Erinnern Sie sich daran, wie Sie Ihre Ideen vor 20 Jahren entwickelt haben? Wollte man eine Idee als Prototyp erlebbar machen, musste man mit Papier, Kleber, Stiften oder sogar Tabakpfeifenreinigern basteln und hatte nur wenig verfügbare Informationen im Internet. Ich habe mir schon zu dieser Zeit viele Gedanken hierzu gemacht, wie Innovationen wohl im Jahr 2020 entstehen werden. Coole Gadgets, wie die damals vorhandene 3D-Drucktechnologie, waren noch ein Privileg von Spezialisten, noch dazu gab es aufgrund der hohen Fertigungskosten immer nur Einzelstücke. Dann gab es Überlegungen, zukünftig alles nur noch virtuell zu erstellen. Und wo stehen wir heute?
Zeitsprung, 20 Jahre später: Vieles ist tatsächlich virtuell im Innovationsprozess. Aber es zeigt sich auch, dass eine schnelle haptische Umsetzung einer Idee oftmals immer noch hilfreicher als ein virtuelles Modell ist.
Heute gibt es so viele Möglichkeiten und Werkzeuge: Woher weiß ich jetzt, was für meinen Ideenentwicklungsprozess passt? Ist der jetzige Prozess des Prototyping bereits optimal und welche Werkzeuge unterstützen diesen am besten? Wie können wir als erfahrene Ingenieure von jungen Menschen lernen, die mit wenig Budget innerhalb kürzester Zeit eindrucksvolle Prototypen erstellen?
Als alte Hasen aus dem Innovationsmanagement haben wir hierfür die Antworten, müssen uns aber stetig die Frage stellen: Wie können wir das Innovationsmanagement weiterentwickeln?
Ideen sammeln, finden und weiterentwickeln: ein kurzes 1×1 der Methoden
Methoden zur Ideengenerierung und -ausarbeitung gibt es bald so viele wie Ideen selbst. Da stellt sich die Frage: Welcher Ansatz passt für welchen Zweck? Hier ein kurzer Überblick:
Ideengenerierung – Identifikation von konkreten Innovationsideen
- Brainstorming – Gruppenorientierte Ideenfindungsmethode, bei der in kurzer Zeit eine große Zahl innovativer Problemlösungsansätze gefunden wird
- Synektik – Systematische Verfremdung der Aufgabenstellung, um zu neuen und originellen Ideen zu gelangen
- 6-3-5 Methode – 6 Teilnehmer notieren jeweils 3 Ideen, diese werden 5 Mal untereinander weitergereicht.
- Morphologischer Kasten – Zerlegung des Problems in Parameter und Einflussgrößen, um die Gedanken besser systematisieren und neue Ideen entwickeln zu können
- Bionik – Analyse der Übertragbarkeit von Prinzipien der Natur auf technische Problemlösungen
- Funktionsanalyse – Funktionen werden in ihre verschiedenen Komponenten, Elemente, Aspekte etc. aufgegliedert und in Bezug auf ihre Kennzeichen, Merkmale oder Attribute abstrahiert, aufgeteilt, eingeordnet und bestimmt.
- TRIZ – Technische Prinzipien aus Patenten werden systematisch extrahiert und können für herausfordernde technische Fragestellungen zu Rate gezogen werden.
- Design Thinking – Kundenbedürfnisse durch Empathie verstehen, Lösungen entwickeln und mit Interviews herausfinden, ob die Lösung »den Nerv trifft«.
Ideenausarbeitung – Umsetzung von konkreten Innovationsideen
- Konstruktion / Design – Erstellung eines Konzept-, Geometrie- und Funktionsmodells (Digital Mock-up, Physical Mock-up und Virtual Product)
- Rapid Prototyping – Automatisierte, kostengünstige und schnelle Herstellung von Prototypen in den Anfangsphasen der Produktentstehung, z. B. mittels Stereolithographie, Laser Sintern und 3D-Printer
Prototyping während der Ideengenerierung
In einem üblichen Innovationsprozess folgt nach der Phase der Ideengenerierung deren Bewertung. Anschließend wird entschieden, für welche Ideen Prototypen gebaut werden. In manchen Bereichen ist es sinnvoll, einen virtuellen Prototyp zu erstellen, man denke an große oder sehr komplexe Produkte wie z. B. ein Auto oder ein Gebäude. Der Aufwand für solche virtuellen Modelle muss allerdings zuvor sinnvoll abgewogen werden.
Es geht aber auch anders. Spielzeugbauelemente helfen z. B., mechanische Konstrukte darzustellen. Mit diesen Bauelementen allein kann man jedoch schnell an Grenzen stoßen. Hier hilft der eingangs erwähnte 3D-Druck: Er ermöglicht es heute, schnell individuell gestaltete zusätzliche Komponenten herzustellen – vorausgesetzt, es existiert ein 3D-Modell davon.
Zusätzlich ist es ein Trend, nicht nur mechanische, sondern auch digitale Funktionen zu realisieren. Die Elektronik kann auf einfachste Weise durch Microcontroller wie Arduino- und Raspberry-Pi integriert werden.
Mit diesen neuen Techniken ist es möglich, innerhalb kürzester Zeit die Ideen in eindrucksvolle Prototypen zu überführen.
Storytelling mit Prototypen: Eine Idee erfolgreich vermitteln
Umfangreiche Prototypen schaffen es am besten, allen Beteiligten eine solide Informationsbasis bezüglich der Dimensionen, der Realisierbarkeit sowie des Nutzens eines Produkts zu vermitteln. Nur dann können Projektteams die internen und externen Stakeholder für eine Idee begeistern. Diese Prototypen müssen dafür noch nicht technisch ausgereift und final definiert sein. Sie sollen Vorständen und Kunden vor allem »die Geschichte erzählen«, die hinter der Idee steckt – denn diese bleibt haften und überzeugt am besten.
Wie Sie aus Ihrer Idee eine Erfolgsstory machen können, möchten wir Ihnen beim »Fast Track Innovating Camp« näherbringen.
Wir laden Sie dazu ein, die im Beitrag vorgestellten Tools und Methoden passend zum Mindset »Einfach mal machen« bei unserem »Fast Track Innovating Camp« am 20. November 2019 in Stuttgart auszuprobieren. In unserem Labor haben Sie die Möglichkeit, anhand weitreichender Tools einfachste Prototypen mit Mechanik, Elektronik und Software zu erstellen. Die Kombination dieser Komponenten wird meiner Meinung nach zukünftig noch viel stärker zunehmen. Wir freuen uns darauf, Ihnen dabei zu helfen, aus Ihrer Idee eine Erfolgsstory zu machen!
Leselinks:
- Fast Track Innovating Camp (www.iao.fraunhofer.de)
- Students teach Professionals- wie KMU von Studierenden lernen können (www.iao.fraunhofer.de)
- Blogbeitrag »Einfach mal machen«
- Neue Kooperationen zur Ideengenerierug (www.stern.de)
Kategorien: Innovation
Tags: Innovationsmanagement
Vielen Dank, sehr spannend. Müsste es nicht TRIZ statt TRITZ geschrieben werden?
Vielen Dank für den Hinweis. Ja es muss TRIZ heißen.