Einzigartige Funktionen oder eine hervorragende Benutzungsfreundlichkeit (Usability) galten lange Zeit als Zauberformel neuer digitaler Produkte. Inzwischen hat sich gezeigt: Der Funktionsumfang ist meist nach kurzer Zeit mit den Produkten der Konkurrenz vergleichbar und selbst eine problemfreie Nutzung führt nicht mehr per se zur begeisterten Kunden. Emotionsdesign entwickelt sich zum neuen Paradigma der Produktentwicklung.
Beziehungsmanagement zwischen Kunde und Produkt
Nicht erst seit dem Siegeszug des iPhones wissen wir, dass Nutzer emotionale Bedürfnisse an ihr Produkt haben. Entscheidend ist deshalb für die Entwicklung eines neuen Produkts: Löst es positive Emotionen beim Nutzer aus? Denn erst dann wird eine emotionale Bindung an das Produkt erzeugt, die Nutzungsfrequenz und -dauer erhöht und Nutzer sind bereit, ein Produkt in ihren persönlichen Netzwerken weiter zu empfehlen.
Ein Beispiel: Stellen Sie sich vor, sie sind Hersteller eines Fitnessarmbandes, das Ihre Daten wie zum Beispiel Schritte, zurückgelegte Strecken und Kalorienverbrauch messen kann. Sie wollen die App des Fitnessarmbands nun um das Angebot von Fitnessübungen erweitern.
Je nachdem, welche Bedürfnisse bei den künftigen Nutzern im Vordergrund stehen, sollte das digitale Angebot entsprechend gestaltet werden: Ist beispielsweise das Bedürfnis nach Verbundenheit mit anderen Menschen bei der Benutzung des Fitnessarmbands besonders relevant, so ist eine Umsetzung empfehlenswert, die einen Kontakt mit anderen Menschen herstellt, wie etwa ein Live-Coaching.
Sind jedoch Wettbewerb und Anerkennung grundlegende Bedürfnisse, dann könnte das Fitnesscoaching nach erfassten bzw. gesammelten Fitnesslevel individuell bereitgestellt und ein Vergleich mit anderen Nutzern ermöglicht werden. Auch eine Art Gold-Status aufgrund gesammelter Leistungen wäre denkbar. Exklusive Premium-Inhalte oder spielerische Boni machen aus einer technischen Funktion schnell eine positive Empfindung.
Das Produkt erfüllt nicht länger Funktionen, sondern emotionale Bedürfnisse und schafft Nähe und Bindung weit über klassisches Produktdesign hinaus.
Emotionsdesign mit Building Ideas
Wir am Fraunhofer IAO haben den methodischen Ansatz Building Ideas entwickelt, um die »emotionale Bindung« zwischen Nutzer und Produkt professionell konzipieren und gestalten zu können. Building Ideas hat ein bedürfnis- und empathieorientiertes Mindset und verfügt über leichtgewichtige Methoden, die bereits in der Praxis bewiesen haben, dass sich die Emotionen der künftigen Nutzer gezielt designen lassen. Während der gesamten Produktentwicklung, vom Kreativworkshop in der Produktfindungsphase bis zum Rollout des Produkts, lässt sich mit unseren Methoden herausfinden:
- Welche Bedürfnisse haben die Nutzer und was für eine Produkt- oder Serviceinnovation benötigen sie?
- Mit welchen Produkt- und Servicemerkmalen spreche ich meine Kunden am besten an?
- Wie sollen Produkte und Services gestaltet werden, damit positive Erlebnisse und Emotionen entstehen?
Wie eine Umsetzung in der Produktfindungsphase für Ihre digitalen Produkte aussehen kann, können Sie auf unserem Seminar und Workshop »Building Ideas – Mit Design Thinking und User Experience zu Innovationen« am 6. und 7. November 2017 in Stuttgart erfahren. Weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie hier: www.iao.fraunhofer.de/vk432.html.
Leselinks:
- Building Ideas in der Praxis:
www.hci.iao.fraunhofer.de - Design4Xperience – Auf Nutzerbedürfnisse eingehen:
www.hci.iao.fraunhofer.de/de/Projekte/design4xperience.html
Kategorien: Digitalisierung, Mensch-Technik-Interaktion
Tags: Design Thinking, HCI, Produktentwicklung, Usability, UX