Hätten wir die 50 Führungskräfte, Personaler und Geschäftsführer auf unserer Open-Space-Veranstaltung »Führung im Spagat« am 30. Januar 2013 im Bildungszentrum des Bildungswerks der Baden-Württembergischen Wirtschaft gefragt: »Werden unsere Führungskräfte immer unfähiger?«, dann hätten die Teilnehmer hoffentlich alle unisono widersprochen. Die Realität heutiger Führungskräfte ist hoch komplex! Und das über alle Branchen und Unternehmensgrößen hinweg. Sie sind die entscheidenden Scharniere zwischen Management und Mitarbeitern, sie bewegen sich in einem ständigen Spagat wechselnder Ansprüche und multipler Kompetenzen. Das haben die Anliegen der Teilnehmer bewiesen. Sie haben in 12 Runden lebhaft ihren selbst empfundenen Spagat und ihre verschiedensten Herausforderungen mit eingebracht und diskutiert:

  • Führungskräfte sollen die Gesundheit der direkten Mitarbeiter fördern und gleichzeitig produktiv Ergebnisse verantworten.
  • Führungskräfte sind dem Unternehmen verpflichtet, sollen aber auch dem Mitarbeiter gegenüber loyal sein.
  • Führungskräfte sollen über fachliche Expertise führen und zur gleichen Zeit mit Charisma begeistern.
  • Führungskräfte haben die Aufgabe, Generation Y im Team zu integrieren und parallel tradierte, mächtige Netzwerke und Wissensressourcen der Baby Boomer zu sichern.

Angesichts der hoch liegenden Latte an Führungsanforderungen ist es kein Wunder, dass soziale Kompetenzprofile längst die Anforderungen an die fachliche Expertise überschritten haben. Die heute zu bespielenden Entscheidungs- und Handlungsebenen der Führungskräfte geben ihnen keine leichten Rahmenbedingungen! Alternativ denkbare Wege stehen sich oft paradox gegenüber, jede eingeschlagene Richtung scheint unerwünschte Nebenerscheinungen mit sich zu bringen. Die Arbeitswirklichkeit der Führungskräfte ist im Alltag oft durch Wahrnehmungen, Meinungen, Einstellungen oder Absichten geprägt, die nicht miteinander vereinbar sind. Sozialpsychologen diagnostizieren bei dieser Art von Störgefühlen: »Kognitive Dissonanz als Alltagszustand«.

Moderne Führungskräfte – ein Fall für den Psychologen? Mitnichten.
Unternehmenswelten sind heute von der ausgleichenden Arbeit, der »Reparaturkompetenz« ihrer Führungskräfte abhängig und von deren Set vielfältiger sozialer und unternehmerischer Kompetenzen. Und wie sich im Verlauf der Diskussion auf unserer Veranstaltung gezeigt hat, entwickeln Führungskräfte vielfältige Lösungswege im Managementalltag. Morgen werde ich hier auf dem IAO-Blog wichtige Aspekte dieser »hochloyalen Reparaturkompetenz« vorstellen.

Unser Open Space und die zusammengetragenen Führungsspagate sind der Ausgangspunkt dieser jetzt startenden Blogbeitragsreihe. Wir laden alle Führungskräfte und Personaler ein, die eigenen Eckpunkte einer loyalen Reparaturkompetenz aufzustellen und dazu im Nachgang zur Veranstaltung die kernigsten Diskussionen und Spannungsfelder gemeinsam zu beleuchten. Wir freuen uns auf Ihren Standpunkt!

Lesen Sie nächste Woche: »Führung in virtuellen Arbeitsstrukturen – Wo sind meine Mitarbeiter?«



Kategorien: New Work / Connected Work
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