Der Juni 2025 war der heißeste in Europa seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Und mal ehrlich: Wir alle haben es gespürt. Egal ob beim Einkaufen, auf dem Weg zur Arbeit oder einfach beim Versuch, nachts ein Auge zuzubekommen. Die Hitze belastet uns im Alltag, körperlich wie mental. Da hilft nur Fenster zu, Rollläden runter und Eiswürfel in den Nacken. Klar ist, mit Hitzewellen müssen wir künftig rechnen und unser Leben entsprechend anpassen. Urbane Räume stehen dabei vor besonderen Herausforderungen.

Warum Hitzeplanung heute wichtiger ist denn je

Hitze ist nicht nur unangenehm, sie kann richtig gefährlich werden. Gerade für ältere Menschen, Kinder oder Menschen mit Vorerkrankungen kann die Belastung zur ernsten Gesundheitsgefahr werden. Hitzeschläge, Kreislaufprobleme und Atemwegserkrankungen treten in heißen Phasen deutlich häufiger auf.

In Städten verschärft sich das Problem noch weiter, denn zwischen Beton und Asphalt entstehen sogenannte »Hitzeinseln«, in denen die Temperaturen besonders hoch sind. Laut dem aktuellen Hitze-Check der Deutschen Umwelthilfe (DUH) leben mehr als 12 Millionen Menschen in deutschen Städten ohne ausreichenden Schutz vor Hitze. Die DUH kritisiert, dass viele Kommunen weiterhin keine wirksamen Hitzeaktionspläne haben, obwohl diese längst überfällig sind. Kein Wunder, dass immer mehr Städte versuchen, sich besser auf solche Extremsituationen vorzubereiten. Ein zentrales Werkzeug dafür sind kommunale Hitzeaktionspläne. Sie bündeln präventive Maßnahmen, unterstützen besonders gefährdete Gruppen und helfen, städtische Räume langfristig hitzeresilienter zu gestalten.

Blick nach Stuttgart

Mit dem im Sommer 2025 veröffentlichten Hitzeaktionsplan bündelt die Stadt rund 50 Maßnahmen, die dabei helfen sollen, die Stadt widerstandfähiger gegenüber extremer Hitze zu machen. Dazu gehören unter anderem digitale Hitzekarten, Echtzeit-Warnsysteme sowie die gezielte Versorgung vulnerabler Gruppen durch mobile Hitzeschutzangebote wie den Hitzebus des Roten Kreuzes. Über 115 öffentliche Trinkbrunnen und eine interaktive Karte mit »Kühlen Orten« unterstützen die Bevölkerung an heißen Tagen. (Falls du noch einen Ort kennst, der unbedingt auf die Karte muss, kannst du an folgender Umfrage teilnehmen.) Ergänzt werden diese Maßnahmen durch die schrittweise Begrünung und Entsiegelung innerstädtischer Flächen sowie die Nutzung klimatisierter Rückzugsorte wie Bibliotheken.

Smarte Hitzeplanung

Auch digitale Technologien helfen bei der Erhebung und Visualisierung von Temperaturdaten und unterstützen die zielgerichtete Planung und Kommunikation von Maßnahmen. Im Rahmen von Smart-City-Strategien setzen viele Städte auf datenbasierte Entscheidungsgrundlagen, digitale Bürgerbeteiligung und smarte Infrastrukturen, um der Hitze entgegenzuwirken. Wie genau das aussehen kann, zeigt ein Beitrag auf dem Smart City Dialog Blog, der die Chancen und Herausforderungen digitaler Hitzeplanung beleuchtet.

Governance als Grundlage wirksamer Hitzeschutzstrategien

Fest steht, dass Hitzevorsorge im kommunalen Kontext eine feste Verankerung in bestehende Strukturen braucht. Städte wie Los Angeles oder Athen setzen bereits auf Zuständigkeiten wie »Chief Heat Officers«, um das Thema ressortübergreifend und dauerhaft in der Stadtverwaltung zu integrieren. Stuttgart geht einen ähnlichen Weg: Klare Zuständigkeiten, interne Steuerungsprozesse und die Integration in verschiedene Verwaltungsbereiche. Nur wenn Hitzevorsorge strukturell verankert ist, kann sie wirksam und nachhaltig sein. Städte brauchen langfristige Strategien, gut abgestimmte Maßnahmen und die aktive Beteiligung von Verwaltung, Politik und Zivilgesellschaft. Werkzeuge wie die »Urban Governance Toolbox« aus dem Projekt »SMARTilienceGoesLive« zeigen, wie kommunaler Klimaschutz und kommunale Klimaanpassung (darunter Hitzeschutz) konkret, koordiniert und wissenschaftlich fundiert gestaltet werden kann.

Die Sommer werden heißer, das ist Fakt. Also: Trinken nicht vergessen, Schatten suchen und weiter an Hitzeplänen und entsprechenden Maßnahmen arbeiten, damit unsere Städte auch bei mehr als 30 Grad noch lebenswerte Orte bleiben.

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Sarah Kaltenegger

Sarah Kaltenegger forscht im Forschungsbereich »Stadtsystemgestaltung« und entwickelt Ansätze, um urbane Systeme widerstandsfähiger zu machen. Zur Steigerung der urbanen Resilienz verbindet sie technologische Innovation mit sozialer Verantwortung.

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Kategorien: Digitalisierung, Stadtentwicklung
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