Die Entwicklungen in Politik und Wirtschaft überschlagen sich regelrecht im Wochentakt und mit ihnen die Folgen für die produzierende Industrie und insbesondere deren mittelständischen Betriebe. Langfristige Planungen werden plötzlich obsolet, Risiken und Unsicherheiten steigen. Inmitten dieser Dynamik wird es immer wichtiger, Veränderungen bewusst zu reflektieren und belastbare Schlüsse für die Zukunft zu ziehen, um handlungsfähig zu bleiben.
Unternehmen brauchen wirkungsvolle Vorgehensweisen und Methoden, um mögliche Zukünfte systematisch zu analysieren und so die Grundlage für strategische Entscheidungen zu schaffen. Genau hier setzt die Szenariotechnik an: Sie macht durch einen fundierten Blick nach vorn, mögliche zukünftige Entwicklungen greifbarer – und erlaubt fundierte Entscheidungen selbst in volatilen Zeiten.
Wer komplexe Entwicklungen antizipieren und nutzen möchte, braucht eine strukturierte und faktenbasierte Vorgehensweise – von der Auswahl relevanter Trends über die Bewertung und Kombination bis hin zur Ableitung belastbarer Zukunftsbilder. Ein faktenbasiertes Vorgehen stellt sicher, dass die Szenarien nicht nur einzelne Meinung reflektieren oder wichtige Einflussfaktoren unberücksichtigt bleiben. Eine strukturierte Methodik erhöht die Effizienz im Prozess, da zielgerichtet auf ein Ergebnis hingearbeitet wird. Und sie erhöht die Qualität, da sichergestellt wird, dass die richtigen Methoden in einer optimalen Reihenfolge eingesetzt werden. Die Szenarien sollen schließlich der Grundstein für die Entwicklung von robusten Strategien und nachhaltigen Entwicklungspfaden für das Unternehmen sein. Mit Hilfe der richtigen Methodik ist auch sichergestellt, dass trotz der aktuellen, hohen Dynamik, die Szenariotechnik zu Ergebnissen führt, die eine solide Basis für eine langfristige Ausrichtung des Unternehmens bieten.
Neue Ansätze in der Szenariotechnik setzen inzwischen auf eine Kombination von bewährten Methoden (z.B. Cause-Effekt Analysen, Cross-Impact Balance Analysen) erweitert um KI-unterstützte Abläufe. So werden Large Language Models (LLMs) vermehrt eingesetzt, um Trends und Einflussfaktoren zu ermitteln. Das Clustern der Trends erfolgt inzwischen auch mit Hilfe von Data Mining-Techniken oder über das sogenannte Topic Modelling. LLMs können auch an weiteren Punkten im Prozess unterstützen: So zum Beispiel bei der inhaltlichen Beschreibung der Einflussfaktoren, der Entwicklung der Projektionen oder bei der textuellen und grafischen Umsetzung der Szenarien.
Die Schwierigkeit, die richtigen Prioritäten zu setzen
Neben globalen Faktoren wie geopolitischer Unsicherheit, Handelskonflikten oder technologischem Wandel stellen sich je nach Sektor ganz eigene Fragen:
- Energieintensive Branchen ringen mit der Frage, wie sie CO₂-Neutralität wirtschaftlich erreichen können.
- In der Bauindustrie geht es um Kostensenkung durch Modularisierung und Standardisierung.
- Die Automobilbranche muss den Spagat zwischen sinkenden Margen und massiven Investitionen in Elektromobilität und Software schaffen.
- Den Maschinen- und Anlagenbau hat aktuell viele parallele Herausforderungen. Er befindet sich mitten in der digitalen Transformation, erschließt neue Geschäftsmodelle und betritt Innovationsfelder wie grüne Technologien.
Trotz unterschiedlicher Herausforderungen stellen sich übergreifend die gleichen Fragen: Wie hängen all diese Faktoren zusammen, welche Entwicklungspfade sind denkbar – und wie kann das Unternehmen zukunftssicher aufgestellt werden, ohne alles auf eine Karte setzen zu müssen?
Szenarien entstehen im Dialog – nicht im Elfenbeinturm
Szenarien sind keine Aufgabe für einzelne Führungskräfte oder nur für die Geschäftsführung und auch nicht Aufgabe eines Assistenten der Geschäftsleitung. Sie leben von Partizipation und Vielfalt: Unterschiedliche Perspektiven, Erfahrungen und Wissensträger werden einbezogen – von politischen Rahmenbedingungen (»Wie stabil bleibt Europa?«) über technologische Entwicklungen (»Wann kommt Quantencomputing wirklich?«) bis hin zu gesellschaftlichen Trends (»Werden wir eine Gesellschaft der Radikalen?«). Die Bedeutung, unterschiedliche Perspektiven einzubringen und insbesondere das Wissen von Branchen- und Technologieexpertinnen und -experten nimmt durch die steigende Volatilität und Komplexität im Umfeld von Unternehmen zu. Es muss sichergestellt sein, dass kurzfristige Trends und Schwankungen im Unternehmensumfeld nicht als Basis für die Ausgestaltung der Szenarien herangezogen werden. Eine fundierte Szenariomethodik stellt sicher, dass der Fokus immer auf einer langfristigen Perspektive und den dazugehörigen Entwicklungspfaden liegt, wobei unterschiedliche Einflussfaktoren gemeinsam auftreten können.
Auf Basis objektiv recherchierter Daten, systematischer Bewertung und intelligenter Kombination der langfristigen Trends entsteht aus einer Vielzahl von Einflussfaktoren ein konsistentes und verständliches Bild der möglichen Zukunft.
Vorausschau mit System
Der bewährte methodische Ansatz des Fraunhofer IAO bietet genau dafür einen strukturierten Prozess in 4 Schritten:
- Identifikation, Priorisierung und strukturierte Bewertung relevanter Trends
- Simulation möglicher Entwicklungsrichtungen
- Ableitung und Aufbereitung konsistenter Szenarien
- Übersetzung in robuste, strategische Handlungsoptionen
Im Szenarioprozess setzen wir am Fraunhofer IAO auf eine Kombination aus bewährter Methodik und neuesten Technologien, um den Betrachtungsraum zu erweitern und die Ergebnisqualität zu steigern. Unsere Bewertungs- und Simulationsansätze sorgen dafür, dass das Ergebnis objektiv, nachvollziehbar und belastbar bleibt. Unsere Methoden helfen dabei, komplexe Zusammenhänge zu strukturieren, alternative Zukünfte zu identifizieren und strategische Entscheidungen auf ein stabiles Fundament zu stellen. Am Ende hat man ein aussagekräftiges Strategiepapier in der Hand – mit klaren Aussagen über die wahrscheinliche Entwicklung von Märkten und Technologien und welche strategischen Optionen daraus resultieren.
Durch den gezielten Einsatz von KI stellen wir sicher, dass die Informationsbreite, die man im Prozess verarbeiten kann, gesteigert wird – also mehr Expertenwissen und Fakten bei der Ausgestaltung der Szenarien berücksichtigt werden. Gleichzeitig werden bei der Analyse der Fakten subjektive Verzerrungen reduziert. Bei der Ausgestaltung der Szenarien ermöglicht der KI-Einsatz zusätzliche Konsistenzchecks oder hilft bei der Ausgestaltung der textuellen Beschreibungen. Text to Image-Systeme unterstützen bei der visuellen Darstellung der Zukunftswelten.
Mit unserer standardisierten Vorgehensweise – von der faktenbasierten Analyse bis zur simulationsgestützten Entwicklung robuster Szenarien – bieten wir Industrieunternehmen einen strategischen Kompass für die kommenden Jahre. Denn: Szenarien sind kein Blick in die Glaskugel – sondern ein Werkzeug, um Klarheit zu schaffen, wenn die Zukunft ungewiss ist.
Wenn Sie noch mehr über Foresight und unsere Szenariomethodik erfahren wollen, sind Sie herzlich eingeladen, an unseren Veranstaltungen in den nächsten Wochen teilzunehmen.
Leselinks:
- Business Breakfast – IAO-Foresight – Zukunftsfähiges FuE-Management für produzierende Unternehmen am 22. Oktober 2025
- 2-tägiges Seminar am 27. und 28. November 2025: Zukunftsfähiges Forschungs- und Entwicklungsmanagement
- Hier können Sie einen Blick in unsere Arbeitsweise und zu erwartende Ergebnisse werfen. Wir haben zusammen mit unseren Auftraggebern einen Blick in die Zukunft des Bergbaus gewagt
- Was unsere Kunden über unsere Arbeit sagen, finden sie hier. Wir haben auf Basis von Zukunftsszenarien eine Technologieroadmap für RHIMagnesita entwickelt.
Kategorien: Digitale Transformation, Zukunftstechnologien
Tags: Foresight, Prozesse, Szenario-Management, Themenwochen Foresight, Zukunftsszenario
Hinterlasse einen Kommentar