Montagmorgen, 8 Uhr im Maschinenpark eines typischen Mittelständlers:
Die Produktion läuft auf Hochtouren, Steuerungen brummen, überall blinken Kontrollleuchten. Dazwischen: Laptops und Tablets, altgediente SPS neben neuen IoT-Sensoren. Wer wirklich den Überblick hat, fragt sich keiner so recht – zu groß die Vielfalt der Systeme, zu klein das Team. Und während das Tagesgeschäft ruft, bleibt das Thema OT-Security ein diffuses Sorgenkind zwischen Anforderungsliste, Excel-Flickenteppich und latentem Unbehagen: Zu komplex, zu teuer, zu wenig Leute – wie sollen wir das je stemmen?
Doch was wäre, wenn genau hier, in diesem scheinbaren Chaos, der Keim für ein systematisches Schutzschild läge?
Warum auch Mittelständler jetzt aktiv werden müssen?
Zunehmende Gefahren: 2024 berichten über 70 Prozent der befragten Unternehmen in einer Studie von Fortinet (siehe Leselinks), dass sie mindestens einen OT-Sicherheitsvorfall erlitten haben. Darüber hinaus werden die Angriffe im Zeitverlauf häufiger, die Angreifer gehen gezielter vor, die Schäden sind größer.
Existenzielle Risiken: Für Mittelständler kann ein Ausfall von OT unmittelbar existenzbedrohend wirken, da Puffer fehlen und langjährige Kundenbeziehungen auf dem Spiel stehen. Es geht also nicht nur um kurzfristige Einnahmeausfälle oder Kosten.
Mehr Vorschriften, mehr Prüfungen: Mit NIS-2 und Cyber Resilience Act steigen die Anforderungen – Ausflüchte wie »als Mittelständler sind wir zu klein« oder »zu beschäftigt« zählen nicht mehr.
Lange Anlagenzyklen: Altsysteme lassen sich oft nicht endgültig patchen oder absichern; daher ist ein strukturierter Ansatz noch wichtiger.
In unseren Projekten mit Industriepartnern sehen wir genau diese Themen und erarbeiten Lösungsstrategien, wie die bisherigen Blogbeiträge veranschaulichen (siehe Leselinks).
Überwältigt? Ja. Aber Ausreden zählen nicht mehr.
Die Kernbotschaft lautet: Man muss nicht alles auf einmal lösen. Aber man muss anfangen – es löst sich nicht von selbst. Und ohne Struktur bleibt das Thema ein Dauerproblem – die Risiken wachsen immer weiter.
Genau an dieser Stelle setzt unsere neue OT-Security-Studie an, die wir im Auftrag der Allianz Industrie 4.0 Baden-Württemberg erarbeitet haben. Sie greift unter anderem die in den Blogbeiträgen diskutierten Fallstricke auf und bündelt sie in acht praxiserprobten Handlungsfeldern, die speziell auf die Strukturen und Realitäten des industriellen Mittelstands zugeschnitten sind. Statt auf universelle Patentrezepte setzt die Studie auf realistische Schrittfolgen, so dass sich selbst mit knappen Ressourcen ein wirkungsvoller Grundschutz etablieren lässt. Von der Identifikation der »Kronjuwelen« über überschaubare Quick Wins bis zu praxistauglichen Notfallplänen – der Flickenteppich wird zum Schutzschild.
Wo fange ich an? Was sind die ersten Schritte – und wie geht es dann weiter?
Die Studie gibt Ihnen Orientierung.
Als Fundament führt sie in die acht wichtigsten Handlungsfelder für die OT-Security ein – von der Security-Organisation über Asset- und Patchmanagement bis Notfallmanagement.
Eine konkrete Roadmap zeigt auf, wie mit klarer Struktur, überschaubarem Ressourceneinsatz und pragmatischen Quick Wins ein Sicherheitsniveau erreicht werden kann, das vor allem alltagstauglich ist. Dies erleichtert den Einstieg in eine häufig als überwältigend wahrgenommene Thematik.
Beispiele und Best Practices knüpfen an die Erfahrungen an, die viele Unternehmen bereits im eigenen OT-Alltag gemacht haben, und helfen, aus unkoordinierten Einzelmaßnahmen eine verlässliche Schutzstrategie entstehen zu lassen.
Von der Theorie zur Umsetzung: Was sind typische Stolpersteine? – Wie Ihnen die Studie weiterhilft
Gerade wenn OT-Security nun mit Struktur und Systematik greifbarer erscheint, tauchen oft weitere Fragen und Bedenken auf: Was tun, wenn die Zeit fehlt? Wie anfangen, wenn Ressourcen oder spezielles Know-how knapp sind? Wie den Überblick behalten, wenn gefühlt überall Baustellen lauern?
Unsere Studie benennt diese praktischen Herausforderungen explizit – und liefert umsetzbare Wege, sie zu überwinden:
»Es fehlt Zeit und Geld.«
Viele Unternehmen schrecken vor OT-Security zurück, weil Budget und Personal begrenzt sind. Die Studie beschreibt bewusst Maßnahmen mit niedrigen Einstiegshürden: Schon kleine Schritte – wie die Benennung einer Ansprechperson für OT-Security, das Erfassen der wichtigsten Assets (zur Not per Excel) oder erste Zutrittskontrollen – erzeugen messbaren Nutzen, ohne großen Aufwand.
»Wir wissen nicht, wo wir anfangen sollen.«
Die Fülle an Empfehlungen und Anforderungen wirkt oft abschreckend. Genau deshalb ermöglicht die vorgestellte Roadmap eine klare Priorisierung: Sie gliedert OT-Security in überschaubare Schritte und Handlungsfelder – etwa Security-Organisation, Assetmanagement und Notfallmanagement – und macht so den Einstieg planbar. Bereits konkrete Maßnahmen für die kritischsten Anlagen bringen schnellen Sicherheitsgewinn.
»Wir haben keine eigene Security-Abteilung.«
OT-Security im Mittelstand ist kein Privileg großer Konzerne. Die Studie zeigt Wege für den Einstieg – selbst ohne Spezialabteilung: Dazu gehören die punktuelle Unterstützung durch externe Beratende, Nutzung von Vernetzungsangeboten und gezielte Qualifizierung des vorhandenen Personals. Auch der Austausch mit anderen Unternehmen (z. B. im Innovationsnetzwerk OT-Sicherheit) ist ausdrücklich empfohlen.
»Zu viele Baustellen, zu wenig Wirkung.«
Frust entsteht, wenn viele Einzelmaßnahmen versanden. Die Empfehlung: Konzentration auf Basics und konsequentes Umsetzen – regelmäßig getestete Backups, klare Notfallpläne, fokussiertes Assetmanagement. Im Sinne unseres Blogposts »Kein Backup? Kein Mitleid« gilt: Es sind die einfachen, beharrlich durchgezogenen Schritte, die die größte Resilienz schaffen.
Fazit:
Die Studie nimmt die Mittelstandsrealität ernst und bietet Lösungen, die mit geringem Aufwand in den Alltag passen. Sie macht Mut, dranzubleiben und Prioritäten zu setzen – so wird aus einzelnen Flicken ein wirksames Schutzschild.
Sie möchten mehr über OT-Sicherheit erfahren und sich mit Expertinnen und Experten zu diesem Thema austauschen? Am 18. September wird die Studie von uns auf einer Veranstaltung des VDMA zu OT-Sicherheit vorgestellt (Mehr Informationen zur Veranstaltung in den Leselinks). Darüber hinaus sind dort technische Vorträge und ein Praxisbericht geplant.
Leselinks:
- Download Studie »OT-Security im industriellen Mittelstand« bei der Allianz Industrie 4.0 Baden-Württemberg
- Fortinet »State of Operational Technology and Cybersecurity Report«, 2024
- VDMA-Veranstaltung 18. Oktober 2025 zur Präsentation der Studie
- Alle Blogbeiträge zum Thema OT-Sicherheit
- Angebote zu OT-Sicherheit des Fraunhofer IAO
- Innovationsnetzwerk OT-Security
Kategorien: Digitale Transformation, Nachhaltigkeit und Resilienz, Zukunftstechnologien
Tags: Cybersicherheit, HCI, OT-Sicherheit, Produktion
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