Es steht außer Frage, dass KI große Auswirkungen auf die Arbeit der Zukunft haben wird. Noch herrscht große Unsicherheit bei der Frage, wie dieser Wandel gestaltet werden kann und welche Maßnahmen dafür erforderlich sein werden. Datengetriebene Unternehmen beschäftigen sich mit technologischen Aspekten, der Qualität und Sammlung von Daten sowie rechtlichen Fragestellungen. Immer noch zu wenig beachtet wird dabei die Rolle der eigenen Belegschaft, doch gerade die eigenen Mitarbeitenden sind häufig die entscheidenden Gatekeeper für technologische Innovation.

KI-Mindset – was ist das eigentlich?

Unter KI-Mindset verstehen wir individuelle und kollektive Einstellungen und Haltungen der Mitarbeitenden zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz in ihrem Unternehmen. Sie sind eine entscheidende Grundbedingung, um den Einsatz von KI-Lösungen im Unternehmen in der Breite produktiver und effizienter zu gestalten. Dazu gehören zum Beispiel:

Data Culture – vom Wert der Daten

Anwendungen der Künstlichen Intelligenz benötigen Trainingsdaten als »Futter«. Je höher die Datenqualität, desto einfacher und effektiver der Einsatz von KI-Anwendungen. Dafür müssen alle Beschäftigten den Wert von qualifizierten Daten verstehen und leben. Ein Beispiel: Wenn ein Produktionsmitarbeiter bei auftretenden Fehlern lediglich auf »quittieren« drückt, ohne weitere Informationen anzugeben, dann gehen wertvolle Informationen verloren – wenn derselbe Mitarbeiter aber die Fehlerursache kurz beschreibt, dann können damit KI-Anwendungen trainiert werden, die dann bei einem ähnlichen Fehlerfall in Zukunft die Ursache erkennen können.

KI-Offenheit – »Ja, ich will«

Gerade das Schlagwort »Künstliche Intelligenz« wird in der Gesellschaft sehr ambivalent gesehen. Dystopische Erzählungen tragen dazu bei, dass bei Einigen Ängste entstehen und eine Abwehrhaltung gefördert wird – ebenso wie die Meinung, dass KI Arbeitsplätze wegnehmen könnte. Eine offene, positive Einstellung zu KI in der Belegschaft führt zu weniger Blockaden bei neuen KI-Projekten – und ermöglicht es somit, die Potenziale schneller und effizienter auszuschöpfen. Die Auseinandersetzung mit KI an ganz praktischen Beispielen, wie diese beispielsweise in den KI-Studios passiert, fördert den Abbau von Vorbehalten und die Erkenntnis, inwieweit die eigene Arbeit durch KI-Anwendungen bereichert werden kann.

Veränderungsbereitschaft – das lebenslange Lernen

Sich immer wieder in neue Gegebenheiten einzuarbeiten, ist herausfordernd. Gerade im Hinblick auf die rasante Entwicklung von KI ist es jedoch entscheidend, damit Unternehmen mit der erhöhten Veränderungsgeschwindigkeit mithalten können. Beschäftigte müssen bereit sein, sich kontinuierlich weiterzubilden und neue Fähigkeiten zu erlernen. Lebenslanges Lernen wird gerade in Zeiten rasanten technologischen Wandels zu einem zentralen Bestandteil der beruflichen Entwicklung. Unternehmen sollten daher Schulungs- und Weiterbildungsprogramme anbieten, um ihre Mitarbeitenden auf dem neuesten Stand der Technik zu halten und ihnen die Werkzeuge an die Hand zu geben, die sie benötigen, um erfolgreich zu sein. Eine Kultur der Veränderungsbereitschaft und des lebenslangen Lernens fördert nicht nur die individuelle Entwicklung, sondern trägt auch maßgeblich zum Erfolg des Unternehmens bei.

KI Know-how – erst wissen, dann nutzen

Nicht erst mit dem EU AI Act, der seit 1.2.2025 verpflichtend fordert, dass Mitarbeitende in Unternehmen zum Thema KI geschult werden, ist dieser Punkt im Bewusstsein vieler Entscheidungsträger angekommen. Gute Weiterbildung macht Arbeitnehmende nicht nur zu erfolgreichen Anwenderinnen und Anwendern von KI, sondern auch zu »menschlichen Supervisors«, die mögliche Systemfehler erkennen und korrigieren können. Ein typischer Systemfehler sind beispielsweise sogenannte »Biases«, Stereotype und blinde Flecke der KI, die zu unpassenden, unausgewogenen oder sogar diskriminierenden Entscheidungen führen können. Ein fundiertes KI-Wissen trägt nicht nur zur besseren Nutzung der Technologie bei, sondern fördert auch das Vertrauen und die Akzeptanz innerhalb der Belegschaft.

Menschliches Verantwortungsbewusstsein für die KI

Bei Personen, die in die Gestaltung von KI-Anwendungen einbezogen werden, benötigten wir Verantwortungsbewusstsein und die Bereitschaft, die Auswirkungen von KI in die Zukunft zu denken. Das Ziel sollte es sein, KI-Systeme so zu gestalten, dass sie ein positives Miteinander mit den Menschen ermöglichen. So genannte Algorithmic Management Systeme, die Arbeitsprozesse überwachen und steuern können (und beispielsweise in einer Lagerhalle den Einsatz von arbeitenden Personen planen), müssen mit Bedacht und Offenheit gestaltet werden.

Wie ist die Stimmung in den Unternehmen?

Im Projekt KI-Studios führen wir regelmäßig Workshops in Unternehmen durch, die für Fragestellungen rund um KI sensibilisieren sollen. Das Meinungsbild, dass dabei erhoben wurde, ist durchaus positiv: Viele der teilnehmenden Personen möchten mehr KI in ihrem beruflichen Alltag einsetzen und finden das Thema KI sehr spannend, wobei auch die Vorsicht nicht über Bord geworfen wird: Die Aussage »KI-Technologien sind zu gefährlich, um sie bedenkenlos bei der Arbeit einsetzen zu können« erhält ambivalentes Feedback.

Zustimmungswerte zu verschiedenen Aussagen bezüglich KI vor der Durchführung eines KI-Studios-Workshops.

Zustimmungswerte zu verschiedenen Aussagen bezüglich KI vor der Durchführung eines KI-Studios-Workshops.

Und jetzt?

Unternehmen, die ein positives KI-Mindset anstreben, sollten diese Anstrengungen als dauerhaften Prozess etablieren. Dabei kann ein unterschiedlicher Methoden-Mix zum Einsatz kommen: Sensibilisierungen und Online-Schulungen auf breiter Basis können mit vertieften Einheiten kombiniert werden: So bieten Instrumente wie »KI-Wochen«, »Intranet-Selbsttests« oder »experience labs« die Möglichkeit für die Belegschaft, niederschwellig und unkompliziert mit dem spannenden Thema KI in Berührung zu kommen. Ein erster Einstieg dazu könnte eine der Veranstaltungen aus KI-Studios sein. Für weiteren Austausch stehen wir gerne zur Verfügung!

Leselinks:

Das vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales geförderte Projekt KI-Studios, das die Sensibilisierung von Beschäftigten und Betriebsräten zum Thema KI adressiert:

Quelle: eigene Auswertung; Abbildung erstellt durch Chiara Pauly, Fraunhofer IAO

Doris Janssen

Wirtschaftsinformatikerin mit Faible für Human Factors. Denkt viel darüber nach, wie man Usability- und User Experience- Methoden so aufbereiten kann, dass sie auch in kleinen Unternehmen mit überschaubaren Ressourcen eingesetzt werden können.

Autorenprofil - Website



Kategorien: Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, Mensch-Technik-Interaktion
Tags: , , , , , , , ,