In meinem letzten Beitrag habe ich an dieser Stelle erklärt, wie wir in der ersten Phase unseres Innovationsnetzwerks Anwendungsfälle für die Industrie 4.0 erarbeitet haben. Jetzt wird es konkreter: Denn im Oktober 2015 ist die zweite Phase des Innovationsnetzwerks gestartet, und damit gehen wir von der Theorie in die Praxis über. Viele der Netzwerkpartner aus der ersten Phase sind dabeigeblieben, um die Früchte der gemeinsamen Theoriearbeit zu ernten und in Demonstratoren umzusetzen. Mit Audi hat sich sogar noch ein Big Player dazugesellt. Um die gemeinsame Arbeit näher an die Praxis heranzuführen, sind neben den Anwenderunternehmen und Verbänden nun auch Ausrüster Teil des Netzwerks: Denn ganz im Sinne der dualen Strategie, sowohl Leitmarkt als auch Leitanbieter für Industrie 4.0 zu sein, haben sich auch viele deutsche Unternehmen mit der Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen beschäftigt. Interessierte Unternehmen – ob Anwender oder Ausrüster – sind übrigens auch jetzt noch herzlich eingeladen, sich zu beteiligen.
Jetzt wird es konkret: Demonstratoren für Montage, Logistik und Instandhaltung
Mit Unterstützung der Ausrüsterunternehmen wollen wir im Innovationsnetzwerk in den nächsten 18 Monaten unter anderem Demonstratoren in den Bereichen Montage, Logistik und Instandhaltung konzeptionieren und umsetzen. Bei diesem Prozess sind erneut alle Netzwerkpartner hautnah dabei, um möglichst reale Anwendungsszenarien in den Demonstratoren abzubilden. Dazu diskutieren wir ihre aktuellen und individuellen Bedürfnisse, Fragen und Probleme. Das Kunststück dabei: Die Herausforderungen und Ziele der Unternehmen, den Auftrag der Verbände und das technologische Know-how und die Ideen der Ausrüster unter einen Hut zu bringen. Damit das klappt, steuern wir vom Fraunhofer IAO dem Dialog unsere arbeitswissenschaftliche Expertise bei.
Ideen für die neue Phase: zum Beispiel der Führerschein 4.0
Der offizielle Startschuss der zweiten Phase fiel im Januar 2016 in Form eines ersten Gesamtprojekttreffens am Fraunhofer IAO. Neben den ursprünglichen und neuen anwendungsinteressierten Netzwerkpartnern stellten dabei zahlreiche Ausrüster ihre Ideen und Technologien vor. Diese reichten von neuen Ortungstechnologien über webbasierte MES-Systeme bis hin zu innovativen Schulungs- und Assistenzkonzepten, mit denen der »Führerschein 4.0« entstehen soll. Um diese Ideen umzusetzen, haben wir fünf zweiteilige Workshops angesetzt. Im ersten Teil jedes Workshops wird die User Story für ein Tätigkeitsprofil innerhalb der Fabrik entwickelt. Diese »Geschichte« bildet die Grundlage für die konkrete Umsetzungsarbeit mit den Ausrüsterunternehmen. Jeweils sechs bis neun Monate später werden im zweiten Teil des Workshops anhand eines erlebbaren Demonstrators Auswirkungen und Details innerhalb der User Story diskutiert und bewertet. Die prototypische Umsetzung und die Erkenntnisse aus den Workshops am Fraunhofer IAO lassen sich anschließend innerhalb der Partnerunternehmen adaptieren. So werden die Hemmnisse abgebaut und das Unternehmen kann – endlich – mit einem konkreten Plan loslegen.
Noch sind auch die Unternehmen innerhalb des Innovationsnetzwerkes zaghaft in der Umsetzung von Industrie 4.0-Anwendungsfällen in ihren Fabriken. Durch die gemeinsame Arbeit im Netzwerk gewinnen sie jedoch stetig an Sicherheit und Know-how in der Umsetzung und können Probleme und Hemmnisse abbauen, um sich der wachsenden Komplexität innerhalb ihrer Produktion zu stellen.
Leselinks:
- Innovationsnetzwerk »Produktionsarbeit 4.0«: www.produktionsarbeit.de
Kategorien: Advanced Systems Engineering (ASE)
Tags: Industrie 4.0, Produktion, Produktionsarbeit, Produktionsarbeit der Zukunft, Produktionsmanagement
Hallo liebe Kollegen,
ein sehr spannendes Thema. Wenn man sich anschaut, dass mit Audi sogar ein „Big Player“ dabei ist, dann sieht man auch, in welche Richtung sich das Ganze entwickelt.
Grüße
Michael