Wie sieht die Stadt der Zukunft aus?
IAO-Blogreihe zum Wissenschaftsjahr 2015 – Zukunftsstadt
Der Begriff Hacking löst für gewöhnlich eine Reihe von klischeehaften Assoziationen aus: Das unberechtigte Eindringen in ein fremdes Computersystem (entweder FBI oder CIA), ausgeführt von einem Nerd, der im Keller seiner Großmutter wohnt und sich auf mindestens fünf Monitoren gleichzeitig – für den Laien verwirrende und für den Fachmann lächerliche – Programme anzeigen lässt. Entweder ist der Hacker ein in einschlägigen Kreisen (mit einem Pseudonym, in dem mindestens eine Ziffer als Buchstabe verwendet wird) bekannter Cyber-Krimineller oder die Schlüsselnebenrolle zur Rettung der Welt. Manchmal auch beides. In Hollywood.
Seit einiger Zeit jedoch ist die Verwendung des Wortes Hack inflationärer als der Rubel 1998 und weiter verbreitet als ein Irrglaube. Die zehn besten Beauty-Hacks (»Nie wieder ausgeleierte Spiral-Haargummis«, »Der Löffeltrick für den perfekten Augenaufschlag«, »Die schnellsten Beach Waves der Welt« – Anm.: Beach Waves in den Haaren und nicht beim Surfen, usw.); oder aber Life Hacks, die beschreiben, wie durch einen Trick, eine Abkürzung oder ein neuartiges Verfahren das Leben produktiver und effizienter gestaltet werden kann (Life Hacks zur Glückseligkeit gibt es natürlich auch).
Wenn also Computersysteme, die menschliche Schönheit oder aber das Leben selbst gehackt werden, dann ist es – nach der philonischen Aussageverknüpfung – nur naheliegend, dass man auch eine Stadt hacken kann…
HACK YOUR CITY STUTTGART
Im Rahmen des Wissenschaftsjahrs 2015 »Zukunftsstadt« hat die vom BMBF geförderte Initiative Wissenschaft im Dialog das Projekt HACK YOUR CITY initiiert. HACK YOUR CITY wurde bereits in Berlin, Dortmund, Dresden/Leipzig sowie in Karlsruhe ausgetragen und soll interessierte und engagierte Akteure zusammenzubringen, um in kleinen Gruppen konkrete Lösungen für aktuelle Stadtprobleme und Visionen zu entwickeln.
Zum Format schon mal so viel (mehr dazu in Teil 2): HACK YOUR CITY ist ein Hackathon. Hackathon lässt sich auf zwei Arten interpretieren. 1. Ein Marathon wird gehackt: Rosie Ruiz gewinnt 1980 mit 2:31:56 überraschend den 84. Boston-Marathon. Weil sie bei der Siegerehrung kaum schwitzt, werden die Veranstalter skeptisch. Es stellt sich heraus, dass sie bereits sechs Wochen zuvor beim New York Marathon während des Rennens in der U-Bahn gesichtet wurde. Oder 2. Ein Hack wird aufgrund seiner Dauer im übertragenen Sinne zum Marathon. An zwei aufeinander folgenden Tagen wird eruiert, entwickelt, gebastelt, gelötet und am Ende präsentiert. HACK YOUR CITY ist Letzteres.
Flanieren im Feinstaub mit kostenlosem W-Lan
So trafen sich am 10. Oktober 2015 dreißig enthusiastische und neugierige Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Samstagmorgen im Zentrum für Virtuelles Engineering ZVE des Fraunhofer IAO, um sich an den nächsten beiden Wochenendtagen darüber auszutauschen und Lösungen zu finden, wie man Stuttgart für seine Bürger lebenswerter gestalten kann. Kurze Lightning Talks gaben den Hobby-Stadtentwicklern Inspiration und kreative Anstöße aus unterschiedlichen Perspektiven. Joe Bauer, Stuttgarter Urgestein, Kolumnist und Begründer des Flaneursalons, beschrieb das Entdecken einer Stadt durch Flanieren (zielloses Umhergehen); Raphael Reimann, Digital Geographer und Urbanaut bei moovel lab stellte die Idee zur Integration von Visualisierungsmöglichkeiten zu verschiedenen Mobilitätsoptionen im städtischen Umfeld vor; Jan Lutz vom OK Lab Stuttgart erklärte das Konzept und die Philosophie seines Feinstaubsensors zur dezentralen und individuellen Messung von Luftverschmutzung in Stuttgart; und Norbert Fröschle vom Fraunhofer IAO erklärte gemeinsam mit seinem Kollegen Robert Klütz das Modell der Freifunker, eine nichtkommerzielle Initiative, die sich dem Aufbau und Betrieb eines freien Funknetzes, das aus selbstverwalteten lokalen Computernetzwerken besteht, widmet. Danach waren die Teilnehmer selbst gefragt, eigene Ideen zur Verbesserung der Lebensqualität in Stuttgart vorzustellen.
Und dann?
Welche Ideen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer präsentierten und welche davon an den beiden Tagen dann verwirklicht wurden, erfahrt Ihr nächste Woche im zweiten Teil dieses Blogbeitrages. Außerdem: wie es dazu kam HACK YOUR CITY STUTTGART am Fraunhofer IAO zu veranstalten und jede Menge Bilder vom Wochenende.
Weitere Informationen zu HACK YOUR CITY finden sich hier:
hackyourcity.de
Kategorien: Stadtentwicklung
Tags: Bürgerbeteiligung, Hack Your City, Hackathon, Morgenstadt, Städteentwicklung
super geschriebener text !
klasse idee !
– bin sehr auf teil II gespannt