Was haben Wurstverpackungen eigentlich mit der Dämmung von Häusern zu tun? Auf den ersten Blick nicht viel. Doch wenn man genauer hinschaut, zeigt sich, dass hinter diesen Produkten das gleiche technologische Prinzip steckt: Sowohl bei Wurstverpackungen als auch bei der Dämmung von Hauswänden geht es um effektive Diffusionsbarrieren. In völlig unterschiedlichen Bereichen werden also ähnliche Funktionen benötigt, denen eine gemeinsame Technologie zugrunde liegt.
Was für Produkte üblich ist, steht bei Dienstleistungen erst am Anfang
In der Produktwelt ist diese Denkweise, systematisch »über den Tellerrand zu blicken« und die Technologiefunktionen auf völlig neue Anwendungsbereiche zu übertragen, bereits angekommen. Im Dienstleistungssektor ist diese Herangehensweise dagegen noch unbekannt. Dienstleistungen werden eher bedarfsorientiert im bekannten Anwendungsbereich entwickelt. Dabei könnte deren Marktpotenzial noch viel größer sein! Wie kann es auch bei Dienstleistungen gelingen, die dahinterliegenden Funktionen zu erkennen und für diese in völlig anderen Bereichen neue, attraktive Dienstleistungen zu finden?
Dieser Frage wollten wir auf den Grund gehen. Dafür haben wir die Herangehensweise in der Produkt- und Technologieentwicklung unter die Lupe genommen und geprüft, ob und wie sie sich auf technische Dienstleistungen übertragen lässt.
Als Beispiel haben wir folgende Dienstleistung ausgewählt: »Welche neuen Anwendungsfelder gibt es für einen Dienstleister, der bislang für seine Kunden Papierarchive (Belege, Rechnungen, Verträge) digitalisiert?«
Dabei gab es eine Reihe von Herausforderungen zu meistern:
- Funktionale Beschreibung von Dienstleistungen:
Im Produktbereich gibt es bereits Listen mit technischen Verben, die dabei helfen, die Funktionen von Technologien genau zu beschreiben. Für Dienstleistungen gibt es solche Listen bislang nicht. Deswegen haben wir ausgehend von technischen Verblisten einen Pool an Verben zur Beschreibung von technischen Dienstleistungen angelegt. - Übertragbarkeit des funktionalen Ansatzes:
Produkt- und Technologiebeschreibungen sind sowohl präzise als auch systematisch hinterlegt und damit vergleichbar aufgebaut (z.B. als Produktblatt). Beschreibungen von technischen Dienstleistungen sind ganz unterschiedlich und meist weder untereinander noch mit den technischen Beschreibungen vergleichbar. Dies erschwert die Übertragbarkeit des Ansatzes. Wir haben deswegen die Beschreibung für die Dienstleistung mithilfe von Kategorien systematisiert. - Datenquellen:
Um neue Anwendungsfelder zu finden, braucht man große Datenmengen, die systematisch durchsucht werden können. Bei Technologien können Patente und Veröffentlichungen genutzt werden, aber bei Dienstleistungen? Wir haben auch hier recherchiert und sind auf aussichtseiche und verfügbare Quellen gestoßen, welche wir bzgl. der oben aufgeführten Fragestellung getestet haben.
Das Ergebnis: »Service Spotting« findet systematisch neue Anwendungsfelder für Services
Die Herangehensweise, die man aus dem Produktbereich kennt, ließ sich zwar nicht eins zu eins auf Dienstleistungen übertragen. Der Initialaufwand, um das Vorgehen auf Dienstleistungen anzupassen, war recht hoch. Doch wir haben so eine Grundlage geschaffen, die es möglich macht, das funktionale Prinzip einer einzelnen Dienstleistung zu erfassen, systematisch zu beschreiben und im Smart Data neue Anwendungsfelder dafür zu finden. Mit »Service Spotting« erweitern wir somit unseren Innovations-Baukasten, um speziell Dienstleistungsunternehmen auf ihrem Weg in neue Märkte zu unterstützen.
Und was wurde aus den eingescannten Belegen?
Unser Dienstleister scannt jetzt nicht mehr nur für Banken und Versicherungen Belege und Verträge ein: Stattdessen digitalisiert er auch für Architekten und Bauingenieure technische Zeichnungen (Stichwort Kreatives Vectoring) oder übernimmt für Energieversorger die Fernabfrage von Zählerdaten. Die Suche war ein voller Erfolg!
Wollen auch Sie mit Ihrer Wurstverpackung aufs Dach? Wir helfen Ihnen gern dabei!
Kategorien: Innovation
Tags: Dienstleistungsentwicklung, FuE-Management, Innovationsmanagement, Technologiemanagement