnjahren: (http://s.fhg.de/zukunft2027)
- Vodafone Institute. Big Data. Wann Menschen bereit sind, ihre Daten zu teilen PDF (www.vodafone-institut.de)
- Bundeskriminalamt. Cybercrime. Bundeslagebild 2016. (www.bka.de)
Kategorien: Digitalisierung
Tags: Cybersicherheit, Datenschutz, Digitalisierung, Morgenstadt-Werkstatt