Frauen machen rund 50 Prozent der Bevölkerung aus, sind jedoch in vielen Bereichen unterrepräsentiert – sowohl in den Daten, mit denen KI trainiert wird, als auch in den Teams, die diese Systeme entwickeln, und in den Führungsebenen, die über ihren Einsatz entscheiden. Diese Unterrepräsentanz führt nicht nur zu Verzerrungen in KI-Systemen, sondern bedeutet auch, dass wertvolles Potenzial ungenutzt bleibt. Unternehmen müssen handeln, um geschlechtsspezifische Systemfehler zu vermeiden.

Ein häufig genanntes Argument, wie es zu diesem Missverhältnis kam, ist der Mangel an Frauen mit einem IT-Abschluss. Tatsächlich liegt der Anteil von Frauen in IT-Studiengängen in Deutschland bei gerade ca. 20 Prozent. Doch die Entwicklung und Anwendung von KI erfordert weit mehr als nur technische Fähigkeiten. Die Entwicklung von KI-Lösungen erfordert Kompetenzen in Bereichen wie Ethik, Sozialwissenschaften, Kommunikationsfähigkeiten und Management, die Frauen aus unterschiedlichen Disziplinen mitbringen.

Folgen der Unterrepräsentanz von Frauen im Tech-Bereich

Die anhaltende Unterrepräsentanz von Frauen hat weitreichende Folgen für Innovationsprozesse und Organisationsergebnisse. Studien zeigen, dass vielfältige Teams kreativer und effektiver Lösungen entwickeln als homogene Teams. Ein Mangel an Geschlechtervielfalt führt zu einem begrenzten Spektrum an Perspektiven und Ideen, was die Innovationsfähigkeit in der Technologieentwicklung erheblich beeinträchtigen kann.

Zudem beeinflusst die geringe Präsenz von Frauen in Führungspositionen in Tech-Unternehmen und Start-ups direkt die Organisationspolitik und die Unternehmenskultur. Studien belegen, dass geschlechterdiverse Führungsebenen eine Schlüsselrolle dabei spielen, inklusive Richtlinien zu etablieren und eine vielfältige Arbeitsplatzkultur zu fördern, die Innovation und Zusammenarbeit stärkt.

Neue Rollen für Frauen in der KI-Branche

Die kontinuierliche Weiterentwicklung und Anwendung von KI schaffen neue Berufsbilder, die sowohl technische als auch nicht-technische Fähigkeiten kombinieren und einen hohen Grad an Interdisziplinarität erfordern. Diese Rollen bieten Frauen die Möglichkeit, ihre vorhandenen Kompetenzen einzubringen und sich in der Branche zu etablieren.

Dazu zählen beispielsweise:

  • Data Scientists, die Daten analysieren und in nutzbare Erkenntnisse umsetzen.
  • Ethik- und Governance-Expertinnen, die sicherstellen, dass KI-Systeme fair und verantwortungsvoll gestaltet werden.
  • KI-Interaktionsspezialistinnen, die sich auf die Gestaltung effizienter Eingaben und Interaktionen mit KI-Modellen spezialisieren.
  • Führungsrollen, die strategische Entscheidungen zur Entwicklung und Implementierung von KI treffen.
  • Moderationsrollen, die interdisziplinäre Teams koordinieren und den Austausch zwischen technischen und nicht-technischen Abteilungen fördern.

Häufig bleiben diese Türen – trotz Qualifikation – verschlossen, sei es durch strukturelle Barrieren oder aufgrund fehlender Möglichkeiten. Die Integration von Frauen in diese neuen Rollen ist nicht nur eine Frage der Chancengleichheit, sondern auch ein wichtiger Schritt, um das Innovationspotenzial der KI-Branche voll auszuschöpfen.

Die Rolle der abteilungsübergreifenden Digital Transformation Managerin

Rund 70 Prozent der Digitalisierungsprojekte scheitern, was die Herausforderungen bei der Entwicklung und Implementierung neuer Technologien verdeutlicht. Der Rolle des »Digital Transformation Management« kommt daher besondere Bedeutung zu. Wer diese inne hat, verbindet verschiedene Abteilungen, koordiniert interdisziplinäre Teams und stimmt Projekte auf die Unternehmensstrategie ab. Das erfordert technisches Verständnis sowie Fähigkeiten in Change-Management, Kommunikation und Führung – Kompetenzen, die Frauen häufig bereits mitbringen.
Auch in der digitalen Transformation stehen die Mitarbeitenden im Mittelpunkt. Der Erfolg solcher Initiativen hängt davon ab, dass die Belegschaft neue Technologien versteht, akzeptiert und kompetent anwendet. Der EU AI Act schafft hierfür einen klaren Rahmen: Er setzt Standards für Transparenz und Fairness in KI-Systemen und fordert Unternehmen dazu auf, durch AI Literacy-Schulungen ihre Mitarbeitenden auf die neuen Anforderungen vorzubereiten. Frauen können hierbei sowohl als Trainerinnen als auch als Führungskräfte eine entscheidende Rolle übernehmen.

Wollen Sie die Frauenrepräsentanz erhöhen, bzw. nachhaltig sichern?

Einige Unternehmen haben bereits Initiativen gestartet, um den Anteil von Frauen im Tech-Sektor zu erhöhen. Doch oft bleiben diese Maßnahmen hinter den Erwartungen zurück. Andere Unternehmen stehen noch am Anfang und suchen nach effektiven Strategien, um die Frauenrepräsentanz in bestimmten Bereichen oder Positionen zu steigern.

Eine besondere Herausforderung besteht darin, Frauen langfristig im Tech-Bereich zu halten. Studien zeigen, dass 90 Prozent der Frauen mit einem Abschluss in Informatik die Branche innerhalb von 20 Jahren wieder verlassen. Deshalb reicht es nicht aus, den Anteil von Frauen zu erhöhen – es muss auch ein Arbeitsumfeld geschaffen werden, in dem Frauen bleiben, wachsen und ihre Karriereziele erreichen können.

Wir unterstützen Sie dabei, Ihre Ziele zu definieren, eine Roadmap zu entwickeln und darauf aufbauend Handlungsempfehlungen abzuleiten. Unser Ansatz beginnt mit einer Status-Quo-Analyse, bei der wir sowohl Ihre aktuellen Recruiting-Maßnahmen als auch die Bedürfnisse Ihrer Belegschaft untersuchen. Gemeinsam begleiten wir Sie bis zur erfolgreichen Umsetzung Ihrer Ziele und helfen Ihnen, die Frauenrepräsentanz in Ihrem Unternehmen nachhaltig zu sichern.

Über das Thema AI Literacy des EU AI Act und was das für die Belegschaft bedeutet, können Sie im nächsten Blogbeitrag mehr erfahren.

Anamaria Cristescu

Anamaria Cristescu ist am Fraunhofer IAO im Forschungs- und Innovationszentrum KODIS in Heilbronn im Bereich KI & Diversität sowie Digitale Transformation tätig. Sie hält Vorträge und leitet Workshops zur digitalen Transformation sowie zum verantwortungsvollen Einsatz von KI-Technologien. Mit einem Abschluss im Digital Transformation Programm der Stanford University, ihrer Studie »Frauen im Bereich Künstliche Intelligenz: Rollen, Potenzialentfaltung und Unternehmensstrategien« sowie umfassender Erfahrung in Forschung und Praxis verfügt sie über tiefgehende Expertise im Aufbau digitaler und KI-Kompetenzen für eine ethische digitale Transformation. Darüber hinaus entwickelt sie Methoden und Handlungsempfehlungen zur Erhöhung und langfristigen Bindung (Retention) von Frauen im Technologiesektor und setzt sich aktiv für Diversität sowie die Förderung von Frauen in der Technologiebranche ein.

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Kategorien: Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, Nachhaltigkeit
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