Obwohl oder vielleicht gerade weil ich die Situation des Maschinen- und Anlagenbaus seit einigen Jahren mit Interesse verfolge, habe ich zunehmend Schwierigkeiten die Signale, welche die Branche in Bezug auf ihre wirtschaftliche Verfassung aussendet zu deuten. Vielleicht muss man aber in einer von Krisen und Turbulenzen geprägten Welt einfach anerkennen, dass die Zeiten eindeutiger Lageschreibungen vorbei sind. In jedem Fall lässt sich jedoch feststellen, dass weite Teile des Maschinenbaus wieder im Aufwind sind und einen deutlich anziehenden Auftragseingang verbuchen können. So weit so gut, wird jetzt wieder alles so wie vor der Krise?

Mit Dienstleistungen neue Märkte erschließen

Vor einigen Monaten hatte ich an dieser Stelle (https://blog.iao.fraunhofer.de/home/archives/239.html) die Durchführung einer Studie im Maschinenbau angekündigt, die darauf abzielt festzustellen, inwieweit sich Unternehmen mit Service Leistungen in neue, zukunftsträchtige Branchen, wie z.B. regenerative Energien hineinwagen und was dies für die Organisation des Service Geschäfts bedeutet. Die Idee zu dieser Untersuchung fußt freilich in der Überzeugung, dass viele Unternehmen mit strukturellen Herausforderungen auf ihren Stammmärkten konfrontiert sind und anders aus der Krise herauskommen werden als sie hineingegangen sind.

Uneinheitliche Signale

Bestätigen unsere empirischen Beobachtungen nun, dass Maschinenbauer mit neuen Leistungen in neue Märkte vordringen? Die Antwort lautet: Jein, womit wir wieder bei widersprüchlichen Signalen sind, die von der Branche ausgehen. Konkret gibt es Unternehmen, die mit branchenübergreifenden Services große Chancen verbinden und die hier schon konkret tätig sind. Auf der anderen Seite finden sich Firmen, welche die Idee, Leistungen für Märkte jenseits des Stammgeschäfts anzubieten für wenig erfolgversprechend oder aber für so neu halten, dass sie sich damit noch nicht auseinander gesetzt haben.

Bemerkenswert ist, worin sich beide Unternehmenstypen unterscheiden: Die maßgeblichen Unterschiede finden sich nämlich in der Organisation des Service Geschäftes. So gibt es offenkundig Firmen, die ihren Service bereits so organisiert haben, dass Sie nicht nur in der Lage sind, mehr Services für ihre eigene Installed Base anzubieten, sondern darüber hinaus auch Maschinen von Wettbewerbern oder gar branchenübergreifende Industrien mit Dienstleistungen bedienen können. Dabei scheint die Integration von Service und Vertrieb sowie von Service und Produktentwicklung eine besondere Rolle einzunehmen.

Erfolg durch Organisation

Es bleibt also die Erkenntnis, dass Wachstum und Innovation mit Dienstleistungen eine Frage der strategischen Ausrichtung und der Organisation ist. Wenigstens in Bezug auf diese Punkte existiert – Krise hin oder her – weiterhin Verlässlichkeit.

Eine kostenlose Leseprobe der Studie »Mit neuen Leistungen Zukunftsmärkte erschließen – branchenübergreifende Services im Maschinen- und Anlagenbau« findet sich unter http://www.iao.fraunhofer.de/images/downloads/leseprobe-mit-neuen-leistungen-zukunftsmaerkte-erschliessen.pdf. Die komplette Studie mit detaillierten Ergebnissen ist im IAO-Shop (https://shop.iao.fraunhofer.de/details.php?id=453) für 59 Euro erhältlich.

Bernd Bienzeisler

Grenzstellen-Wissenschaftler am Fraunhofer IAO. Findet hier optimale Bedingungen, um seinen Interessen zwischen technologischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen nachzugehen. Bevorzugt privat die Fortbewegung auf Zweirädern.

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Kategorien: Advanced Systems Engineering (ASE), Digitalisierung, Innovation
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