Sie und Ihr Team fangen gerade mit der Digitalisierungsstrategie für Ihr Unternehmen an? Sie wollen eine Projektidee konkretisieren, um den Denkprozess anzustoßen? Dann lohnt sich ein Blick in die Maker-Community, um sich ein paar Methoden abzuschauen, die Ihr Innovationsprojekt auf erstaunliche Weise beschleunigen kann – wie das geht, veranschaulicht der folgende kurze Einblick aus der Praxis.

Einer unserer Forschungspartner aus der Industrie wollte den Füllstand von Mülltonnen digital erfassen. Vorhandene Lösungsansätze lagen nach intensiver Recherche zwar vor, aber diese waren alle zu teuer für die hohe Anzahl der Mülltonnen.

Geht das nicht günstiger?

Und schneller? Unsere Erfahrung hat gezeigt: wer in kleinen Projekten schnell zu Innovationen kommen will, der ist gut beraten, einfach mal Dinge auszuprobieren. Die Maker-Bewegung ist eine technologie-basierte Erweiterung der Do-It-Yourself-Kultur. Maker, wie man die Anhänger dieser Kultur nennt, greifen bei der Umsetzung ihrer Selbstbau-Projekte auf neueste Entwicklungswerkzeuge und -Software zurück, um technische Probleme mit überwiegend kostengünstigen Komponenten zu lösen. Sie kommen aus allen gesellschaftlichen Gruppen und beruflichen Disziplinen. Ihr Arbeitsmotto lässt sich mit vier Wörtern beschreiben: »IMAGINE – MAKE – LEARN – SHARE«. Oder anders ausgedrückt: »Einfach machen!«.

Maker-Mentalität: Alle dürfen mitmachen, alle teilen ihr Wissen

Ein wichtiger Grundsatz der Maker ist die Open-Source-Mentalität. Details, Erfahrungen und Fortschritte von Maker-Projekten werden öffentlich und kommentierbar im Internet zur Verfügung gestellt. Dadurch ergeben sich Synergieeffekte, die die Entwicklungen anderer Maker beschleunigen und die Innovationstätigkeit begünstigen. Gerade Maker-Ideen wie beispielsweise das Feinstaubmessgerät von OK Lab aus Stuttgart oder die senseBox sprechen die Bedürfnisse der Menschen an und finden dadurch eine rasche Verbreitung.

Die erste Maker-Lösung als Innovationskatalysator

Zurück zum Thema »Erfassung des Füllstands der Mülltonne«: hier sind mehrere Maker-Projekte mit unterschiedlichen Sensoren als Mitmach-Videos im Internet veröffentlicht. Die Studierenden des Fraunhofer IAO brauchten keine zehn Minuten, um eine Maker-Lösung aus dem Internet nachzubauen. Anschließend wurde die Maker-Lösung mit einem zusätzlichen Internet-of-Things-Modul erweitert, so dass der Füllstand der Mülltonne über das Internet übertragen werden kann. Insgesamt kostet die verbesserte Maker-Lösung samt Visualisierungssoftware weniger als 12 Euro. Basierend auf den gesammelten Erfahrungen ist unser Forschungspartner nun außerdem über die aktuellen Sensor- und Übertragungstechnologien informiert. Das ist besonders hilfreich, um das Digitalisierungsprojekt mit passenden Technologien und Anbietern zu starten.

Erweiterte Komponenten aus dem BaKaRoS-Prototyping-Baukasten
Kinderleichte Montage des Sensors mit fischertechnik-Bausteinen
10-Minuten-Programmierung mit Arduino
Datenübertragung mit dem IoT-Modul
Leere Mülltonne
Volle Mülltonne

Die 1. Produktiteration: Künftiger Baustein Ihrer Digitalisierungsstrategie?

Die Maker-Arbeitsweise und -Werkzeuge haben das Potenzial, Innovationen im Unternehmen zu beschleunigen. Ein viel größeres Potenzial ist jedoch die Möglichkeit, mit Makern zusammenzuarbeiten. Ihr Ansatz, mit einem sogenannten »Minimum Viable Product«, wörtlich ein »minimal überlebensfähiges Produkt« könnte künftig ein wichtiger Baustein auch Ihrer Digitalisierungsstrategie werden. Denn diese erste funktionsfähige Iteration Ihres Produkts, ermöglicht es, agil und mit minimalem Aufwand den Kunden-, Markt- oder Funktionsbedarf zu decken und handlungsrelevantes Feedback zu gewährleisten.

Im Rahmen der Morgenstadt 2018 haben wir zwei Workshops unter dem Motto durchgeführt: »Schülerinnen und Schüler entwickeln ihre Ideen für eine gesunde Morgenstadt. Maker, Ingenieure, Studenten, Wissenschaftler und Designer arbeiten zusammen, um die Ideen der Teens an einem Tag weiterzuentwickeln.« Im nächsten Blogbeitrag werden wir über diese zwei Workshops berichten. Eins vorweg: es war ein ‚Clash of Cultures‘!

Die Erforschung eines neuen Open-Source-Prototyping-Ansatzes ist eines der Forschungsthemen des Fraunhofer IAO und weiterer Partner im Forschungsprojekt »BaKaRoS – Baukastensystem zur Realisierung optischer Systeme«. Das BaKaRoS-Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Fördermaßnahme »Open Photonik« gefördert. Das Projekt wurde Anfang Dezember 2016 gestartet und läuft bis Ende November 2019.

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Kategorien: Digitalisierung, Innovation
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