Das Team entscheidet, ob aus einer Gründungsidee tatsächlich ein erfolgreiches Unternehmen wird. Deshalb investieren Kapitalgeber vor allem in das Gründungsteam und erst dann in deren Idee. Gilt das, was für agile Jungunternehmen (Start-ups) gilt, auch für Ausgründungen aus Forschungseinrichtungen?

Status Quo: Forschung spitze – Verwertung bescheiden

Der Wissenschaftsrat attestiert den deutschen Forschungsorganisationen und Universitäten ein Anerkennungs- und Strategiedefizit, wenn es darum geht, den Transfer von Forschungsergebnissen in Wirtschaft und Gesellschaft zu fördern. Laut Wissenschaftsrat gehen die deutschen Forschungseinrichtungen das Thema Transfer zu wenig strategisch an, und Wissenschaftler finden für ein Transferengagement weder die nötige Wertschätzung noch materielle Anreize.

Wie können umsetzbare, passgenaue Maßnahmen und Wege aussehen, die einzelne Forschungsorganisationen anwenden können, um die Verwertung ihrer Forschung und insbesondere Ausgründungen zu fördern? Ein zentrales strategisches Element ist die Zusammensetzung der Teams. Damit aus Forschungsteams Verwertungsteams werden, spielt Perspektivenvielfalt eine besondere Rolle.

Perspektivenvielfalt – das große Zauberwort

Auch ein Forschungsteam, das aus fünf Biologinnen besteht, wird einen gewissen Grad an Perspektivenvielfalt aufweisen. Doch um Verwertungs- und Ausgründungshindernisse zu vermeiden und abzubauen, sollten Forschungs- und Ausgründungsteams hinsichtlich ihrer professionellen Hintergründe, Ausbildungen und Arbeitserfahrungen vielfältig zusammengesetzt sein. Unterschiedliche fachliche (Ausbildungs-) Hintergründe (klassische Interdisziplinarität) und insbesondere unterschiedliche Werdegänge in Industrie, Unternehmertum und Wissenschaft sorgen für mehr Kreativität durch gegenseitige Impulse – und bessere Umsetzungsergebnisse. Warum?

Vielfältige Teams helfen dabei, Hindernisse im Verwertungsprozess zu überwinden!

Kritische Hindernisse, die Wissenschaftler davon abhalten, sich stärker in Verwertung und insbesondere Ausgründungen zu engagieren, sind unter anderem:

  1. 1. Das Vorurteil, dass Wissenschaft und Unternehmertum zwei komplett unterschiedliche Welten darstellen
  2. 2. Mangelnde Kenntnisse von Marktmechanismen und Industriebedarfen
  3. 3. Unzureichender Zugang zu Netzwerken und Kontakten
  4. 4. Das Fehlen von Rollenvorbildern
  5. 5. Das Fehlen von umsetzbaren, anwendungsorientierten Verwertungs- und Gründungsmodellen

Diesen Hindernissen kann mit der heterogenen Zusammensetzung von Forschungsteams begegnet werden: Die Kombination vielfältiger professioneller Hintergründe – mit und ohne Industrie- und Gründungserfahrung – eines Forschungsteams gewährleistet, dass Marktkenntnisse und Kontakt zur Industrie frühzeitig in Forschungsprojekte integriert sind und sich unterschiedliche Fähigkeiten ergänzen. Das heißt, von Beginn an werden Perspektiven und Bedarfe aus Wirtschaft und Industrie mitgedacht, verwertbare Ergebnisse und Ideen sind leichter verwert- und umsetzbar. Darüber hinaus ergänzen sich die Kontaktnetzwerke der Teammitglieder häufig – wer bislang »nur« in der Wissenschaft tätig war, erhält Zugang zu Industrienetzwerken, Industrieerfahrene hingegen zur Wissenschaftscommunity. Um das Verwertungsengagement von insbesondere von jungen Wissenschaftlern nachhaltig zu steigern, erscheint es sinnvoll, die Teams auch bzgl. ihrer Seniorität divers zu gestalten. Verwertungs- und gründungserfahrene Wissenschaftler fungieren so – neben den Vorteilen, die sie auf inhaltlicher Ebene beitragen – als Rollenvorbilder für die Nachwuchswissenschaftler und tragen dazu bei, Verwertungsoptionen als realistische Karriereoptionen zu betrachten.

Vielfalt in Innovationsteams erreichen!

Was für Start-ups gilt, gilt für sämtliche Teamzusammensetzungen, die Innovationen anstreben – sei es in Großunternehmen, bei Mittelständlern und insbesondere in der Wissenschaft. Für eine stärkere Verwertung von Forschung ist es essenziell, die passenden, sich ergänzenden Expertisen und Erfahrungen in Innovationsprojekten und -teams zu integrieren! Die frühzeitige Integration unterschiedlicher Perspektiven in Forschungsprojekte erhöht deren Verwertungspotenzial und kann das Verwertungsengagement der Wissenschaftler nachhaltig steigern.

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